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Dienstag, Januar 14, 2014

Tod in Taiwan: Update zu einem alten Mord

Update zu einem Mord in der Ausländerszene

Ein  Mord in Taiwan aus dem Jahre 2007 hatte damals zu großer Aufregung in der Expatgemeinde gesorgt. Bericht von damals: http://osttellerrand.blogspot.tw/2007/09/murder-in-foreigner-scene-in-taiwan.html

Um es kurz zu machen: Damals war eine Englischlehreragentin aus Kaoshiung brutal ermordet worden: Ihre zerstückelte Leiche wurde in mehrere Säcke verpackt einfach irgendwo in die Straßen der Stadt geworfen. Schnell fand man ein Überwachungskameravideo (Taiwans Straßen sind voll davon), das eine Frau zeigte, die die Leichensäcke von einem Motorroller aus in die Straßen warf. Das Motorrollerkennzeichen führte zu einem unschuldigen Japanischlehrer, der sein Moped an einen amerikanischen Kollegen verliehen hatte, der als Englischlehrer gearbeitet hatte und auch durch eine taiwanische Agentin vermittelt worden war. Diese wurde mittlerweile vermisst und ihre Leiche wurde eben als in den Leichensäcken befindlich identifiziert.

Erst war sowohl der ältere US-Amerikaner, bei dem es sich laut damaliger Berichterstattung um einen schwer alkoholkranken Englischlehrer in Geldnot handelte, als auch seine philippinische Freundin verdächtigt, denn die Spurensicherung konnte nachweisen, dass die ermordete Taiwanerin in der Wohnung des Englischlehrers ermordet worden war. Schließlich gestand die Philippina und gab an ihr Freund, der ältere Englischlehrer, habe den Mord schwer betrunken im Schlafzimmer verschlafen, während sie die Agentin erst mit dem Fleischmesser in der Küche gestochen, dann gefesselt und gefoltert habe, um die Geheimnummer der Bankkarte zu erfahren (sie hatte dann in der Tat Geld abgehoben). Motiv für die Tat war Geldnot, weil der alkoholkranke Englischlehrer nicht mehr genug Jobs hatte, die Philippina ihr Kind in der Heimat versorgen musste und die Agentin ein Darlehn verweigert hatte. Die Philippina sitzt noch heute zum Tode verurteilt ein, ihr Freund wurde offenbar auf der Druck der US-Vertretung in Taiwan schnell als nicht an der Tat beteiligt angesehen (was die Spuren in der Wohnung wohl bestätigten) und verließ Taiwan kurz darauf Richtung USA. Was nun genau aus ihm geworden war, war mir nie so ganz klar geworden, auch wenn von Selbstmord erzählt wurde.

Nach diesen Quellen (http://answers.yahoo.com/question/index?qid=20081001232927AAzTAY2
http://www.navsource.org/archives/11/1201.htm )* hat er offenbar kurze Zeit später tatsächlich Selbstmord begangen. Was mich nun verblüfft hat ist der Umstand, dass es sich bei dem Amerikaner namens David M. F. offenbar um einen ehemaligen Kapitänleutnant der US-Navy und Exkommandanten der USS AVENGER handelte. Hätte ich damals gehört, der in Taiwan so dramatisch gescheiterte Mann, der unfähig seinen neuen Laienberuf noch auszuüben betrunken in einem Hinterzimmer hier am östlichen "Rande der Weltscheibe" lag, während seine Freundin einen Mord beging, sei ein US-Marinekommandant gewesen, hätte ich das wieder mal für eine der zahllosen falschen Referenzen gehalten, auf die man hier immer stößt. Offenbar können Lebenswege eine dramatische Wendung nehmen. Englische Muttersprachler wurden offbar durch anfangs leicht verdientes Geld als Laien-Englischlehrer in Taiwan angelockt. Doch mit steigender Lehrerzahl, sinkender Geburtenrate und grauer werdenden Haaren, die nicht mehr dem hier üblichen Image des jugendlichen Englischlehrers entsprechen, kann dann schnell Frust, Geldnot und Armut folgen. Was die alt gewordenen Englischlehrer hier machen habe ich mich sowieso schon gefragt, schließlich sind fast alle "English teacher" hier junge Männer. David M. F. hat leider keine gute Antwort auf die Frage gefunden.


* Der Answers-Yahoo-Kommentar eines vermutl. ehem. Besatzungsmitglieds ist irrelevant, weil ein David M.F. nach der Dienstzeit dieser Person Kommandant der USS AVENGER war.

1 Kommentar:

Xinxi hat gesagt…

Demnächst kriegen doch auch ausländische Eheleute in Taiwan Rente bzw. Unternehmen müssen für diese in die Pensionskasse einzahlen. Das dürfte dann noch einmal für sinkende Reallöhne bei den Englischlehrern sorgen. Hoffentlich kommen wir irgendwann an den Punkt, dass nur noch richtig ausgebildete Sprachlehrer in Taiwan anlanden.