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Freitag, Januar 26, 2018

Gesundheitssystem Taiwan: Ärzte, Krankenhäuser (Update)

Erst durch eine 2015 im "Tri-Service"-Krankenhaus NeiHu schief gelaufene Behandlung habe ich so richtig begriffen, wie Taiwans Medizinsystem funktioniert. Hier ein Überblick.

0. Blutspende-Wagen

Blutspendewagen nehmen kein Ausländerblut an (oder kippen es weg, wenn man drauf drängt, vermute ich). Das erklärt sich durch gesetzliche Regelungen, weil Ausländer reisen und andere Länder natürlich andere Krankheiten haben. Außerdem glauben Taiwaner ohnehin, Ausländer hätten HIV und BSE im Blut ;-)





1. Apotheken

... gibt es so in Taiwan eigentlich nicht. Was sich hier Pharmacy (Apotheke) nennt sind eigentlich eher Drogerien, eventuell mit Megaphon-Werbeaktion "Ein Ei, ein Becher Tee und 1 Stück Seife für 10 Taiwandollar (NT)". Hier gibt es also auch Shampoo (mit Schwerpunkt auf Medizinischem), dann aber wieder große Lücken im Sortiment. Nagellack zum Beispiel haben sie üblicherweise nicht (weil man das eher im Seven-Eleven Kioskmarkt kauft). Medikamente kauft man praktisch nur in Selbstmedikamentation. Ist ein Medikament nicht vorrätig ist der Verkäufer meist unwillig es zu bestellen, selbst wenn er einigermaßen Englisch kann. Drogerie eben. Verschreibungspflichtige Medikamente (hier hat Taiwan ähnliche Regeln wie Deutschland) gibt es nicht frei zu kaufen.
Aus Deutschland bekannte Medikamente gibt es eher selten. Ärzte teilen Pillen selber zu, daher gibt es eben kein richtiges Apothekerwesen.
Äußerlich erkennbar am typischen klassischen Drogerieäußeren (eher nicht wie DM oder Rossmann, sondern wie es früher auch in Deutschland war), meist mit dem Logo von Taiwans Einheitskrankenkasse National Health Insurance  (NHI) versehen (zwei grüne Männchen im blauen Kreis). Beispielfoto.
Öffnungszeiten 9-22 Uhr oft.

2. Ärzte mit eigenen Praxen

...sind fast alle nur HNO-Ärzte, weil Taiwan wenigstens im Norden zwar monatelang niedrige Temperaturen (etwa Nov-Feb) von +3 bis +18 Grad hat (die Ausreißer nach unten sind das interessante), aber die Gebäude meist keine Heizung haben (Hotels, Kioskmärkte etc. meist ausgenommen). Ich benutze diese Ärzte aber auch einfach als Allgemeinmediziner, in Ermangelung von solchen. Gelegentlich versuche ich eine Verbindung zur Nase herzustellen, wenn ich den Arzt noch nicht so genau kenne. Etwa: Mein Daumen wird dick weil Junior draufgebissen hat, aber ich habe auch einen Pickel auf der Nase).
Mit der taiwanischen NHI-Karte (grüne Krankenversicherungskarte von der staatlichen Krankenkasse) erhält man eine bunte Tablettenmischung für 3 Tage (Tüte verrät was drin ist, Beipackzettel sucht man vergebens) mit meist viel Antibiotika. Schnell soll es wirken, damit der Kunde zufrieden ist und wiederkommt. Taiwanische Ärzte arbeiten lang und verdienen wenig. Unterschiedliche Öffnungszeiten, meist wochentags abends und auch am Samstag tagsüber und abends, manchmal auch Sonntag Abend. Praxisgebühr von 200 NT bei jedem Besuch zu zahlen wenn man sich mit der NHI-Karte registriert. Am 4. Tag und oft danach kommt man manchmal einfach wieder und sagt "Gei woa wode jao" (etwa: "Gäj woa woade jau") und erhält dann ohne zum Doc reinzugehen die selben Medikamente.  Verstopfte Nasen werden vor Ort abgesaugt und man kriegt was in den Hals gesprüht.

Sind die Arztpraxen tatsächlich Allgemeinmediziner oder Internisten (meist Gemeinschaftspraxen), dann fehlt meiner Erfahrung nach der Punkt, wo sie einem sagen "ich komme nicht weiter, geh ins Krankenhaus zum Spezialisten" sondern sie behandeln stur mit der letzten Pillenmischung weiter.

Ohne NHI-Karte legt man den Pass vor und geht meist mit 1000 bis 2000 NT Kosten wieder raus (etwa 25-50 Euro umgerechnet). Man kann dann eine Medikamentenverlängerung gleich dazu kaufen.

In winzigen Praxen, die letztes Jahr noch ein kleiner Supermarkt waren und nächstes Jahr vielleicht ein Nudelrestaurant, sitzt der Doc hinter dem Tresen hinter einer Pappmascheewand hinter einem Vorhang (größere Praxen gibt es auch). Manchmal ist so viel Betrieb (insb. bei Hautärzten), dass die Türe (wenn vorhanden) zum Wartezimmer gleich offen steht und der nächste Patient schon mit im Wartezimmer steht und der letzte sich noch die verarzteten Furunkelfüße reibt. Nicht mit Sandalen in die Blutlache treten. Desto voller, desto unsauberer. Die kleinen HNO-Buden sind aber meist sauber.

2a. Privatärzte

Eigentlich soll in Taiwan jeder in der NHI sein und jeder Arzt muss ein Kassenarzt sein. In der Praxis gibt es aber offenbar reine Privatklinken, etwa den "Dr. Wu" in Taipei, der vor etwa 12 Jahren jedenfalls ohne NHI-Karte als Hautarzt tätig war, allerdings gepaart mit einer Wellness-Klinik, so dass der Grenzbereich zwischen Salbe für Entzündung und Salbe zum Jungaussehen wohl versicherungstechnisch verschwamm. Mittlerweile finde ich vom Dr. Wu nur noch eine Kosmetiklinie, die sich die Damenwelt hier reichlich auf die Pelle schmiert.

2b. Chinesisch-Traditionelle Ärzte

... sind mit NHI-Zeichen draußen genauso offiziell wie die "westlichen Ärzte/Western Doctors" und diagnostizieren mit vulkanischer Gedankenverschmelzung über Anfassen am Handgelenk (nicht an der Schläfe wie bei Startrek). Mein Katra zu deinem Katra, aha, du hat gerade Süßes gegessen, sollst du doch nicht. Man kriegt für 1000 bis 4000 NT ein Mischpulver verschrieben, das meist nach Baumrinde riecht (also vermutlich u.a. ein natürliches Aspirinpulver enthält, was das Blut verdünnt). Diese Medikamente wirken bei Dauereinnahme tatsächlich. Man sieht oft viele natürliche Blütenzutaten in den Gläsern in der Apothekensektion. Leider kam es in der Vergangenheit immer wieder dazu, dass Zutaten aus der VR-China verwendet wurden die massiv mit Schwermetallen und evtl. auch hohen Cortisondosen versehen war. Der Tod des Patienten etwa durch aktues Nieren- oder Leberversagen ist eine extrem seltene aber durchaus manchmal vorkommende Randerscheinung der Behandlung.

Tri-Service Hospital NeiHu


3. Zahnärzte

... lehnen schon mal die Behandlung ab, weil sie voll sind oder so, selbst bei Schmerzen. Jedenfalls auf dem Lande. Der Behandlungsstuhl hat evtl. noch den Schweiß vorm Vorpatienten auf dem Latex und der Schwenktisch ist noch voll mit Abfall mit Vorpatienten, es sei denn man hat einen der wenigen sauberen Dentisten. Meist stehen zwei bis vier Stühle direkt nebeneinander, oft einsehbar von der Straße durch das Schaufenster (war letztes Jahr noch ein Dumpling-Restaurant und vorletztes ein Nagelstudio) und immer einsehbar vom Wartezimmer. Schreit man gleich weniger und zappelt auch nicht so. Auf NHI-Karte kann man sich alle drei Monate gratis die Zähne überprüfen und saubermachen lassen.

4. Spezialisten

... sind fast immer in Krankenhäusern niedergelassen, wo es den OPD-Tresen (OPD = Out Patient Department) zur Registrierung gibt. Besonders beliebt bei ausländischen Patienten ist das lange Formular voll und ganz in chinesischen Schriftzeichen. Einen Termin vereinbart man eigentlich vorher, um episch lange Wartezeiten zu vermeiden, was über komplett in Chinesisch geschriebene Webseiten geht (Ausnahme offenbar hier). Hat man eine Nummer, sucht man erst mal das Sprechzimmer und registriert sich dann erneut entweder durch Einstecken der NHI-Karte in einen modernen Tablettcomputer in der Wand, der einen dann auf der Warteliste automatisch aktiviert oder indem man die Sprechstundenhilfe abfängt und ihr die NHI-Karte und den Registrierungsschrieb in die Hand drückt. Wer keine NHI-Karte hat muss auf jeden Fall die Sprechstundenhilfe abfangen, sonst kommt er nie dran. Taiwaner rasen auch einfach in das Behandlungszimmer rein und erwischen Frau Lu mit runtergelassenen Hosen, um ihren Schrieb abzugeben.

Der Wand-Tablettcomputer, wenn vorhanden, zeigt meist zwei Nummern an. Einmal wer jetzt dran ist groß links (etwa: 52) und dann wer als nächstes dran kommt klein rechts (etwa 58, weil 53-57 noch nicht den Schrieb abgegeben haben und nicht physisch anwesend sind). Verpasste Nummern werden erneut automatisch aufgerufen, etwa steht dann dann (52 | 8) und die 8 ist dann als nächstes dran. Mit "altmodischem" Digitaldisplay kann man als Nummer 8  auch bei höherer Zahl die Sprechstundenhilfe abfangen und kommt dann irgendwann dran.
Sind weitere Tests erforderlich erhält man die entsprechenden Schriebe und macht sich auf das fröhliche Suchen der entsprechenden Abteilung, wobei uns trotteligen Ausländern aber immer gern und freundlich weitergeholfen wird. Am Ende hat man einen Rezeptschrieb, mit dem man jetzt erst zur Kasse geht (i.d.R. Nummer ziehen) und dann am Kassenfenster die NHI-Karte und den Schrieb vorlegt und immer ein paar Hundert und oft 1000 NT bezahlt. Mit dem abgestempelten Medikamentenzettel (der eine Nummer irgendwo hat) geht es dann zur Warteschlange der Apotheke, wobei man sich erst anstellt, wenn die eigene Nummer kommt oder übertroffen wurde. Denn erst dann sind die Medikamente fertig. Mit anstehende Taiwaner wollen dem Ausländer meist die Nummer auf der Verschreibung kontrollieren; er könnte ja zu früh anstehen und schlauer als unsereins sind sie ja eh. Oft fragen die Apotheker, ob man Englisch benötigt, dann haben sie die Option im Computer und die Medikamententüte ist auf Englisch (Wirkstoffe sind ohnehin immer auf Englisch). Wieder hat man nur für 3 Tage die Medikamente und muss bei Neubedarf wieder zum Arzt rein.

Die qualitative Bandbreite der Behandlung ist extrem. Die Krankenhäuser teilen sich grundsätzlich in drei inofizielle Klassen: wenig Zuzahlung, mittelviel Zuzahlung und viel Zuzahlung und entsprechend ist der nächste Arzttermin (evtl. zur Auswertung des Bluttests) nächste Woche/in 2 Wochen oder in ein paar Tagen oder eben sofort im Anschluss. In der niedersten Kategorie bin ich einmal vom Arzt ausgelacht worden und musste hören, meine mich in die Notaufnahme treibenden Symptome seien eingebildet. Ein Krankenhaus der höchsten (inoffiziellen) Kategorie hat mich dann praktisch sofort in den OP gesteckt und weg waren die Symptome - von wegen eingebildet.

Eines muss ich sagen: Die Kinderkliniken sind aber scheinbar immer sehr gut.In der niedrigsten Kategorie hat man sonst Ärzte die einem wie Scharlatane vorkommen oder eben auch vertrauenswürdige Leute, die wissen was sie tun, aber einen lange auf die Auswertung des Tests etc. warten lassen.

Ein Ausländer, der nach einer Unfallflucht blutend in einem Krankenhaus erschien, musste erst mal das lange Formular ausfüllen und saß dann mit regulären Patienten in der Warteschlange. Hier wäre wohl die Notaufnahme besser gewesen. Die Krankenschwester sei schreiend aus dem Behandlungszimmer gerannt, als sie sein Blut gesehen habe. Ich vermute, sie hatte Angst vor Ausländerblut (das bekanntlich AIDS-verseucht ist, wie die Regenbogenpresse hier lehrt). Ich habe so etwas noch nie erlebt, aber auch noch nie geblutet im Wartezimmer.

Krankenhaus-Beispiele:

I. Wenig Zuzahlung, lange Wartezeiten, sehr durchwachsen bis auf Kinderklinik und Notaufnahme, die sehr gut sind:

Tri-Service-General Hostpital Taipei-NeiHu: https://wwwv.tsgh.ndmctsgh.edu.tw/english/191
Ein allen offen stehendes Militärhospital (wegen dem Tri-Service im Namen erkennbar).

II. Mittelviel Zuzahlung, eigene gute Erfahrungen:

Taipei Veterans Hospital in Taipei-BeiTou: https://www.vghtpe.gov.tw/Index.action

III. Viel Zuzahlung, sehr schnelle und kompetente Behandlung (außer in Augenarzt-Abteilung, da hatten wir einen sehr arroganten unwilligen Arzt):

Das private ShuTien-Hostpital am Daan-Park in Taipei (aka Ruentex-Klinik), das auf NHI-Karte eben gegen teils erhebliche Zuzahlung behandelt (was ohne OP durchaus erträgliche Summen von min. etwa 500 NT oder so sein können): http://www.shutien.org.tw/
Die Klinik hat zur Zeit wohl nur Urologen und Augenärzte und arbeitet mit dem Shung-Shan Hospital zusammen (http://www.csh.com.tw/en/en1.php). Hat man stationäre Behandlung, bietet das ShuTien die Möglichkeit, die OP und das Zimmer mit dem Arzt vom ShuTien im ShungShan zu haben, was erheblich billiger ist.

5. Notaufnahmen (ER, Emergency Room)
... haben geringere Warteschlangen und wollen im Gegensatz zu Deutschland nicht nur vertrösten, bis man wieder zum "Hausarzt" gehen kann, sondern behandeln wirklich und umfassend und sehr kompetent, auch im o.g. Tri-Service. NHI-Karte oder Pass mitbringen.

6. Spezialbehandlungen für solvente Ausländer

... bietet etwa das TriService in NeiHu. Hier hat man offenbar First Class - Service mit Luxuseinzelzimmer und schneller Behandlung, allerdings DARF man nicht bei der staatlichen NHI Krankenversicherung versichert sein.



Nachtrag: Besonderheiten im Krankenhaus:

Man erwartet, dass eine Begleitperson mit im Zimmer auf unbequemer Liege neben dem Bett nächtigt und Jobs übernimmt, die in Deutschland die Krankenpfleger/-schwerstern erledigen würden wie Bett machen, füttern etc. Es gibt professionelle mietbare Begleitpersonen über Privatkontakte.

Besuchszeiten sind de facto fast rund um die Uhr. In Mehrbettzimmern hat man bis spät am Abend 22 Uhr eine kreischende Großfamilie am Nachbarbett und vor dem eigenen Fußende steht Ho-Fong, der noch lauter schreien muss, weil er gerade telefoniert. Riecht auch lecker, wenn sie alle viel zu futtern nach taiwanischem Geschmack mitbringen.

Das Essen im Krankenhaus ist wohl ein privater zubuchbarer Lieferservice und meist erstaunlich gut.

Zweibett- oder Einzelzimmer lohnen sich wegen der Always-Open-Besuchszeiten. In den meisten Krankenhäusern kostet ein Einzelzimmer um die 4000 NT pro Tag, im privaten ShuTien um die 30.000 NT. Wir haben eine private Zusatzversicherung, die die 4000 NT jedenfalls abdeckt (Allianz Taiwan ;-)

Großer Vorteil des Taiwan-Kassensystems gegenüber Deutschland. Als ich vor vielen Jahren das mal überprüft habe, war der Kassen-Basissatz etwa für Beschäftigungslose bei etwa 1000 NT im Monat und als Angestellter wurde mir ein ähnlicher Betrag vom Gehalt abgezogen; der Arbeitgeber zahlt genauso viel. Die umgerechnet 25 bis 30 Euro sind eine ganze Ecke günstiger als der deutsche Basissatz für freiwillig gesetzlich versicherte von knapp 190 Euro.

Tipp:
In der Holzklasse der Krankenhäuser in der ambulanten Behandlung am besten mit eigener Recherche überprüfen, ob die Diagnose schlüssig ist. Die Ärzte verdienen an Operationen sehr viel mehr als sonst und sind i.A. schlecht bezahlt.


Zusammenfassung des Artikels a la Reiseführer:

"Die ärztliche Versorgung in Taiwan und insbesondere Taipei ist annähernd so gut wie in Deutschland." Erstaunlich, welche Bedeutung das Wort "annähernd" haben kann.

Keine Organtransplantation, sondern nur ein Kimchi-Kochkurs (und in Korea gebe ich zu).

Mittwoch, Januar 24, 2018

KMT contra Eppelmann (DDR-Bürgerrechtler)

Eine kleine stumme Mini-Demo der KMT-Jugend Taiwans gab es, als Rainer Eppelmann ein ehem. taiwanisches Gefängnis besuchte und sich auch mit einem politischen Gefangenen traf.

Weiterlesen im Blog von Klaus Bardenhagen, deutscher Journalist in Taipei.
http://www.intaiwan.de/2018/01/22/rainer-eppelmann-taiwan-reise-kriegsrecht/


Freitag, Januar 12, 2018

Taiwan Lebensmittelstatus 2017: krebserregender Stoff legalisiert!

Seit ein paar Tagen bin ich wieder in Taiwan. Und habe merkwürdige und sehr störende Symptome, die ich als allergisch einstufe

Abgesehen von einem Hexenschuss beim 150 kg-Pakete-Stemmen war ich während der 5 Wochen meines vergangenen Deutschlandaufenthalts die reine Gesundheit. Doch kaum seit ein paar Tagen in Taiwan (seit dem 03.01.) bin ich ein gesundheitliches Wrack. Eine Vorgeschichte habe ich ja: Seit meinem Kommen 2004 hatte ich in Taiwan ständig allergische Symptome (eine Miniversion von dem was ich jetzt habe), die bei Aufenthalten außerhalb Taiwans am dritten Tage völlig verschwanden. Ich dachte immer, was kippen die Taiwaner bloß ins Essen? Die Antwort war u.a. DEHP, ein industrieller Schmierstoff, der wohl seit den 90er-Jahren Palmöl in Taiwan ersetzt hat und in fast allen Lebensmitteln war.

Siehe hier: 
https://en.wikipedia.org/wiki/2011_Taiwan_food_scandal
und auch hier bzgl. anderer problematischer Stoffe:
https://en.wikipedia.org/wiki/2013_Taiwan_food_scandal
und hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/2014_Taiwan_food_scandal

2011 verschwanden dann die Symptome. Im Jahre 2015 hatte ich dann allerdings ein gutartiges Wachstum, das zu einer Art Organversagen führte und operativ behandelt werden musste, laut Tierversuchen lässt es sich auf DEHP zurückführen (auch wenn das gutartige Wachstum auch andere Gründen haben kann, wie immer bei solchen Dingen).

 Wo ist mehr Plastik drin? Im Essen oder im Löffel?

2016 hatte ich dann keine Symptome mehr, aber nun nach der Rückkehr nach Taiwan bin ich wieder voll dabei. Lassen wir meine persönlichen Symptome und fragen wir uns stattdessen, wie es im Jahre 2017 mit der Lebensmittelsicherheit in Taiwan ausgesehen hat. Aufgefallen ist mir, dass man von Lebensmittelskandalen rein gar nichts mehr hört. Ganz im Gegensatz zu früher. Soll das nun heißen, dass die Taiwaner ihre Lebensmittelindustrie komplett umgekrempelt haben? Oder - so dachte ich sogleich - hat die neue Präsidentin Tsai Ingwen  (DPP, seit 2016 im Amt) eventuell die Regularien aufgeweicht?

Ich weiß es natürlich auch nicht, aber folgender Link stimmt wenig optimistisch:
http://courageworld.ch/TaiwanFood.htm

Dort heißt es, berufend auf einen Universitätsprofessor, dass Taiwan 2017 mehr "relaxed" bei der Lebensmittelsicherheit sei, im Gegensatz zu anderen Ländern. Und dass - eine 2017er Meldung) der erlaubte Pestizidgehalt der Nahrung 1000 mal so hoch sei wie in Europa. Außerdem sei das Dioxin-Kontrollsystem zusammengekracht. Näheres wird nicht angegeben sondern auf einen TV-Bericht verwiesen.
Außerdem haben die pfiffigen Taiwaner einen Kustgriff gemacht. Der toxische Flüssigkunstoff DEHP ist laut dem Link 2017 nicht mehr als "toxic chemical material" sondern nur noch als "concerned chemical material" eingestuft.

Weil also das krebserregende, leibesfruchtschädigende und Diabetes auslösende DEHP in Taiwan als illegaler Palmölersatz so beliebt ist, hat die Regierung die Konsequenzen gezogen und den Stoff offenbar legal gemacht! Das würde meine derzeitigen Symptome erklären, die wie eine Maximalversion dessen sind, was ich bis 2011 hatte (offenbar: China-Times, April-21-2017).

Ich gebe meinen Symptomen (die ich meiner einer gewaltigen Apotheke bekämpfe) noch 2 Wochen. Wenn sich dann nichts ändert, muss ich die Zelte im Chemiewunderland Taiwan abbrechen, dem Gejammere von Frau und Junior zum Trotze.