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Dienstag, September 24, 2013

Schostok

Ein Name, ein Programm, ein Mann .... in Hannover


Manchmal macht man Namen von Menschen zu Markennamen. Ich selbst mache es ein bisschen so, "Ludigel" steht für mich in Taiwan und eigentlich meine Online-Person. Nicht nur unbekannte Blogger wie ich, sondern auch berühmte Leute machen es so, "Schwarzenegger" etwa steht oder stand für ein ganzes Marketingkonzept um einen natürlichen Menschen herum; der Name wird zur Marke.

Ähnlich macht es einer der Bürgermeisterkandidaten in Hannover, ein gewisser Stefan Schostok. Sein Name fiel mir bei meinem Besuch meiner Heimatstadt immer wieder ins Auge, meist nur der Name, bis zu 6 mal nebeneinander platziert. Hier eines der Beispiele im Doppel.

Manchmal auch mit Gesicht. Der nette ältere Herr von der SPD (ups, ist er nicht sogar jünger als ich ;-) soll Vertrauen erwecken und sein Name zur gefragten Marke werden. Was mit über 48 Prozent ja auch funktioniert hat, Hannover ist eh SPD-Hochburg.

Bei mir freilich hatte die SCHOSTOK SCHOSTOK SCHOSTOK SCHOSTOK... - Kaskade eine gänzlich andere Wirkung, denn seit den späten 80er-Jahren stand der Name für mich immer für gänzlich anderes. Ich kenne den älteren Herrn damals noch als schmalen bleichen Jüngling nämlich aus gemeinsamen Jusozeiten, die ich enstpannt dort zubrachte und Herr Schostok als .... sagen wir als todernster Extremist. Ich erinnere mich gut an ihn. Links zu sein in der Jugend ist ja nichts schlimmes. Nur "Schostok" stand bei mir alsbald für jemanden, der bis zu den Schultern im [...] des "Juso Unterbezirk Hannover-Land" - Vorsitzenden steckte. Längst habe ich seinen Namen vergessen. Ein ganz humoriger junger Mann damals, der aber eine DKP-Freundin hatte und die ohnehin linken Jusos in unserer Hannover-Land-Gliederung stramm auf DKP-artigem Kurs hielt. Gut, was tut man nicht alles für die Frauen. Nur Schostok und noch ein anderer der lokalen Häuptlinge hängten sich todernst und bar jeglichen Humors ganz und gar an diesen DKP-Freundinnen-Begleiter und sorgten dafür, dass der Pluralismus dabei ziemlich auf der Strecke blieb. Ich war damals Redakteur des Unterbezirksmagazins, ROSA L., so hieß das Ding. Es war die Zeit, als Gorbatschow den Umbruch in der UdSSR durchführte, als Glasnost und Perestroika herrschten. Doch die DDR, ein Hauptfinanzier der DKP, verharrte damals vor dem großen Umbruch starr auf eher stalinistischen Positionen. Folgerichtig machte ich ein ROSA L. - Titelbild dazu, zeichnete einen Oldtimer der 30er Jahre, setzte eine Stalin-Figur nebst Spinnweben ans Steuer und schrieb dazu: DER NEUE TRABBI.   Womit der in der DDR geläufige Kleinwagen Trabant oder eben Trabbi gemeint war.

Das Titelbild und der die DDR als diktatorisch bezeichnende Artikel drückten ergo nur Selbstverständlichkeiten aus, doch die Marke SCHOSTOK fand wenig Gefallen daran. Er untersagte mir kurzerhand die Veröffentlichung und erklärte mir, die DDR (der späten Honeckerzeit!) als Diktatur zu bezeichnen ginge nicht. BRD und DDR seien in dieser Hinsicht gleichwertig und keine besser als die andere. Diese Gleichsetzung fand ich damals ausgesprochen verstörend. Wir trafen uns noch mal, ich fuhr extra zu ihm raus aufs Dorfe und fanden eine Sprachregelung mit der Schostocks DKP-Flügel und meine Wenigkeit leben konnten. Doch bei der nächsten Sitzung war alles wieder hinfällig, Schostok und Genossen setzten ihren DKP-Kurs durch, ich packte buchstäblich meine Sachen und ging. Ende der Geschichte. Und SCHOSTOK war mir als ein bleicher, rückratloser Funktionär in Erinnerung geblieben. Ein Bild, über das ich, desto mehr Jahre vergingen, immer mehr lachen konnte. Der Name wurde von mir und einem anderen Exjuso sogar zu einem Scherznamen verballhornt. Über theoretischen Pamphleten zur Erreichung des Sozialsmus ("Staatsmonnopolkapitalismus" war das Verbandsziel damals in Hannover-Land) todernst hocken und das nachplappern, was der immerhin mit Koitus entlohnt werdende DKP-Freund und Oberjuso vorsang, das war SCHOSTOK für mich. Eine Figur wie im "Leben des Brian", wenn sie den Film kennen, da wo die "Volksfront" eine geheime Versammlung hält.

Was will ich nun damit sagen? Sollte man bei der Stichwahl den anderen wählen? Aber der hat sich natürlich auf analoge Art bei der Jungen Union und dann der CDU hochgedient. Wenig eigene Meinung und schmale Schultern, das hilft in der Politik. In diesem Sinne wählen die Hannoveraner bitte was sie wollen, aber für mich ganz persönlich steht die Marke SCHOSTOK nunmal eher für etwas anderes. Wie auf dem Plakat gleich darüber ;-)


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