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Montag, September 29, 2014

Ein alter Freund... (Update)

Komisch ihn hier zu sehen im wuseligen Taipei

Einen alten Freund habe ich neulich an der Tankstelle wiedergesehen. Oder einen Zwilling von ihm jedenfalls.

Wie von Donner gerührt blieb ich stehen. Meiner sah ganz genau so aus, auch die nachlackierte Schürze, die serienmäßigen Radkappen auf Stahlfelge. Vier Türen und eben die späte Version dieses 3er-BMWs ab 1988 mit leicht geänderter Schürze und geänderten Rückleuchten nebst einer neuen Motorgeneration. Ein 318i war meiner. Damals autobegeistert haben sich die Eckdaten bei mir eingebrannt: 1,8-Liter Vierzylinder mit elektr. Einspritzung, damals noch was neues, GKat (wird der hier sicher nicht haben) und 113 PS. Höchstgeschwindigkeit 188 km/h und von 0 auf 100 km/h in 10,8 Sekunden. Erinnere mich noch gut an das kleine Rennen, das ich gegen den 320i mit 129PS eines Bekannten gefahren bin. Na kein richtiges Rennen, aber als er beschleunigte konnte er den kleinen Weißen nicht abhängen. Weil eben der 2-Liter-Sechzylinder nicht so leicht hochdrehte. Ja, die jungen Jahre. Das Rennen im Harz gegen den kleinen Pontiac Irgendwas Sportwagen eines US-Soldaten, den ich mit dezenter Lichthupe nachts von der linken Spur einer Autobahn vertrieben habe, wo er auf der linken Spur klebte. Wie er dann Gas gab, als ich überholen wollte (von 100 km/h aus) und mir erst davon zog, dann aber bei 130 km/h so ins Trudeln kam, dass er fast von der Bahn geflogen wäre - auf gerade Srecke! Weil das US-Fahrwerk nicht mit den Schwellen auf der alten "Reichsautobahn" in Plattenbauweise zurecht kam. Und wie ich mir im jugendlichen Überschwang einen Spaß draus machte, dann mit 160 km/h davon zu ziehen. Wohlgemerkt hatte das Fahrwerk des damals noch neuen BMWs nur leichte Querrillen vermeldet. Blattfedern hatte der US-Wagen, habe ich später nachgeschlagen. Googeln ging ja noch nicht, sondern da hatte man Autokataloge.
Gut, irgendwann fielen mir dann die 100-Schilder ins Auge. Ob der Soldat wohl wieder einen US-Wagen gekauft hat?

Ja wir hatten viel Spaß zusammen, der Wagen und ich. Nach 7 Jahren und 135.000 km wollte dann die Motorelektronik nicht mehr und dann kamen die Mitsubishis von Vater bei mir an.

Und heute? Heute ist alles besser. Das tolle Taipei statt Harzer Bergen, würzige Stadtluft statt niedersächsischer Landluft. Und ein 240-PS-Volvo, den ich nur bewege, wenn es unbedingt sein muss, dem Taiwanstress im Verkehr halber. Alles besser, hust.

Damned, wenn Junior nicht wäre, wäre ich hier schneller weg als man ... never mind. Schnell weggeguckt, zu Hause haben Frau und Kind Hunger, schnell rüber zu MOS-Burger... da... die Fußgängerampel ist grün...

Update: Und schon 1988 war mein 3er BMW mit seinem GKat moderner als jeder blitzende neue Toyota hier, die nämlich keine Abgasreinigung haben. Deswegen stinkt Taipei eben wie ein halbvoller Aschenbecher. 

Typisch deutsch...

Typisch deutsch habe ich mich wieder aufgeregt, wie hier das Moped auf dem neuem breiten Bürgersteig geparkt ist, so dass der ältere Herr mit Gehhilfe auf die Fahrbahn ausweichen muss. Diese Art der Raumnutzung ist typisch taiwanisch, man ist immer bestrebt, möglichst viel Raum einzunehmen, egal ob andere da noch durchkommen.

Mehr gedankenlos als rücksichtslos, typisch etwa auch: Auf dem Flughafen müssen sich alle durch eine einzige schmale Tür quetschen beim Aussteigen aus der Maschine und ein Taiwaner bleibt mitten in der Tür stehen und telefoniert und verursacht einen Megastau.
Wichtig hier: Man darf die Leute ohne Ellbogenstoßen und schubsen "sanft aber bestimmt" wegschieben. Schimpfen und Meckern kann schnell zu Gesichtsverlust führen und gerade wenn Fahrzeuge im Spiel sind kann man gewaltsame Reaktionen des Taiwaners nicht ausschließen. Taiwaner bitten immer höflich, wenn denn der Fahrer in der Nähe ist, Platz zu machen, bei Fahrzeugen gehen sie aber lieber drum herum. Denn, wie schon oft bemerkt, der Straßenverkehr ist eine der "Ventilzonen" der taiwanischen Herren, neben dem Alkoholkomsum, wo die sonst immer höflichen und ruhigen Menschen ihre Gefühle mal aus der Flasche lassen. Auch mein Foto mit gebührendem Abstand und Telesetting gemacht, damit nicht der Besitzer angerast kommt und wild wird. Denn in Taiwan hat er Recht, natürlich kann er den Bürgersteig zuparken, Fussgänger und gerade lästige mit Kinderwagen z.B. sind niederranging und müssen Platz machen und drum herum gehen.

Mittwoch, September 24, 2014

Scharfe Chinesin aus der Rehab entlassen (Update)

Neue Chance für meine scharfe Kantonesin, jetzt in Rot-Schwarz

Update für Interessierte: Wo die meisten Chinauhren herkommen: http://www.millionsmart.com/e/default_home.asp
Für eine Handvoll Dollar (4 oder so) bekommt man da einen Submariner-Klon mit chinesischem Standarduhrwerk. Farbe und Markenname wird alles gecustomized und auch ein chin. GMT-Werk darf natürlich rein. Bestellen Sie doch mal 1000 Stück Ihrer eigenen GMT, vielleicht in Rot*Grün, das hat noch keiner.

Wieder ein Blogartikel zum Thema Uhrenwansinn. Mit meiner "Alpha" aus dem schönen Hongkong verband mich ja eine tiefe Abbeigung, nachdem ich das für 90 US-Dollar erstandene Modell "GMT" auf dem letzten Deutschlandurlaub am Arm hatte, der schönen mechanischen zweiten Zeitzone halber, hier hinreichend dokumentiert: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/02/das-alpha-experiment.html

Ich war nach dem Urlaub so schlecht zu sprechen auf das Ding, dass ich sie monatelang einfach ungetragen in der Uhrenschublade liegen ließ und sogar durch eine andere GMT, sprich durch eine andere Uhr mit zweiter Zeitzone ersetzen wollte. Die Kritikpunkte im einzelnen waren a) scharfkantige Unterseiten mit Schnittgefahr, b) scharfkantiges Metall-Armband mit Raspeleffekt, c) bei Hitze/Kälte-Unterschied abgefallener Drehringeinsatz (24h-Skala), d) Mitverstellen des 24h-Zeigers beim Einstellen der normalen Uhrzeit, e) eine zu große scharfkantige Krone, die sich in den Handrücken gräbt und f) ca. 20 Minuen hinterher laufender 24h-Zeiger, der dazu führt, dass ich bei der 2. Zeitzone dann doch er im Kopf rechnen statt ablesen musste. "Chinamüll eben", wird manch einer da sagen wollen.

Rehabilitiert/nachgebessert: Alpha GMT, mit Austauschband.

Doch einen Lichtblick gab es von Anfang an. Den Tauchring, den ich einmal durch leichtes Falschherumdrehen abgedreht und in der Hand hatte, ließ sich sofort wieder einfach einrasten und das Ding, übrigens mit einem Seagull-B-Uhrwerk (eher schlechter Nachbau des original schweizer ETA-Werks) lief verblüffend genau, automatiktypisch mit etwa 15 Sekunden Vorlauf pro Tag.

Freunde der Happy-Haarlos-Fraktion (HHF) gucken jetzt bitte weg. Hier sieht man, dass es 11.04 Uhr in Taiwan und gerade 5.04 Uhr in Deutschland ist, denn der rote 24h-Anzeiger (den man beliebig einstellen kann) steht so etwa auf 5 Uhr. Eigentlich etwas linksbündig versetzt, was typisch für das Shanghai-Werk ist und durch Drehen des Drehrings um 2 Raster nach links kompensiert werden kann.


Jetzt verblüfft es mich selbst, aber ich trage die Alpha GMT immer öfter, sie ist praktisch meine derzeitige Lieblingsuhr geworden. Wie das? Nun, ich habe die scharfen Unterkanten abgeschliffen mit feinkörnigem Schleifpapier, so dass die Uhr zwar weiterhin scharf ist, aber nicht mehr messerscharf. Die Krone ist auch ein bisschen auf die Art gebändigt, das Band sowieso längst ersetzt durch ein hübsch passendes Lederband mit roter Naht. Und dreht man die Skala etwas links kann man das Nachgehen des 24h-Zeigers kompensieren. Und man kann sich eben dran gewöhnen, erst die normale Zeit und dann die zweite Zeitzone (davon unabhängig) einzustellen. Mit 40mm Durchmesser ohne Krone ist die Uhr nicht zu groß und trägt sich eher leicht und angenehm, wenn nicht mal wieder die Krone in die Hand beißt. Aber dann schiebt man die Uhr eben hoch.

Alternativen wären die etwas ähnlich aussehende (gacker) Rolex GMT für 14.500 Euro oder so, die sicher besser ist (hust), die deutsch-schweizer Steinhart für 420 Euro, die auch als Rolex-Hommage bezeichnet wird. Oder eine italienische Politi für um die 100 Euro, wo wohl auch ein chinesisches Werk, allerdings das wohl bessere Seagull-GMT-Werk drin ist. Oder die deutsche Nautec aus chinesischer Produktion mit ebenfalls dem Seagull-Werk, die bisweilen bei nur 56 Euro bei Ebay zu finden ist von einem spanischen Händler. Oder die Parnis/Getat - Hommagen der Panerai GMT, auch Chinauhren. Hier würde ich vielleicht eine Parnis von einem deutschen Uhrmacher (der auch die Marke Liv Morris vertreibt) erwerben, der noch mal über die Qualität drüber guckt und sie für wohl 165 Euro oder dergleichen vertreibt. Allerdings achtet meine Frau darauf, dass ich nicht immer Ebay auf das Smartphone lade. Na ja, wenn der Spanier die Nautec noch mal mit der orange-metallenen Lünette hat...

Wenn man ggf. nacharbeitet, kann man also mit einer Alpha doch viel Uhr für kleines Geld haben. Mehr oder minder problemlos benutzbar, jedenfalls wenn man Pattex zum Nachkleben dabei hat. 


Freitag, September 19, 2014

Ausflug nach Taitung

Die Fotos von der DSLR sind immer noch nicht verarbeitet, aber hier einfach mal die Schüsse von der Kompaktkamera. Taitung County in Südost-Taiwan

Die Fahrt ins Hotel in den Taitung County neulich (Betriebsausflug) war ein bisserl nervig, denn die schöne Küstenstraße hat Geschwindigkeitsbeschränkungen bis runter auf 15 km/h, oft 25, 30 oder 40, so gut wie nie mehr. Und da fährt man dann gefühlt an halb Taiwan an der Küste runter und ist dann leicht supergenervt, weil überall Starenkästen und Polizisten mit Laserkameras gemütlich unter Sonnenschirmen sitzen.

Ah, da soll es hingehen (Smartphone-"Screenshot").

Nett auch die Fahrt auf schmalen Bergpässen, wo man von rasenden LKWs und Taxis und den üblichen Taiwanfahrern bedrängt wird, die trotz 40-Schildern da mit 100 lang jagen wollen. Und die Wünsche meiner Frau ließen sich mit "genau an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten" und "in Nullzeit am Ziel sein" zusammenfassen. Klar, dass es da immer Kritik gab, etwa "warum fährst Du so langsam dass uns der 38-Tonner in den Auspuff kriecht?". Mögliche Antworten wären etwa "wegen der Steilküste/wegen der 40-km/h-Schilder". Passt aber nicht zu taiwanischer Logik und Gepflogenheit, nach der eben auch 38-Tonner-Tankwagen mit Benzin hinten drauf PKWs auf Küstenserpentinen in den Auspuff kriegen können mit 1m Abstand.

Was aber OK ist weil es in Taiwan ist. Nur daheim wäre es schlimm, das muss man wissen. Entspannend die Staus am Berg, dann bewegt sich endlich mal eine Weile nichts und man hat ja eine Klimaanlage im Auto. Hier schon wieder so ein Volvo SUV links im Bild, die Dinger verkaufen sich offenbar gut in Taiwan.

Zwischendurch entspanntes Fahren durch Kleinstädte in Küstennähe

Küste und Berge zusammen...

Ah, endlich mal ein Moped! In Taipei treten sie ja nur im 40er-Rudel auf, sonst kriegen sie Alleinseins-Angstzustände.

Nur das Navi weiß, wo ich gerade bin.

Strandstädchen. Hier hat Junior (3) dann in einer Expat-Surferbar abends abgetanzt und ausversehen statt wie sonst eine gleichaltrige "Xiaojie" einen kleinen jungen mit Zöpfen geherzt. Ich muss ihm noch beibringen, dass das in Taiwan mit dem maskulinen und femininen Aussehen nicht immer so einfach ist (räusper, Anknüpfungspunkt für wütende Kommentare der Politische-Korrektheitstruppe, bitte nicht verpassen!). Surfer-Bars sind gefährlich!


Das kleine Strandhotel im Dunkeln. Wobei das Hotel offiziell nur ein Privathaus mit vielen vielen netten Besuchern ist. Kurz nach dem Aussteigen aus dem Auto wurde ich dann zum Notnudisten in den kühlenden Fluten, war ja dunkel genug.

Blick aus dem Hotelfenster. Jauser!

Das im Hintergrund ist ein geschmückter Pfahl, der bei der Aborigine-Bevölkerung eine religiöse Bedeutung hat denke ich mal. Leider mit der kleinen Kamera nicht näher fotografiert. Auch im Stadtbild waren verzierte Säulen zu finden. Die hier vorherrschenden taiwanischen Ureinwohner sind mit den Südseevölkern wie etwa auf Palau verwandt. Präsident Mas Doktrin "wir sind alle Chinesen/Taiwan ist China" wirkt hier hohl und leer und falsch. Wenn das hier im "chinesischen" Norden wäre, lege hier einiges an Müll rum und das Grün am Strand wäre durch einen betonierten Parkplatz und eine breite Straße ersetzt. Und auf dem Rest würden sie mit bezingetriebenen Buggies rumfahren, dass man in Abgaswolken steht oder mit ihren 4x4 Mitsubishis feststecken. So kenne ich sonst die Strände in Taiwan. Hier, das ist wie ein anderes Land. "Wir sind doch alle Chinesen". Klar, Du zuerst, Präsidente Ma, lass Dich beim Auswandern nicht aufhalten.


 Hier im Süden wählen die Leute ja auch viel die DPP, die ein nichtchinesisches Taiwan will. Desto länger ich hier war, desto mehr konnte ich es verstehen.


  Auf dem Smartphone versuchte ich das Spiel Frankreich gegen Deutschland der letzten WM zu verfolgen, die gerade stattfand. Meist sah ich aber nur "Buffering....."

Und schneller als mir lieb war war ich wieder im grauen Taipei. Hier die noch immer vorherrschende Schlichtbausubstanz mit orangem Lamborghini als Lichtblick (oder was immer das ist). Allerdings hat das Ding keinen Auspuff gehabt, so dass er so viel Krach gemacht hat wie eine Punkband bei voller Lautstärke, als er langsam zum Tanken gerollt ist. Na, für den Schalldämpfer hat das Geld nicht mehr gereicht - Mitgliedsbeitrag für die Triade ist zu hoch.

So, den zynischen Abschluss haben wir auch. Auf der Rückfahrt hatte halbe Panik geherrscht, weil meine Frau dachte, wir müssten an der Autobahnauffahrt vor 15 Uhr sein, weil die Polizei sonst nur PKWs mit mindestens 5 Leuten auf die Autobahn lassen würde wegen viel Verkehr am verlängerten Wochenende. Das Limit lag aber bei 3 Leuten. Mein "Langsamfahren" ohne Sportwagen brachte uns erst um 17 Uhr an den Kontrollpunkt und ein Polizist späte wirklich ins Auto und zählte uns durch. Dank Junior waren wir aber genug.

Hihi, wir sind doch alle Kinesen!

Mittwoch, September 17, 2014

Stinkender Müll -> Nobelapartments

Taipei wandelt sich rasend schnell, hier ein extremes Beispiel


Als ich 2004 nach Taipei zog bekam ich einen ziemlichen Kulturschock. Alles war grau und hässlich, vernachlässigte Plattenbauten kilometerweit um mich herum mit rostigen Fenstergittern. Die Leute bewahrten Unrat in den "Vorgärten" auf und manche verwandelten leere Grundstücke, den Zwischenraum zwischen den Hausreihen oder sogar Garageneinfahrten in veritable Mülldeponien, in denen der Müll im Sommer vor sich hin gärte. Aus den Gossen an den Fußwegen kam fauliger Geruch hoch, weil die Garküchen ihren Sud bei Feierabend in die Gosse ... gossen. Daher wohl der Name. Über den Straßen hing eine dicke Abgaswolke und in der Sommerhitze fiel mir oft das Atmen schwer.
"Alles halb so wild", schrieben die alten Expats im Ausländerforum. "In den 90ern hat der Smog noch in den Augen gebissen." Viele Expats im Forum nannten Taipei routinemäßig "shit hole", also Scheißloch und ein anderer nannte es immer mal wieder "Pnom Pei" in Anlehnung an die Stadt in Kambodscha. "Man" hasste Taipei und klagte darüber episch im Ausländerforum und Grund für den Hass gab es auch genug. Treppenhäuser stanken nach Urin und tote Käfer und Ratten waren da zu bewundern. Meine Hautkrankheiten waren episch zu der Zeit, am eindrucksvollsten fand ich die roten "Hexenkreise" auf meiner Haut, die zwar recht dekorativ waren, aber nur mühevoll wieder verschwanden. "Diesen Mikroorganismus sieht man so gut wie nie", kommentierte mein Hautarzt und war ganz angetan von seinem Studienobjekt.

Foto von 2006 mit alter Sony Cybershot P100 gemacht, die nie auf irgendetwas scharf stellen konnte

In meinen Fotos aus meinen frühen Jahren ließ ich jedoch Fotos von den Müllhalden etc. weg, dachte ich auch, diese würden mich ewig verfolgen. Das Foto oben ist aus dem Jahre 2006 und war in einem der ersten Postings im alten Taiwanblog auf Passado.com zu bewundern, das heute in dieser Form nicht mehr existiert. Nicht einfach auf Passado gehen, ich weiß nicht, was da heute kommt. Ich erinnere mich noch, dass es gewaltig stank, als ich die obige Aufnahme machte, denn vor der Häuserzeile hier ganz in der Nähe meiner Wohnung war ein oft unter Wasser stehender wilder Müllplatz auf einem Abbruchgrundstück. Alle Anwohner kippten da einfach säckeweise ihren Müll hin und es stank episch. Faulig-fruchtig-süßlich, das man sich fast übergeben musste. Direkt daneben ein ganz hübscher See mit Park, hier bei uns in NeiHu. Aber ich ging selten hin, denn ich musste mich durch Mopedsmog und mehrfachen fauligen Müllgestank kämpfen, um hin zu kommen. "Wohnst Du in Kalkutta?", fragte damals scherzhaft ein Leser, der das Fotos sah.
Meine Frau war damals ganz erstaunt, dass der See jetzt als Ausflugsziel einlud, hatte man sich erst mal durch den Müllgestank gekämpft. Sie erwähnte, sie sie erst ein einziges Mal in den 90ern da gewesen und da sei der See ein verdreckter Müllsumpf gewesen, in den alle ihren Hausmüll warfen. Die 1990er waren noch viel rustikaler als die frühen 2000er offenbar.

Und heute? Wie sieht es dort heute aus, ziemlich genau 10 Jahre später? 10 Jahre in denen die Stadtverwaltung die wilden Mülldeponien bekämpft hat, viel graue Plattenbauten weggerissen hat und fast überall auf Sauberkeit im Stadtbild drängt. Damit Taipei eine moderne Stadt wird und auch um Seuchen wie der damaligen SARS-Epedimie vorzubeugen.

Neue Fotos mit CASIO Exilim Z11 gemacht, mittlerweile schon wieder durch die Z1000 ersetzt, nachdem die Z11 einen Kungfu-Tritt abbekommen hat. Wir Asiaten trainieren halt auch viel zu hause ;-)

Fast die selbe Perspektive heute 2014. Das Haus ganz rechts im alten Bild fehlt nur im Bild, es ist unten zu sehen.. Aber irgendwie ist alles eine Note sauberer und auch grüner. Denn Bäume werden heute nicht mehr stark beschnitten und die Leute stellen selber manchmal Pflanzenkübel auf. Und die Treppenhäuser werden heute von der Verwaltung mit dem Schlauch gereinigt. Witziger Treppenwasserfall ist das Ergebnis, aber es ist eben sauber. Und die hässlichen Wellblechbaracken vor den Häusern sind heute weggerissen. Dennoch, so viel scheint sich nicht verändert zu haben, sieht man nur das Foto.


Doch weit gefehlt! Das ganze Viertel wirkt völlig anders, mit endlich unbeschnittenen Bäumen und vielen neuen Sträuchern. Und da vorne rechts, wo jetzt der neue Nobelbau steht, war früher der unter Wasser stehende entsetzlich stinkende Müllplatz! Heute ist da ein Nobelapartment-Block, größer könnte der Unterschied nicht sein. Schade, dass ich damals den alten Müllplatz nicht abgelichtet habe.

Hier wo früher der Müll gärte, ist heute eine für Taipei verboten luxuriöse Einfahrt. Und das in einer Stadt, in der Parkplätze kostbar wie Oasen in der Wüste sind! Und hinten haben sie sogar noch eine beleuchtete Zier-Wasserfläche. Genau da, wo früher der gärende Müll im Wasser lag. Müll gibt es da heute natürlich nicht mehr.

 Was ist das überhaupt für eine merkwürdig sterile Anlage, die so viel Platz verschwendet? Antwort: Ein Nobel-Apartmentblock, bei dem der Architekt die Wohnungen fast völlig vor dem Auge des Betrachters versteckt hat. Eine Wohnung kostet dort 200 Millionen Taiwandollar, also umgerechnet 5 Millionen Euro, meine Frau hat sich erkundigt.

Ein bizarres Ensemble mit Pappwild, das die Nichtnutzung des in Taipei sehr teuren Raumes zu zelebrieren scheint. Und von sehr asiatischem Geschmack zeugt. Solche Freiflächen lenken den Blick von den eigentlichen Wohnungen ab, die man nur andeutungsweise auf dem 3. Foto von oben erkennen konnte. Irgendwie sind auch die Wohnungen wohl recht klein, vor lauter verschwendeten Platzes.

Viele Sichtblenden und Foyer an Foyer, so wohnt man asiatisch raumgreifend, während der Rest der Stadt sich gegenseitig auf die Füße tritt.

Taipei ist im rasanten Wandel, Schlichthäuser werden manchmal aufgehübscht, oft weggerissen und auch hier wird schon wieder gebaut, sicher wieder ein Nobelwohnblock, gleich gegenüber dem anderen.

Und das Viertel am See wird zum teuren Nobelviertel. Viel alte Bausubstanz ist schon weggerissen und der Trend von der Allerweltsleute-Stadt zur Reichenstadt ist abzusehen. Aber zum Spaziergehen ist es so natürlich viel schöner.

Auch der Smog ist deutlich weniger geworden, dem Ausbau von U-Bahn und Schwebebahn halber. Taipei ändert sich so schnell, dass weite Teile dieses Blogs schon längst überholt sind. Gott sei Dank ;-)

Montag, September 15, 2014

"Bambus-Gang"-Triade prügelt Polizisten zu Tode (Update 2)

Taipei ist sicher nächtens eine der sichersten Städte der Welt. Aber...

a) Zunächst die Fakten, soweit sie derzeit ersichtlich sind aus den Medien (http://www.appledaily.com.tw/appledaily/article/headline/20140915/36086010):  Offenbar hat sich ein junger Mann, dessen Vater mehrere Möbelfabriken in Taiwan besitzt, in einer Disco in Taipei im "ATT4FUN"-Komplex nicht wohl gefühlt am Wochenende. Offenbar hatte der junge Mann, der auf einem Foto in kurzen Hosen und mit den für viele männliche Taiwaner typischen blauen Strandlatschen an bloßen Füßen zu sehen ist, Verbindungen zu Taipeis "Bambusgang"-Triade. Organisiertes Verbrechen, das mit Wirtschaft und Politik (regierende KMT-Partei) und auch Polizei und Justiz verbandelt ist. Offenbar sind in der Folge um die 50 mit Schlagstöcken etc. ausgerüstete junge Männer erschienen, die eine Massenschlägerei angefangen haben.
Ein Polizeibeamter, offenbar in Zivil, hat versucht zu schlichten und ist von dem riesigen Mob erschlagen worden. Die Berichte über ein "Messer im Mund" des Toten erklären sich offenbar durch ein ungeöffnetes(!) Springmesser, das ihm von der Disco-Security in den Mund gesteckt wurde, um den Mund zum Atmen offen zu halten. Leider vergebens. Der Haupttäter ist verhaftet worden.

Nightlife in Taipei. Während Ludigel hier auf dem Dach des "W"-Hotels mit Junior (3) die Deko bewundert hat, wollten sich am Pool ein alkoholisierter Einheimischer und ein (gefühlter) Amerikaner betrunkenerweise an die Wäsche. Alk ist immer ein Problem. Oder eher die Leute, die ihn trinken.


b) Was haben Ausländer damit zu tun?
Der Haupttäter hat offenbar einen US-Pass, erscheint mit seinen Mafiaverbindungen und seinem "Schuhwerk" aber sicher sehr einheimisch. Ob die Taiwanpresse eine Ausländerhetze draus machen wird oder nicht, werden die nächsten Tage zeigen.

c) Ist Taiwan ein unsicheres Land? Mein Kommentar dazu ist immer wieder NEIN. Man kann nachts durch Taipei auch durch unschön aussehende Viertel laufen mit einer teuren Kamera um den Hals und es passiert einem einfach gar nichts. Straßenkriminalität gibt es fast gar nicht. Allerdings hat Taiwan eine deutlich höhere Rate an Mord- und Totschlag als z.B. Deutschland, was man u.a. mit Bandenkriminalität erklärt - mit der der Normalbürger aber so gut wie nie etwas zu tun bekommt.

d) Wird Taiwan durch Gangsterbanden regiert? Nicht wirklich, Taiwan ist eine parlamentarische Demokratie. Die Verzahnung der derzeit regierenden KMT und der Bambusgang ist aber ein episches Thema, das sicher nicht von der Hand zu weisen ist. Auch die DPP-Opposition soll nicht frei von Gangsterverbindungen sein, auch wenn mir persönlich der Filz da etwas freistilmäßig vorkommt (vgl. die hemmungslose Selbstbedienung des letzten taiwanischen Präsidenten Chen von der DPP).

e) Grund für Deutsche sich überlegen zu fühlen?
Eigentlich nicht. Deutschlands Politik ist sicher sauberer als die Taiwans. Aber immerhin sitzt der Expräsident Chen wegen seiner Taten im Gefängnis und Deutschlands Straßen sind weitaus weniger sicher als die Taiwans.

f) Was gibt es im Nachtleben zu beachten?
Gerade auch für Ausländer gilt, dass sie sich in Discos und Bars in Taiwan schnell Ärger einhandeln können. Ein Gespräch mit einer lokalen Schönheit reicht da offenbar schon, da gibt es viele Berichte drüber. Taiwaner sind höfliche Menschen die nach Konfuzius im täglichen Leben ihre Emotionen herunter schlucken und fast immer ruhig und gelassen bleiben. Nur der Alkohol lockert eben diese Gefühlkontrolle und aufgestaute Emotionen kochen nach oben. Und Nachtbars und Discos sind Mafiaterritorium, in denen sowieso die Banden und nicht das Gesetz regieren. Auch ein dunkelhäutiger (kanadischer) Ausländer sah sich laut Ausländerforum einst einem Mob von um die 50 "Gangstern" gegenüber, die ihn krankenhausreif schlugen, weil er einer Barschönheit zu nahe gekommen ist.
Bezüglich Prostitution gilt in Taiwan, dass Ausländer hier i.d.R. nicht gerne gesehen werden, vergleichbar wie in Japan. Ausnahmen sind etwa an Geschäftsleute gerichtete Anzeigen für Escorts in der Taipei Times.

g) Was soll das hier im Blog?
Nachricht? Gesprächtsthema im Ausländerforum. Diskussionen, ob der Haupttäter nun einer der ihren ist oder nicht, wie sicher Taiwan ist, etc. pp.

UPDATE: Um die Verwirrung in den Kommentaren zu mildern, der Tathergang war offenbar wie folgt: Ein Taiwaner, der noch einen US-Pass hat, hat sich mit anderen Besuchern in der Disco/Nightclub gestritten, flog raus und kam mit 50 (möglicherweise Bambusgang-nahen) Leuten zurück, um dem Club oder wem auch immer "eine Lektion zu erteilen". Zwei Polizeibeamte wollten schlichten und wurden von dem Mob angegriffen, wobei ein Beamter zu Tode kam. "Englischlehrer" haben damit nichts zu tun.
http://focustaiwan.tw/news/asoc/201409150007.aspx 

UPDATE2: Es wird mittlerweile untersucht, ob der getötete Polizist privat für den Nachtclub tätig war. Denn an seinem Todestag hatte er Dienstfrei und hat auch nicht um Verstärkung gebeten. Offenbar gibt es eine Vorgeschichte, bei der der getötete Beamte das Opfer einer Gewalttat in dem betreffenden Nachtclub bei einem älteren Vorfall "überzeugt" hatte, eine private Entschädigungszahlung anzunehmen und nicht gerichtlich gegen den Club vorzugehen. Mehr noch, die damalige Prügeltruppe soll von dem jetzt getöteten Polizisten angeführt worden sein. 
http://www.chinapost.com.tw/taiwan/local/taipei/2014/09/15/417256/Cop-beaten.htm
Der aktuelle tödliche Angriff auf den Beamten/Clubangestellten war möglicherweise ein Racheakt aus dem Milieu. Zusammengefasst also möglicherweise "Gangster-Business" von A bis Z.
Der Fall illustriert auch, wie sehr sich taiwanische Polizisten im Dunstkreis der Nachtbar-Gangsterkreise bewegen, vergleiche auch den Fall den unlängst wegen einer Todes-Trunkenheitsfahrt verurteilten pakistanischstämmigen Briten, bei dem das ermittelnde Polizeirevier auf der Gehaltsliste einer Bar stand, aus dessen Kreisen der zweite mögliche Fahrer des Tatfahrzeugs kam (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/06/schottland-liefert-todesfahrer.html).

Hitler-Infektion, "The Strain" / Er ist wieder da

Gleich zweimal begegnete mir die Tage der Adolf Nazi (so nennt ihn Helmut Schmidt) beim privaten Medienkonsum. Muss das sein?

Man ist selber schuld, alle reden drüber über das Buch "Er ist wieder da" des deutschen Autors Timur Vermes. Ich laß mich also ein in das Werk, in dem der Herr Adolf Schlickgruber alias Hitler einfach so auf einem berliner Trümmergrundstück wach wird als sei nix gewesen und er sich in der Folge über die Zeitreise ins frühe 21. Jahrhundert wundert und wieso die Wehrmacht nicht auch "die Türklinken" gesprengt hat, wie in seinem "Verbrannte Erde"-Befehl vorgesehen. Stattdessen wächst und gedeiht das doch sozialdarwinistisch unterlegene deutsche Volk: Da wundert sich der Herr Hitler sehr. So weit so lustig, auch wenn ich die Art Komik zu erzeugen durchaus vorhersehbar fand. Etwa: Man reduziert den sozialdarwinistisch inspirierten Befehl, alle Infrastruktur vor Einnahme durch "den Feind" zu zerstören auf Kleinkram wie eine Türklinke, schon wird es ins Lächerliche gezogen. Nichts dagegen über Hitler zu lachen, warum nicht, eigentlich ist es ja eine recht lächerliche Figur, wenn da nur die vielen Toten nicht wären. Und die Hat Herr Vermes zu großen Teilen einfach ausgeklammert. Denn wie, so dachte ich mir vorher, will der Autor das Dilemma lösen, dass ein Adolf H. natürlich sofort wieder antisemitsche Hetze verbreitet oder wenigstens selbst in seinen Gedanken hat, schließlich ist das Buch in der Ich-Form erzählt. Welchen rhetorischen Kunstgriff will der Autor da anwenden? Denn wenn man bestimmte Passagen aus "Mein Kampf" kennt, dann weiß man, wie krankhaft-bizarr diese Hetzereien gegen Menschen jüdischen Glaubens werden können.
Und wie hat es Herr Vermes gelöst? Offenbar durch Auslassung. Denn als Hitler am Zeitungskiosk eine Bestandsaufnahme des ihm fremd gewordenen Deutschlands aufnimmt, noch ganz benommen im nach Benzin riechenden Uniformrock, da kommt das Wort "Jude" kein einziges Mal vor. So froh ich auch war, keine antisemitsche Hetze lesen zu müssen, so billig fand ich das Vorgehen, das Problemfeld einfach wegzulassen. Das ist etwa so als schreibe ich ein Buch über den Irakkrieg und erwähnte mit keinem Wort Saddam Hussein. Oder über Ebola und vergesse den Virus. Also gleich wieder weggelegt, da lasse ich den Hitler-Kadaver lieber ruhen.

In regelrechter Überraschungsmanier erwischte mich dann die braune Thematik ein zweites Mal. In der US-Serie "The Strain" (Achtung: Leichte Spoiler) war ich durch "den Klappentext" der TV-Serie auf ein mikrobiologisches Apokalypse-Szenario vorbereitet. Ein Flugzeug (aus Berlin!) in New York landend ist biologisch verseucht, der Virus breitet sich aus etc. pp. Doch was ich anfangs für eine halbwegs ernsthafte Pseuro-Science-Serie hielt wurde alsbald zum herrlichen Nazi-Trashfest. Untote Altnazis die mikrobiologisch auf den Endsieg hinarbeiten? Oder was auch immer. So ganz klar ist mir das noch nicht. Und wer liegt in dem Sarg, den sie durch die Gegend schleppen? Doch nicht ER? Der mit der nach Benzin riechenden Uniform? In der Folge wurde ich Zeuge, wie die Serie allerlei Filmklischees durcheinander warf. Die Deutschen, die natürlich Nazis sind. Den netten jüdischen Überlebenden mit kabbalistischem Geheimwissen. Eine Mischung aus den gängigen Ebola-etc-Thrillern, The Living Dead, Dracula und Alien. Ein herrliches Trashfest, das sich selbst todernst nimmt und damit viel unfreiwillige Komik erzeugt, aber eben auch handwerklich gut gemacht ist, was Erzeugung von Action, Suspense und die Qualität der Spezialeffekte angeht. Und das Wiedersehen mit manchen in X Filmen bekannten Szenarien, handwerklich sauber abgedreht, ist für einen TV- und Filmfan eben auch ein Genuss: Stichwort "belagerte Tankstelle". In "The Strain" sind die Nazis wenigstens noch Antisemiten, man verzeihe mir die Formulierung. Denn wenn man Nazis ohne Judenhass darstellt, dann macht man sich am Ende selbst der Geschichtsklitterung schuldig. Das gehört nun mal zu der Drecksbande dazu. Und so komplett geben sie auch ganz famose Bösewichte ab. Und Kompliment an die US-Serienmacher, der Filmdialog um die Machtergreifung Hitlers hatte sogar die wichtigsten Fakten richtig. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei US-Produktionen.
Seit "The Strain" läuft, werden Flieger aus Deutschland bestimmt in den USA noch viel gründlicher durchgecheckt, ich habe da keine Zweifel.

Gut dass Sarah Palin nicht US-Präsidentin ist, sonst würde sie Frau Merkel sicher beim nächsten Treffen auf die Gefahr viraler Altnazis ansprechen.

Freitag, September 12, 2014

Herzschrittmacher für den Uhrenfreund

Automatik oder Batterie ist hier (jetzt auch) die Frage

Als Uhrenfreund kennt man es, für 99 Euro gibt es eine unendliche Menge an schicken Uhren. Chronograph, tolles Design. Aber eben Batterien drin, Quarz also. Und wenn man denn wie ich 12 funktionierende Uhren in der Schublade hätte, stünde man immer wieder beim Uhrenmenschen schlange zum Batterien wechseln. Und irgendwie habe ich sowieso immer das Gefühl, eine schicke Quarz, die oft ein Desgin wie eine 1000-Euro Automatik-Uhr hat - wenn es nicht zu dick aufgetragen ist - sei eine Art Schummel. Aber da bin ich eben zu sehr Freund mechanischer Uhren, eine richtige Uhr hat für mich Mechanik drin.


 Schweizer Automatikwerk: Die Schwungscheibe habe ich hier allerdings aus dem (halben) Glas-Sichtfenster gedreht, sie sieht im Prinzip aus wie die rechte Hälfte des Uhrendeckels (und sitzt im Bild genau darunter***). Die Stoppuhrfunktion des Valjoux 7750 braucht man beim Herzschrittmacher aber sicher nicht.
*** Wer genau hinsieht, erkennt oben ein bisschen von der Schwungscheibe (Rotor sagt man)


Auch Träger vom Herzschrittmacher mussten bislang regelmäßig Batterien wechseln lassen, jetzt aber gibt es den Schrittmacher für den Mechanikfreund, mit einem Rotor, der Schwungenergie aus der Bewegung des Trägers holt. Weil der Herzschrittmacher aber Strom braucht, wird er wie etwa bei den SEIKO Kinetik-Uhren in Strom umgewandelt. Aber nicht wie bei den Kinetik-Uhren unter Verwendung einer aufladbaren Batterie (die auch nach ein paar Jahren ihren Geist aufgibt) sondern unter Verwendung einer die Schwungenergie speichernden Feder. Toll! Gibt es das auch schon bei Uhren?

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/herzschrittmacher-imitiert-mechanisches-uhrwerk-a-990888.html

Den alten Witz, das Automatikuhren nichts für Beamte seien, kann man dann jetzt in neuen Variationen machen. Etwa: "Hört ein älterer Beamter auf zu atmen, muss man ihn auf seinem Büro-Drehstuhl im Kreise drehen." Geschmacklos, aber vielleicht bald nicht ganz unzutreffend...

"Water Resistant" wäre auch nicht schlecht....


Ansonsten sensationelle Uhrennews: Apple hat soeben die Armbanduhr rückwirkend erfunden: die Äppel-Wotsch ist da: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Analyse-der-Apple-Watch-Emotionen-treffen-auf-kalte-Realitaet-2388957.html
Persönlich denke ich, sie könnte die klassische Armbanduhr verdrängen. Nicht, weil sie irgendwie besser ist als schon existierende Smartwatches, sondern weil sie eben Teil des Apple-Kults ist und eine gefühlte Milliarde Applefans vermutlich den Ton angeben werden und sich das eckige Ding mit dem Charm eines CASIO-Taschenrechners-in-der-LCD-Uhr von 1982 an den Arm hängen.
Und das integrierte elektronische Zahlungssystem hätte, wenn es denn funktioniert, das Zeug zur Killer-App, um die man nicht herum kommt. Etwa: Brötchen kaufen und per Fingerwisch auf der Armbanduhr bezahlen. Geht aber sicher auch bald mit dem Android-Handy. Unter hinterher ist der Inhalt des Bankkontos in China.

Donnerstag, September 11, 2014

Grüner Tee hilft

Irgendwem jedenfalls

In Deutschland habe ich zu Letzt immer asiatischen "Wellnesstee" von "Pf....r" getrunken,  der zu großen Teilen aus Zucker bestand, ähnlich wie Kola, wie im Warentest mal zu lesen stand. Danach habe ich den auf Grüntee basierenden aromatischen Tee nicht mehr getrunken. In Taiwan ist Grüntee nun zu meinem Standard-Durstlöscher neben abgekochtem Leitungswasser (Taiwan-style Hauptgetränk) geworden, in der ungesüßten Variante aus taiwantypischen Plastikflaschen. So eine eckige 0,7l - Plastikflasche ungesüßter Grüntee ist hier übrigens auch das Bauarbeiter-Standardgetränk, man sieht es immer wieder auf Baustellen. Das finde ich faszinierend, denn in Deutschland sieht man da Bierflaschen. Ein richtiger Deutscher Malergeselle jedenfalls lehnt es ab, etwas anderes als Bier zu trinken, das weiß ich noch von meiner kurzen Phase in der Branche als Praktikant etc. Was ich nicht schon alles gemacht und unterlassen habe.


Das Grüntee schön und gesund macht, man hat beim Anblick dieses Taxis keinen Zweifel mehr. So nett wie die junge Frau außen drauf sind die Taxifahrer innen drin aber längst nicht immer. In der letzten Zeit hatten wir jedenfalls zwei kräftige aggressive Herren, einer davon auch in einem Toyota Wish wie im Bild, vollgestopft mit x Zusatzbildschirmen und Geräten. Weil ihm die Strecke wohl zu kurz war, fluchte er auf chinesisch laut hörbar (gan, also "fuck"). Sein aggressives Verhalten fand ich in anbetracht unseres 3-jährigen Juniors auf der Rückbank recht unangemessen. Ein Kollege ein paar Tage später tat es ihm gleich - man ignoriert das einfach und zahlt, denn mit vielen der Fahrer ist in Taiwan nicht gut Kirschen essen. Große Gesellschaften mit Qualitätskontrolle wohl ausgenommen.

Der Taxifahrer des Wagens im Bild hat damit aber nichts zu tun und jede Menge freundliche oder korrekte Fahrer hatten wir natürlich auch. Nachher wieder einen kalten Grüntee aus der Plastikflasche...

Freitag, September 05, 2014

Gott erschlagen

Es ist passiert, aus Versehen. Kann man nichts mehr machen

Per Definition ist so ein Gott ja ein allmächtiges Wesen, Beherrscher des Universums, Hüter des Allwissens, Schaffer allen Lebens etc pp. Und ein Ding, das man anruft, wenn man möglichst viele Sachen in die Luft sprengen will, jedenfalls wenn es sich um einen Wüstengott handelt.

Möglicherweise sind die meisten Götter allerdings schizophren. Ich meine, stellen Sie sich mal vor, Sie seien der allmächtige Herrgott. Fällt Ihnen schwer? Na ja, etwa so wie damals als sie das neue Auto gekauft haben und damit beim ersten Waschen aus der Waschanlage fuhren. Also jedenfalls mächtig gewaltig, Beherrscher der Welt, mindestens. Doch was passiert auf fast jedem Schlachtfeld der Welt ständig? Zwei Armeen gehen aufeinander los - und beide rufen den selben Gott an! Wie soll der Gott denn da noch ein oder aus wissen?

Gut, wenn die eine Seite ihre Wüstengottvariante und die andere Seite die etwas ältere richtige Variante anruft (schelmhafte Betonung des Wortes "richtig"), dann kommt es wieder einigermaßen hin. Man erkennt einen Gott, der in Handtüchern gewickelten ehem. Sozialleistungsempfängern (vormals in Köln, jetzt im Gihad) mit Maschinengewehren folgt, ja gar nicht so richtig wieder. Sicher ist es doch ein anderer.

Wie dem auch sei, die taiwanischen Götter sind noch anders. Auffallend oft ist hier ihre Meinung mit der der etwas schmuddeligen alten Priesterfrauen im Garagentempel in der Nähe von uns identisch und sogar mit der von Schwiegermutter. Wer schreibt da wem die Meinung vor?

Manche Götter können einem im Laufe ihres langen Lebens auch ganz schön auf den Nerv gehen. Nicht nur der Wüstengott, sondern auch so ein Pappgott, der hier auf dem Regal im Büro steht. Mit Firmenlogo und pappenen Goldbarren sollte er Glück beim Lottospielen (von meiner Frau) bringen, brachte aber nie den erwähnten Gewinn (Herr Gott, der vierstellige Gewinn hat sich durch die Lospreise längst wieder verbraucht!) und ständig fiel er um oder auseinander, wenn man eine DVD vom Schrank nahm.

Jetzt ist ein Malheur passiert und beim Aufräumen von Altpapier ist er mit in den Stapel geraten und liegt jetzt zerknüllt im Mülleimer. Eine göttlicher Rettungsdienst ist nicht in Sicht, was soll man tun? Diskret habe ich einen fettigen Kuchtenpappteller auf seine Leiche gelegt, damit meine Frau bloß nichts merkt von dem Unfall. Und Zuhause haben wir ihn ja noch in Plastik, mit Soloarantrieb und wippendem Kopf auf der Kommode stehen, den Glücksgott*.

Am Ende muss ich nun leider einem Satanisten, der aus dem ersten Taiwanblog in meine Facebook-Freundesliste geschafft hat, doch Recht geben. "Gott ist tot", schreibt der immer. Obwohl er mir immer noch die Antwort auf meine Frage "Welcher denn bloß?" schuldig geblieben ist.

* das Pattex an ihm hat meine Frau nie bemerkt

Mittwoch, September 03, 2014

Ich breil mich und liefere ein neues Foto...

Schwierig ist es dieser Tage, kein Wortspiel mit "Breil" zu machen, vergleiche meine "neue" Uhrenanschaffung der italienischen Marke Breil. 

"Don't touch my Breil" bekam schon Junior zu hören, den englischen Slogan der Marke. Da eine Kollegin gerade das Team mit taiwanischen Knabbereien füttert und auf meinem Notebook so ein hübsches Stillleben produziert hatte, habe ich einfach schnell die Uhr dazu gelegt und neu abgelichtet, schließlich ist das gerade aus Albanien eingetroffene Ührchen jetzt geputzt und die alte Lederbandunterseite mit im hiesigen Klima hygienischem Kunstleder bezogen. Ich weiß, Kroko mit Kunstleder beschichtet, da würde ein italienischer Lederwarenhändler zu Weinen anfangen.

 Wahrscheinlich kommentiert gleich einer, ich solle gefälligst meinen Schreibtisch aufräumen, bevor ich Uhrenbilder poste ;-)

Uhrenvorstellung gestern

Dienstag, September 02, 2014

... Italo-Albanerin (UPDATE 3)

Der Uhrentick von Ludigel nimmt kein Ende, wo soll das noch hinführen... (zu einer vollen Uhrenschublade)

Während andere Ausländer jedenfalls laut Ausländerforum dafür bekannt sind, ihren gelegentlich auftretenden Taiwankoller mit Alkohol und Antidepressiva-Tabletten zu bekämpfen, mache ich das offenbar mit Armbanduhren. Meinem Vorsatz (http://osttellerrand.blogspot.de/2014/08/uhrenwahnsinn-teil-x-gigandet-sea.html) keine billigen Uhren mehr zu kaufen bin ich diesmal schon eher treu geblieben. Die neue ist eine aus dem italienischen Modehaus Breil, hergestellt in der Schweiz und mit einem schweizer ETA Valjoux 7750-Werk ausgestattet, also wieder mal ein Automatik-Chronograph. Will sagen mit nicht benötigter Stoppuhrfunktion.



 Neu wurde die Breil, die Firma in Deutschland bekannt durch den Slogan "Du kannst mir alles nehmen, aber nicht meine Breil!" immerhin zwischen 850 und offenbar 1500 Euro gehandelt, Internetmondpreise gehen bis 2000 Euro, aber meinen Wecker hier habe ich etwas mutig für 410 US-Dollar zuzüglich 50 Dollar DHL-Versand aus ... Albanien bekommen, wieder mal eine Ebay-Autkion. Groß (44 mm Durchmesser ohne Krone) und mit einer etwas mutig wirkenden Kombi aus Rotgoldauflage, Stahl und Braun liegt sie raumgreifend am Handgelenk am grenzwertigen, aber schicken alten Krokoband massiver Dicke.

Albanisches Gold am Handgelenk. Na ja, Industriegoldauflage ohne Karatangabe. Wehe, es sagt einer Messing. Jedenfalls ist die Breil mal was anderes als meine unzähligen ähnlichen und oft auch noch rot-blauen Taucheruhren.

Einen halben Infarkt bekam ich, als ich hier im firmeneigenen DHL-Büro die Uhr entgegennahm - der Verkäufer aus dem fernen Albanien hatte sie kaum verpackt, aber entweder geht DHL so sorgsam mit den Sachen um oder sie ist einfach robust. Funktioniert einwandfrei, nur beim Verstellen von Zeiger und Datum muss ich die herausgezogene (und vorher wegen Wasserdichtigkeit verschraubte) Krone wieder etwas in Richtung Uhr drücken beim Drehen. Das könnte auf eine mal notwendige Revision hindeuten, ansonsten läuft aber alles perfekt, in 15h hat die Uhr noch keine Sekunde gewonnen oder verloren. Auch die Stoppuhr läuft perfetto.



Junior hatte zu der Uhr gleich einen Kommentar: "That one too big" und hielt mir meine 75-Euro J.Springs-Taucheruhr (aus Polen gekauft) unter die Nase. "Take that one". Meiner Breil jedenfalls sieht man das Alter etwas an aber eigentlich nur hier im gnadenlosen Blitzfoto, sonst wirkt sie noch neuwertig am Arm.

Ein Thema für sich ist nur das Krokoband, alt und faltig ist die Unterseite . Gebrauchte Lederbänder sind so eine Sache und ich habe dieses erst mal mit Alkohol gereinigt . Beschaffen lässt sich das Originalband offenbar kaum, kaum ein Versender kennt die Nummer der Uhr (BW0474), kenne ich jetzt schon auswendig, so oft habe ich sie getippt. Also habe ich mir die rissig gewordene Unterseite des Genuine Crocodile - Bandes mittlerweile mit Kunstleder teilbeschichtet. Ist bei heißem Klima hygienischer und dürfte das Leben des doch sehr schön zur Uhr passenden Bandes verlängern. Einen Schreck kriegt man natürlich bei der scheinbaren Befestigung des 30mm-Anstoss-Bandes. Nicht nur ist es überbreit, wer verwendet denn 3 Hörner statt 2 um ein Band u befestigen? Da kriegt man ja kein Standardband dran, so scheint es. Doch weit gefehlt, das mittlere Metallhorn an der Uhr sitzt gar nicht an der Uhr, sondern ist nur in das Band eingearbeitet. Allerdings sähe ein mit geradem Anstoß nicht ganz passendes Standardband natürlich langweilig und provisorisch aus, deswegen werde ich das Alligatorfragment wohl noch länger leben lassen.

Was man nun mit der ... äh ... 12. oder 13. Armbanduhr will, ist sicherlich eine gute Frage. Aber ich wollte eben auch mal das bekannte ETA Valjoux 7750 Werk haben - meine Tissot Seastar 1000, auch Ergebnis einer verrinnenden Ebay-Auktion, ist mit 48mm noch viel größer und hat auch nur ein Swatch-Auto-Chrono-Werk eingebaut. Wo die klobige Tissot eine Betrachter im das Meer suchen lässt, wirkt die Breil mediterran elegant. Und so trage ich den Italo-Albaner-Krokoschick zu meinen braunen taiwanischen Entenschuhen der Marke ASO (heißt wirklich so).

Ob ich mich trauen würde die Breil hier vom Uhrmacher an der Ecke***, der taiwanische Uhren mit Fake-Brillis und eine mir gänzlich unbekannte (und daher wahrscheinlich in Wirklichkeit chinesische) andere italienische Uhrenmarke verkaufen will (alles mit Quarz), das bezweifele ich noch. Hier in Taiwan sind viele Unternehmen einfach so amateurhaft-dilletantisch, weil sich jeder eben mal in eine neue Branche reinfuchst, wenn er da Geld machen kann. Am Ende wäre dann unter dem hübschen Sichtfenster kein Valjoux 7750 mehr zu sehen, sondern der unlizensierte chinesische Nachbau namens 8850 oder einer seiner wackeligen Zwillinge. Vielleicht doch lieber in Deutschland zum Uhrmacher bringen, sollte es mal nötig sein.

Das funkelnde Industriegold im italienischen Schick jedefalls hilft gegen den turnusmäßigen Taiwankoller (letztens wohl durch die schmerzhafte Falschmedikation durch den Doc hier ausgelöst, das Taiwanblog berichtete). Und im Vergleich zu Prozac und Alkohol haben Uhren ihren Vorteile. Kalorienarm und zuckerfrei. Nur schwer verdaulich. Für meine Frau.

UPDATE: Nach ein paar Stunden Liegeruhe auf dem Schreibtisch hat sie auf die üblichen +15 Sek / 24h aufgeholt ;-)  Der Lauf einer mech. Uhr hängt eben auch vom Trageverhalten ab.

UPDATE2: Mit der Krone nach oben gelagert läuft sie mit 0-3 Sek. Vorlauf pro Tag. Nochmal gereinigt sieht das Armband hübscher aus. Leider ist das Originalarmband mit seinem vorgetäuschten Mittelhorn nirgends lieferbar, das ist vielleicht der Nachteil einer "Modeuhr". Mal auf italienischen Webseiten surfen ;-) Vergessen wurde vom italienischen Designer auch Leuchtfarbe für die Dunkelheit, aber man kann nicht alles haben.

UPDATE3: Hat sich, gelegentlich mal mit Krone nach oben (bremst) auf Schreibtisch abgelegt derzeit auf +/- 0 Sekunden eingependelt! Quarzgenaue Zeit bei einer Mechanikuhr, das hatte ich noch nicht. Hulla!

*** Laut einem Expat-Uhrenfreak kann man ruhig den Uhrenladen an der Ecke aufsuchen. Die sind mit Fortbildungskursen auf dem neusten Stand, sagte er ;-)

---- Notiz zum späteren Bandkauf: Das Kautschukarmband der Breil BW 0423 sollte passen, kostet ja auch nur 120 USD:  http://www.watchbands.com/ProductInfo.aspx,,productid,,BN-BW0423
Oder 60 Euro: http://www.horlogeband.com/en/Horlogeband-Breil-BW0423/