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Mittwoch, Februar 25, 2015

Also doch: Polizei lässt Videoaufnahmen verschwinden

Immer wieder wurde im Ausländerforum spekuliert ob Taiwans Polizei Aufnahmen der zahlreichen Videokameras (an Straßenkreuzungen überall zu finden in Taiwan) verschwinden lässt, wenn es ihr gerade in den Kram passt. Nun ist ein Fall nachgewiesen.

Mir klang es oft wie eine Verschwörungstheorie, die ich allerdings auch selbst rezitiert habe. Was ist wenn etwa ein Ausländer wie damals der TV-Entertainer Mark Selighoff (Kanadier deutsch-ukrainischer Herkunft, wenn ich mich recht erinnere) oder eben unlängst der pakistanischstämmige Brite Zain D. Unfälle haben? Oft, wie eben in den beiden genannten Fällen, steht dann kein den Ausländer entlastendes oder wenig bis kein erhellendes Videomaterial zur Verfügung. Das wirkt merkwürdig, wenn doch überall Kameras angebracht sind. Lassen Taiwans Polizisten Videoaufnahmen verschwinden, wenn ihr Vorhandensein Inländer belasten würde? Man weiß es nicht. Mark Selighoff hatte damals einen Motorradunfall und ist offenbar in Taipei mit Baumästen kollidiert, was zu einer bleibenden schweren Behinderung und letztlich seinem Tod führte. Die überall an der Straße vorhandenen Kameras hatten angeblich nichts gefilmt.
Zain D., ein Geschäftsmann aus Taipei, war mit seinem Fahrzeug nächtens verunfallt, wobei ein angefahrener Motorradfahrer zu Tode kam. Es ist nie so ganz geklärt worden, ob Zain D. oder ein Parkwächter des Lokals, in dem er getrunken hatte, zum Unfallzeitpunkt gefahren war. Auch weil das Polizeirevier von der Gangstertruppe, der das Lokal gehört geschmiert worden war - zumindest in anderer Sache vor dem Unfall. Und erhellendes Videomaterial gab es wieder nicht. Auch hier im Blog ist der Fall hinreichend durchgekaut worden - Zain D. wartet heute in Schottland auf seine Auslieferung nach Taiwan.

Nun ist allerdings die Frage geklärt worden, OB Taiwans Polizisten solches Videobeweismaterial verschwinden lassen. Die Antwort ist ein klares Ja. Denn in diesem chinesischsprachigen Artikel (http://news.ltn.com.tw/news/society/breakingnews/1230186) wird ein Fall beschrieben, in dem offenbar ein Polizist namens Li, der der Sohn eines Personenschützers des taiwanischen Vizepräsidenten ist (eigentlich: Vizepräsident der Republik China), als Geisterfahrer eine Highschool-Schülerin totgefahren hat, dann Unfallflucht begangen hat und dabei von anderen Polizeibeamten versteckt wurde (möglicherweise um einen Alkoholpegel abzubauen). Polizisten fuhren mit ihren Streifenwagen auch herum, um die Videoaufnahmen vom Unfall alle zu beschlagnahmen - angeblich für die Untersuchung. In Wirklichkeit löschten sie alle Aufzeichnungen und auch die Aufzeichnungen ihrer Streifenwagen, die sie mit der illegalen Handlung in Bezug setzen.

Die Frage, ob Taiwans Polizisten Videobeweise verschwinden lassen ist damit geklärt. Bleibt nur zu überlegen, wann es ihnen gerade in den Kram passt das zu tun. Das lässt auch die auch in meinem PKW vorhandenen und in Taiwan beliebten "Dash-Cams" mit einem Zweifel behaftet zurück. Was wenn ich einen Unfall habe und der Polizist vor Ort gleich die Speicherkarte beschlagnahmen will. Braucht er vielleicht eine neue SD-Karte mit 32 GB für seine Digicam von Canon oder will er gerade mal gegenüber einem ausländischen Fahrer den einheimischen Unfallgegner schützen? Aber wir wollen uns nicht in noch unbewiesenen Verschwörungstheorien ergehen.

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