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Donnerstag, November 10, 2016

Ciao Bella

Die Insel Formosa, "die Schöne" wie es auf Portugiesisch hieß, verlasse ich nun. Symbolisch wirkt eine aus Versehen entstandene Szene im Büro:


 Keine bewusste Herabwürdigung der Republik China, sondern ich hatte nur den Taiwan-Aufkleber vom Zweit-Smartphone genommen, mit dem bislang immer mal Junior seine Games gespielt hat. Und die deutsche Simkarte eingesetzt. Und da hätte der "Taiwan"-Aufkleber (der die Flagge der Republik China zeigt) doch nur verwirrt. Denn im anderen Telefon ist ja die taiwanische Simkarte drin. Und das alte Motorola-Klapptelefon kriegt wahrscheinlich demnächst eine PrePaid - Karte aus dem nächsten Gastland.

Trotzdem irgendwie traurig symbolisch das Bild.


P.S.: Für Deutsche im Ausland kann ich den Blau.de - Provider empfehlen. Die Prepaid-Karte kann Datenpakete zubuchen und man muss nur ale 12 Monate (statt sonst 6 wie marktüblich) mind. 10 Euro drauf buchen, damit die Karte weiter aktiv bleibt. Es gibt KEIN Mindestvolumen bei den Gesprächen, von daher bleibt die Karte erhalten, auch wenn man mal länger nicht in Deutschland ist.
 

Mittwoch, November 09, 2016

Bin fast raus...

...Wenn diesmal nix schiefgeht jedenfalls.

 Tänzerin auf der Neujahrsfeier der Firma während eines ökonomischen Krisenjahres. Autsch.

Dann bleibt mir nur ein herzliches Dankeschön an die wunderbaren Jahre auf dieser herrlichen Insel.

Donnerstag, November 03, 2016

Wegen Weggang: Rentenversicherung in Taiwan abklären

Wenn man ein Land verlässt in dem man lokal-sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat, ist auch interessant, ob und wie man später mal einen Rentenanspruch realisieren kann. Sonst sind die Jahre in der Fremde eben eine große Rentenlücke eines fernen Tages. Das betrifft natürlich nur Ausländer, die bei einem taiwanischen Unternehmen als normale Angestellte beschäftigt waren. Es betrifft nicht Ausländer, die ihren taiwanischen "Arbeitgebern" Rechnungen als Berater mit Briefkopf aus Deutschland gestellt haben (nicht unüblich, weil taiwanisches Steuerrecht keine freien Mitarbeiter kennt) oder die eben bei einem deutschen Heimatunternehmen arbeiten*.

 Kicher, jetzt wollen die Laowai auch noch Rente!


Für uns wenige sozialversichungspflichtige normale Angestellte kommt dereinst das böse Erwachen, wenn wir den Rentenanspruch mit dem in der Heimat vergleichen. Wenn man nämlich in Taiwan weniger als 16 Jahre eingezahlt hat, erhält man nur eine Mini-Einmalzahlung.

Hier das aktuelle Update zur Rentenlage in Taiwan:  http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/05/ludigels-lustige-lenten-legende.html

* Hier habe ich gelesen, dass deutsche Expats in den Arbeitsländern eigentlich auch in aller Regel sozialversicherungspflichtig sind, wenn KEIN Sozialversicherungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Arbeitsland besteht. In Taiwan gibt es keinen solchen Vertrag. Eigentlich müsste also Manager Thomas Großfuß, der Daimler Taiwan marketingmäßig leitet, auch hier in Taiwan Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Das wird aber meist vom Endsendeunternehmen ignoriert, das lieber eine private Absicherung anbietet oder den Arbeitnehmer offiziell mit Dienstort Deutschland führt. Hat der deutsche Arbeitgeber in Taiwan keine Rentenbeiträge abgeführt, kann man sicher auch keine Rente hier beziehen. 

Mittwoch, November 02, 2016

Manila: Australier wird fast Opfer des "War on Drugs"

Bislang hielt man sich als Ausländer abseits des Drogensumpfes auf den Philippinen für nicht mit dem Drogenkrieg involviert. Und Metro Manila und das "sichere" Viertel Makati galten als Sicherheitszonen für unsereinen

Wieder und wieder verschieben wir unsere Übersiedlung nach Manila, wo meine Frau das dortige Familienunternehmen vergrößern will und wo ich meinen Aufenthalt nur als temporär ansehe. Zwar tobt ein vom neu gewählten Präsidenten verordneter Drogenkrieg im Land, bei dem Todesschwandronen auf offener Straße Verdächtige niederschießen, aber man fühlt sich als Unbescholtener doch über solchen Dingen stehend. Wie schnell das anders gehen kann, kann man man am Fall des Damien Berg sehen. Der Australier hat in Makati gearbeitet (für ein großes Unternehmen) und seine Freundin erwartete ein Kind. Plötzlich kreuzt die Polizei auf, die offenbar einen anderen Ausländer schon am Wickel hatte und nimmt ihn wegen Drogenhandels fest. Der unbescholtene Mann dachte, er sei mitten in einem Raubüberfall. Die Polizei behauptete, er habe auf der Straße Drogen verkauft. Tatsächlich wurde er jedoch in einem Hotel festgenommen, in dem er gearbeitet hat. Das ließ sich durch das Hotelvideo belegen.

Gut, dass er seine Unschuld beweisen konnte. Gut, dass er mittlerweile das Land verlassen hat, bevor er noch auf irgendeiner Drogen-Verdächtigenliste stehend außergerichtlich erschossen wird.

Ich gebe offen zu, der Fall Berg könnte für mich der "Turnaround" sein, wegen dem ich beschließe, in Manila übernächsten Freitag nur meine dort schon hin geschickten Sachen zu packen und mit dem nächsten Flieger wieder nach Deutschland zu fliegen. Ich google gerade noch und grübele drüber. "Googelgrübeln" müsste eigentlich ein neues Wort sein. Seit Präsident Dutertes Todesschwadronen-Krieg gegen Verdächtige im Drogenmilieu so richtig am "fliegen" ist, ziehe ich meinen Plan mich dort ein paar Wochen oder gar länger aufzuhalten, mehr und mehr in Zweifel. Edit: Frau ist nach wie vor enthusiastisch, was nutzen da also meine Zweifel ;-)

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3829763/Australian-man-Damian-Berg-accused-selling-cookie-monster-ecstasy-released-jail.html

http://philippinenmagazin.de/2016/10/11/australier-damian-berg-wieder-zu-hause/ 

Update: Offenbar hat die Polizei von Berg Geld verlangt nach seiner Festnahme. Und offenbar wurde er durch den "Bekannten eines Bekannten" da rein gezogen ohne selbst irgendetwas mit Drogen zu tun zu haben: http://www.sbs.com.au/news/article/2016/10/10/they-put-gun-my-head-aussie-man

Update2: Der "Bekannte eines Bekannten" hat genau so eine Geschichte, nur konnte er nicht seine Unschuld beweisen und ist mittlerweile zu lebenslanger Haft (!) verurteilt worden. Weil er angeblich auch Ecstasy verkauft haben soll wie Berg, der auch nichts verkauft hat.

http://ottawacitizen.com/news/local-news/canadian-jeremy-eaton-sentenced-to-life-in-jail-in-philippines-for-selling-ecstasy

Update3: Zusammengefasst hat die Polizei behauptet, Berg habe dem Kanadier Eaton Ecstasy auf der Straße verkauft und beide seien dabei verhaftet worden. Nun konnte sich Berg mit dem Video reinwaschen, das zeigt, dass erst die Polizei Eaton überhaupt zu Berg gebracht hat - nämlich ins Hotel. Daher wurden die Vorwürfe gegen Berg fallen gelassen. Eaton sitzt aber bereits zu Lebenslänglich verurteilt - auch als Drogendealer. Chaos und Unsinn. Leider wird die Polizei ermutigt, irgendwelche Anschuldigungen zu erfinden wegen des aktuellen "Kriegs gegen die Drogen" und steht natürlich mit solchen Ausländergeschichten im Rampenlicht.


Dienstag, November 01, 2016

Auswabbeln statt Auswandern (Update)

Für unser Auswanderverhalten braucht es ein neues Wort. "Auswabbeln" bietet sich da an.

Wir haben nämlich wieder verschoben. Weil Junior wieder eine Erkältung hat. Sicher übertreiben wir etwas, aber da Junior (5) kurz vor dem letzten Abflug eine veritable Hirnhautentzündung aus einem grippalen Infekt heraus bekommen hatte, bleiben wir noch 14 Tage in Taipei, um ihn erst auskurieren zu lassen. Derweil wohnen wir in einem netten Hotel in NeiHu. Ich freue mich, dass sich die Übergabe unseres Autos, einem Dez-2013er Volvo XC60 noch um ein paar Tage verschiebt. Ich gebe gerne zu, dass mir der Abschied von dem 245 PS-Ding schwer fällt, gerade wo wir in Manila erst einmal unmotorisiert sein werden. Außerdem gehe ich eh davon aus, dass der Aufbau einer Restaurantkette, den meine Frau mit ihrer Schwester in Manila mit mir als Qualitätskontrolleur und Marketingmensch betreiben will, doch eher länger zum Anlaufen braucht und ich zwischenzeitlich eben wieder in Deutschland als Softwareentwickler arbeiten werde. Dann sicher mit kleinerem als einem dicken schwarzen Volvo vor der Türe.

 Im engen Taipei lassen sich Mopeds natürlich besser parken als dicke Volvos

Merkwürdig die letzten Tage eine Persönlichkeitsveränderung der Schwiegermutter. Seit ihrem schwerem Unfall - sie wurde wie berichtet auf dem Lastenfahrrad von einem nicht Obacht gebenden Linksabbieger auf dem Fußgängerüberweg angefahren - ist Schwiegermutter verändert. Sie hat offensichtlich Gleichgewichtsprobleme resultierend aus der Hirnverletzung und wirkt um Jahrzehnte gealtert. Auch ihre Psyche ist anders. Plötzlich isst sie mit uns zusammen vergnügt Eisriegel, gerade solche mit Füllung und verzehrt alles, was wir aus Garküchen und Restaurants mitbringen. Früher war sie ganz Sachwalterin von 5000 Jahren (aus China geborgter) taiwanischer Kultur und hat Süßes nie angerührt, ja förmlich mit Verachtung gestraft. Und sie aß nur ihr selbst gekochtes, ein kaum gewürztes Gemüse- und Fisch-Potpourri. Ruhiger und freundlicher ist sie auch geworden - ich kenne sie ja noch als demonstrativ durch den Ausländer in der Familie "hindurch guckende" Schwiegermutter from Hell.

 Leerer Keller in der Ex-Wohnung. Wo ist bloß der verdammte Wasserzähler in diesem unbeleuchteten Loch (Antwort: auf der Dachterrasse)

So positiv die meisten der Veränderungen für mich als gewissermaßen Schwiegermutter-Endverbraucher auch wirken, so sehr gaben sie jedoch Anlass zur Sorge. Jetzt kam die Diagnose, sie hat Jacob-Creutzfeld, wenn auch noch ganz im Anfangsstatdium. Der Schlag auf den Kopf durch den Unfall hat da offensichtlich einen Ruck in der Krankheitsentwicklung ausgelöst. Frau plant schon Schweigermutters Zukunft mit uns in Manila, während ich mich frage, ob wir da selbst überhaupt irgendwann landen, bei den ganzen Verschiebungen.

Sorge bereitete der neu gewählte Präsident der Philippinen, der ja u.a. Todesschwadronen im Land gegen die Drogenszene arbeiten lässt und mit emotionalen Kommentaren Richtung USA und auch EU auffiel. Manch ein Bleichgesicht frage sich daher, ob alles was "Weiß" wirkt künftig im Lande noch wohl gelitten sein. Jetzt hat Präsident Duterte jedoch Besserung und diplomatischeren Umgang mit dem Ausland gelobt. In einer um die Welt gehenden Pressemeldung gab er an, während eines Fluges eine Stimme vom Himmel her gehört zu haben. Vielreisende denken ja bei Stimmen vom Kabinendach im Flieger eher an den Steward oder den Kapitän. Im Falle des Präsidenten soll es jedoch der Herrgott persönlich gewesen sein, der - wohl weil Duterte gewissermaßen in der Nähe war - die bessere Diplomatie ("sonst Flugzeugabsturz!") eingefordert hätte.

Der "Betonbau" ist schon da in Manila, der Ludigel fehlt noch

Als vielleicht künftiger Residenter in Manila bedanke ich mich beim weisen Präsidenten und dem (sicher christlichen) Herrgott oder (wohl auch christlichen) Kabinensteward für so viel Weitsicht. Vielleicht kann der Herrgott ja auch noch Plüschüberzüge für die herumfliegenden Gewehrkugeln verlangen, dann ist es auch wieder ein bisschen humaner im Lande.

 Nahverkehr in Manila: Abgasvergiftung ist im Fahrpreis enthalten

Mit neuen Fotos ist es bald vorbei; das Ladegerät der immer-dabei-Kamera ist schon in Manila.

 Nach 22 Uhr darf Junior dann nicht mehr auf die Straße in Manila. Neu angekündigte Maßnahme vom neuen Präsidenten, die hier aber schon 2 Jahre vorher an der Wand stand.


Hier ein Pro-Duterte - Artikel: https://off-guardian.org/2016/10/29/will-they-try-to-kill-duterte/ 

UPDATE: So schnell kann man als Unschuldiger eine Kugel einfangen:  Der lokale Dorfchef wird im Auto von der Todesschwadron (Schütze auf Moped) erschossen, eine ältere Dame auf dem Bürgersteig fängt sich auch eine Kugel ein. "Vorläufige Erschießung" wohl durch Feierabendpolizisten: http://philippinenmagazin.de/2016/10/07/unbeteiligte-frau-in-urdaneta-city-erschossen/

UPDATE2: Ein Australier wurde unlängst von der Polizei auf den Philippinen fälschlich des Drogenverkaufs bezichtigt und saß 3 Monate im Gefängnis, bis er nach Beweis seiner Unschuld entlassen wurde. Gut, dass man ihn nicht einfach erschossen hat, wie das ja neuerdings Brauch ist bei Drogenverdächtigen: http://philippinenmagazin.de/2016/10/11/australier-damian-berg-wieder-zu-hause/

Montag, Oktober 24, 2016

Das finale Taiwan-Fotonotizbuch

Eine alte Casio-Kompaktkamera names Z1000 ist meine immer-dabei-Kamera und produziert mit ihren 10 MPixel oft die besten Erinnerungen. Wohl das letzte Mal im Taiwanblog, denn -wenn diesmal nichts dazwischen kommt- geht unser Flug an diesem Samstag und danach werden wir Taiwan wohl nur noch urlaubshalber besuchen.

 "Berliner trinkt kein Bier!" fordert das Plakat zusammengefasst auf diesem alten Foto, das im Krankenhaus in NeiHu hängt. Genau gesagt in einem Cafe dort, in dem wir die Tage viel frühstücken, wo wir mit unserem Sohn (5) nur noch Nachuntersuchungen im Krankenhaus machen (seine Krankheit hatte unsere Abreise letzten Monat um 4 Wochen verzögert). Lustigerweise ist das Foto im "Barrista Cafe" beschriftet mit "Oyster Bay Bar 1905".

Abschied auch von der 737-Lane bei uns in der Nähe, wo wir an den mopedverpesteten Buden oft unser Abendbrot gekauft haben.

Hier gab es für mich ein Fast-Wiedersehen mit dem lange vermissten Döner-Kebab, das ich zuletzt 2004 in Deutschland gegessen hatten und mir an der "weißen Sosssssse" den Magen schlimm verdorben hatte. Klinisch sauber ist es hier in der an die arabische Urform "Shawarma" angelehnten taiwanischen Form. Ohne weiße Soße, aber auch langweiliger schmeckend. Habe es mir nun mittlerweile übergegessen.

Abschied die Tage auch vom dicken Volvo XC60 T5, den damals meine Frau unbedingt haben wollte. Er wird an einen Schwager gehen, der seinen weißen Toyota dann verkaufen will. Solange ich in Manila auf den Philippinen bin, werde ich mich nur vom -dortigen anderen- Schwager bzw. seinem "Chauffeur" dort herum fahren lassen. Chauffeure hat fast jeder dort, der zur Mittelklasse gehört.

Auch wenn ich erwartungsgemäß bald wieder in Deutschland lande, um uns dort eine Alternativexistenz aufzubauen, während meine Frau versucht mit ihrer Schwester in Manila eine Restaurantkette zu eröffnen - mit bescheidenem Neustartkapital werde ich sicher nicht so eine dicke Karosse fahren. Der Wagen hat einen 2-Liter-Motor, den Volvo einen Sparmotor nennt, weil er seine 245 PS eben nur aus zwei Litern Hubraum holt. Größere Motoren baut Volvo nicht mehr ein. Aber mein Verbrauch von früher 13 Litern und derzeit stauinduziert 14,6 Litern auf 100 km Stadtverkehr schreckt mich in Anbetracht hoher deutscher Spritpreise doch ab. Obwohl ich ihn vermissen werden. Sein burgähnliches Gefühl, das er vermittelt. Die vielen elektronischen Assistenten, die ein bisschen Star Trek-Feeling aufkommen lassen ("taktisches Diagramm zeigt eindringende Klingonen auf Mopeds auf 5 Uhr!") und natürlich die souveräne Motorleistung. 7,2 Sekunden auf 100 (nie ausgenutzt) und 350 Newtonmeter Drehmoment. Holz und Leder im Innenraum und eine Stereoanlage mit Sourroundsound, die besser klang als die von Yamaha daheim. Seufz.

Ein letzter Blick auf teure Doppel-Reihenhäuser in Taipei-NeiHu, die Frau für 10 Millionen NT (damals ein paar Hunderttausend Euro) im Jahre 2006 oder dergleichen kaufen wollte, während ich aber auf einem Haus auf dem Lande bestand. Damals hatte ich einen Gesundheitszusammenbruch, der wohl smogbedingt war und auch die Häuser im Bild liegen an einer stinkigen Smog-Hauptstraße. Damals war der Abgasgeruch in Taipei noch schlimmer, weil es weniger Stadtbahnen gab. Heute kosten die Häuser um die 80 Millionen NT. Nach dem Standardkurs 1:40 also um die 2 Millionen Euro, auch wenn der schwache Euro es etwas günstiger macht in der Umrechnung.

Immer mehr Schlicht-Wohnblöcke bei uns in der Gegend werden weggerissen und durch Bürohäuser oder eben auch teure Autovertretungen von Ferrari, Bentley und Lamborghini , Porsche und Konsorten ersetzt. Ach so, eine Aston Martin-Vertretung haben wir auch in der Nähe in Taipei...


Während der Schwager schon mal unseren Volvo ausprobierte fuhr ich das klassische Salary-Man - Auto Taiwans, einen Toyota Corolla Altis. Der Name klingt für mich immer wie "Carola Iltis", aber sonst ist nichts gegen das Ding zu sagen. Kompakt und leicht zu fahren, allerdings eben ziemlich langweilig innen wie außen.

Toyota spart immer irgendwo dran. Hier fehlt der Schiebregler, um die Lüftung am Auslass runter zu regeln.


Das macht der Volvo besser und ist noch holzgetäfelt. Kein Wunder, dass der Schwager dem schwedischen Charme erlegen ist. Bei der Lüftung!  ;-)

Taiwan verabschiedet sich im Regen und trägt zur sentimentalen Stimmung bei.


Wir wollen gar nicht wissen, welchen billigen Bling-Bling Clara Lee verkaufen will. Mit der Klasse der Dame kann die Uhr sicher nicht mithalten. In Taiwan gibt es viele schweizer Fake-Marken made in China mit viel Goldfarbe. Und bei so viel Loch im Zifferblatt sieht man die chinesische Uhrenfabrik förmlich vor sich.

Während ich meine günstigen Uhren im Paket nach Manila schicke, begleiten mich meine drei Schweizerinnen (und noch eine Billiguhr im Bild) am Mann. Darunter auch die durch Watchart.com wiederher gestellte Breil, von deren Defekt ich mal berichtet habe. Dick ist die Tissot. Ein bisschen Bling-Bling mag eben auch der Ludigel.

Letzter Blick auf das wegen permanenter Abreisepläne nie richtig eingerichtete Wohnzimmer, das im Wesentlichen von einem Spielhaus für Junior eingenommen worden ist. Eigentlich hätte das in den Garten gehört, aber einen solchen gibt es hier weit und breit nicht.

Meine Frau hat bis zu Letzt an den schlichten Plattenbauten fest gehalten, die es noch reichlich gibt in Taipei, auch wenn sie tendenziell immer weniger werden. Letzter Blick aus meinem Zimmer.

Morgens hörte man immer die Nachbarn röcheln und spucken. Hatte mich einst darüber muckiert, bis auch bei mir die Dauererkältung los ging. Im Winter heizungslos zu kalt, im Sommer durch eiskalte Klimaanlagen und Ventilatoren verdorben ist man in Taiwan leicht dauererkältet.

Blick aus dem Hotelzimmer des netten "Hotel June" in dem wir wohnten, als wir die Wohnung schon zurück gegeben hatte und Junior kurz vor Abflug an einer Hirnhautentzündung erkrankte, die seine Einlieferung notwendig machte. Wenn Kinder still werden, muss man sofort an die Hirnhautentzündung denken und darf sich nicht von "Spezialisten" mit teuren holzgetäfelten Behandlungszimmern und teuren schweizer Uhren einlullen lassen, die sagen, Junior müsse nur ein paar Tabletten nehmen. Wie es mir passiert war. Daher war Juniors Zustand kurzzeitig kritisch und wir hatten ein paar bange Tage, ob etwas zurück bleibt. Gott sei Dank ist das nicht der Fall.

Draußen wütete der Taifun, während Junior auf der Intensiv lag und Frau und ich abwechselnd mit auf der Intensivstation schliefen. Dort trägt man zwar Schutzweste, hat aber keinen Schutz über den Schuhen und keine Gesichtsmaske. Trotzdem waren alle Behandlungen von Junior auf den Kinderstationen im Trei-Service-Krankenhaus in NeiHu gefühlt sehr gut und immer erfolgreich. Ganz im Gegensatz zu den Erfahrungen, die wir dort sonst gemacht haben.

Im Hotelzimmer verfolge ich gebannt die US-Präsidentschaftsdiskussion auf dem Smartphone über Youtube.

Für wen werden sich die Amerikaner entscheiden? Für den narzisstischen Dämagogen oder die gewissenlose Kriegstreiberin? Ich bin mal gespannt. Mein alter Kommilitone mit US-Staatsbürgerschaft verweigert mir diesmal erstmalig die Auskunft bei unserer Email-Diskussion, wen er wählen wird. Vermutlich steht er auch ratlos vor den beiden Figuren. Passend zur Diskussion natürlich eine schweizer Uhr, die für den US-Markt produziert ist (Hamilton) ;-)

 Kein schöner Anblick. Ludigel in der Burka. Einem Taiwanregenmäntelchen, mit der ich im Taifun schnell ins Krankenhaus rüber mache.

Also, bei den Beiden würde ich doch die Hamilton wählen wollen. Äh... never mind...

Abschied auch von der Rindfleischnudelsuppe Taiwans. Bevor Junior geboren wurde, habe ich immer gesagt, die Rindfleischnudelsuppe und die Damenwelt ist das einzige, das mir an Taiwan gefällt ;-) Hier eine Suppe für 250 NT, etwa das Doppelte vom Garküchenpreis.

Nach ein paar Nächten im Hotel Umzug in ein krankenhausnahes Villenviertel in Taipei, in dem man (nicht im Bild) viele Bentleys und Mercedes etc. sieht. Eine Einzimmerwohnung bewohnen wir hier noch die Tage. Hier hatte Frau einen Laden mit Rindfleischnudelsuppe gefunden und mich zum Besuch aufgefordert.

Schnell kam dann die Rücknahme der Aufforderung. In dem Geschäft...

kosten die Suppen zwischen 500 NT und veritablen 10.000 NT. Das sind je nach Kurs also 200 bis 250 Euro für die teuerste Suppe!

Die Speisekarte haben sie draußen dann hängen, achten sie auf die großen Zahlen! Begründung für den hohen Preis ist übrigens, dass ein Kunde mal gesagt hätte "ihre Nudelsuppe ist so gut, sie könnte 10.000 NT kosten", so dass sie seither 10.000 NT verlangen würden. So schreibt das Restaurant auf seiner Webseite. Gut, dass niemand gesagt hat: "Ihre Nudelsuppe ist so gut, alle Reichtümer der Welt können sie nicht aufwiegen." Denn "Alle Reichtümer der Welt + 1 NT" macht sich als Rechnungsbetrag nicht so gut.

Blick aus Juniors Einzelzimmer im Krankenhaus. So schick haben wir nie gewohnt!

Das Cafe im Krankenhaus verwechselt nicht nur eine berliner Kneipe mit der Blue Oyster-Bar, es assoziiert auch Italien mit Mafia als Werbung für diesen Eiskaffee.

 So sauber war die Intensivstation im Krankenhaus nicht. Hier handelt es sich um die Küche eines Dumplingrestaurants von der brühmten Pong Fong Ding-Kette. Äh Dong Fung-Dung. Oder Kung Dong-Fu. Äh... Dong Ling Ping. Oder was auch immer. Sie sehen vielleicht meine Schwierigkeiten mit der chinesischen Sprache, die ich nie richtig gelernten habe. "Kung Dim Dum.... äh ... never mind."

Frau bittet im Tempel in Taipei um geschäftlichen Erfolg für das erste geplante Restaurant. Ich schimpfe fürchterlich über die 3000 NT Ablass, die wir dafür dem Kerl in Badelatschen in die Hand rücken müssen und wir streiten uns fürchterlich darum. Frau erklärt mir noch, sie habe einen Package-Deal verhandelt, wo der Segen gleich für ein halbes Jahr gelten würde. Ich antworte teutonisch-streng: "Teurer sinnloser Unsinn für einen langen Zeitraum ist immer noch teurer sinnloser Unsinn". Na, das hat gekracht...

Hinterher musste ich mich bei den Göttern entschuldigen, sonst war Frau nicht gewillt, dieses Sakrileg zu verzeihen. Götter sei Dank hat das nicht auch wieder Geld gekostet.


...

Durch die Verlängerung des Aufenthaltes gaben schließlich meine Schuhsohlen auf. Da unser Schuhmacher eine geschlagene Woche für solche Reparaturen braucht statt 5 Minuten wie in Deutschland, blieb mir nur der Kauf eines neuen Paares Schuhe. Früher (vor 12-10 Jahren) war die taiwanische Schuhwelt immer bei Größe 44 zu Ende, so dass ich mit meiner Größe 46 nie etwas gefunden habe und in Nobel-Schuhgeschäften Sonderanfertigungen (die immer schrecklich GÜNSTIG waren - verkehrte Welt!) bestellen musste. Da jedoch die junge Generation der Taiwaner, die jetzt um die 20 ist, deutlich größer und breiter geworden ist (doch wirklich!), hatte ich Hoffnungen, nach Jahren (mein Schuhvorrat vor Jahren gekauft ist im Paket in Manila) endlich einfach im Schuhgeschäft ein Paar erstehen zu können. Und wirklich, nach langer Suche hatte das Outlet von einer Adidas-Marke im Carrefour-Markt in NeiHu ein paar blaue Wildlederschuhe der Größe 46.5, die so schmal geschnitten waren, dass sie passen. Schmeichelhafter Name des Modells ist "Boat". Fußbett haben die Schuhe keins, sind aber dafür mit 5600 NT ziemlich teuer. Und Frau und Junior treten mir seither wie besessen auf die Blue Suede Shoes. Man möchte fast ein Lied drüber machen.

Romantisch wird er Taipei-Plattenbau immer des Abends. Und Taipei...

verabschiedet sich mit einem echten Regenbogen, der aus der rechten Seite eines hässlichen koreanischen Autos entspringt.

Donnerstag, Oktober 20, 2016

(Weiter) Auswandern, neuer Versuch

Perspektiven in Manila

Am 29.10. soll es nun endgültig soweit sein, wenn nichts dazwischen kommt. Wir wollen Taiwan verlassen. Interessant ist, dass es offenbar die Möglichkeit gibt, dass ich meine Rentenbeiträge (und auch die zur gesetzl. KV Taiwans) weiter zahle, um den sonst zu geringen Rentenanspruch über die Mindestbeitragsgrenze von 15 (in Praxi offenbar 16) Jahre zu heben. Erst ab 16 Beitragsjahren bekommt man eine monatliche Rentenzahlung statt einer geringen Einmal-Abschlagssumme. Allerdings steht das Ganze auf der Kippe, da zumindest beamteten Ausländern in Taiwan die monatliche Rentenzahlung zu Gunsten der geringen Einmalzahlung verweigert wird, wie mir ein Betroffener berichtet hat.




Wie stehen die Dinge nun in Manila? Das schon existierende Druckerei-Outlet, der Aufkleber und Firmenschilder produziert und der Druckerei der Familie der Schwester meiner Frau dort angeschlossen ist, scheint langsam in Fahrt zu kommen. Das geplante Restaurant wartet auf Lizenz und Steuernummer. Sorge bereitet mir hingegen die politische Entwicklung. Ich will der oft vorgefundenen Empfehlung folgen, mich als Ausländer aus der Landespolitik auf den Philippinen heraus zu halten und werde daher nicht die Entscheidungen des neu gewählten Präsidenten Duterte positiv oder negativ beurteilen. Aber rein aus Endverbrauchersicht stellt sich eben die Frage, ob man dort hin ziehen will oder nicht trotz vorbereitetem Geschäft und fertigem Visum.



Gegenwärtig operieren mindestens mit Duldung des Präsidenten offenbar Todesschwandronen im Land, die Leute in einer Art landesweiter Drogenkartei mit ehemaligen oder gegenwärtigen Süchtigen und Drogenhändlern - offenbar vorzugsweise kleinem Kalibers - schlichtweg töten. Im Supermarkt, daheim oder auf der Straße. Dabei gab es auch schon den ein oder anderen unschuldigen Toten, darunter eine 5jährige Tochter eines solchen Exekutiveopfers. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit gering als Normalo damit zu tun zu haben. Man müsste wohl schon eine Reifenpanne in einem schlechten Viertel haben und sich gerade eine fehlgeleitete Kugel einfangen, um hier Opfer zu werden.



Weiße Ausländer befürchten oft, als nächste auf der Liste der Todesschwadronen zu stehen. Sicher nicht ganz abwegig der Gedanke, wo man grundsätzlich aufpassen muss, wenn man in einem autoritär regierten Land lebt und sich gravierend von der Mehrheit im Lande unterscheidet. Noch gibt es aber keine Hinweise in dieser Richtung. Extremszenarien kann man sicher entwickeln, etwa einen neuerlichen "Spruch" des rhetorisch oft frei-nach-Schnauze redenden Präsidenten, der zu neuerlichen diplomatischen Verwicklungen mit Washington führt und einer Überreaktion der Todesschwadronen, die vielleicht ohne Absprache mit "denen da oben" einfach mal als Rache den ein oder anderen Weißen abschießen wollen. So weit das rein hypothetische Szenario. Oder eben der Gedanke, als Konkurrent eines einheimisches Geschäftsmannes unschuldig auf die Todesliste gesetzt zu werden.



Soll man weg bleiben? Wir wollen derzeit unser Investment dort nicht im Stich lassen auch wenn ich selbst mit einem Auge auf die Nachrichten mein Gepäck immer griffbereit haben werde mit Blick auf den Flughafen. Man muss eben aus rein praktischen Gründen respektieren, wenn sich die weisen Einheimischen dazu entscheiden sollten, dass wir Weißbrote nicht mehr gewollt sind im Lande. Wenn das irgendwann mal der Fall sein sollte. Wir gottverdammten auswärtigen Investoren können schließlich nicht immer darauf bauen, auch wirklich mit unserem gemeinen Ausländergeld willkommen zu sein.



Bis dahin gilt: Ick liebe den Präsidenten - muss ja - und als Chief Marketing Officer des Restaurants schlage ich vielleicht einen 10%-Discount für Todesschwadronen vor. Aber nur mit vorgehaltener Waffe ;-)

UPDATE: Die Presse meldet aktuell, dass die US-Botschaft in Manila Ziel von anti-US-Protesten war, die "ausländische Intervention" u.a. kritisierte und "US-Truppen raus" forderte. Die Filipinos sind  schnell, das muss man sagen. Simbabwewi Simbabwewo* wäre die nächste Eskalationsstufe ein Steinigen und mit Molotov-Cocktails-Bewerfen der Botschaft, begleitet von Übergriffen auf weiß aussehende Leute. Anlass für die Demos sind offenbar neuerliche Äußerungen des Präsidenten. Mal gucken, wie die Lage am Abflugtag ist ;-)

https://www.theguardian.com/world/2016/oct/19/philippines-police-van-rams-protesters-outside-us-embassy-in-manila

* inspiriert von einem Kommentar eines Vorartikels