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Dienstag, April 16, 2013

Mongolengrill

Bei Mongolen denke ich in erster Line an den guten Dshingis, das will ich nicht verhehlen [EDIT: und habe die Bande in der ersten Version dieses Artikels bis vor dem Hinweis in den Kommentaren sogar mit den Hunnen verwechselt.] Mongolen haben sich damals nicht gewaschen, weil Wasser ihnen heilig war und Dshingis soll sich als einziger gewaschen haben. Oder so ähnlich. Jedenfalls bringt man [...Mongolen...] nicht gerade mit kulinarischen Köstlichkeiten in Verbindung, schon eher würde ich da an halbrohes Hammelbein mit viel Fett und Sehnen denken. Was hat man also von einem mongolischen Grillrestaurant in Taipei NeiHu, im Miranmar-Einkaufzentrum (das mit dem Riesenrad) zu erwarten? [...]

 [Bevor ich die halbe Geschichte des Abendlandes weiter] durcheinander [werfe ...] wenden [wir] uns jetzt dem Essen zu unter dem Riesenrad.

Ganz nah an den Gondeln sitzt man in einem mittelgroßen Restaurant, das aber so gedrängelt voll ist, dass die zur Essenzusammenstellung (Selbstbedienung) anstehenden Leute gleich das Salatbuffet komplett versperren, während sie sich vor den heißen Stein zum Garen anstellen. Salat habe ich ergo keinen bekommen für die pauschale "All you can eat"-Gebühr, die laut Gattin sehr teuer war und von unserem reichen Bekannten aus Taipei bezahlt wurde, den mit den vielen teuren deutschen Autos. Netter Mensch übrigens. Obwohl ich mir in seiner Gegenwart manchmal wie Alan Harper in "Two And A Half Men" vorkomme (kritischer Blick auf meinen Junior). Nerver mind. 


 Det mit dem Essen geht so, dass man sich an ein Buffet anstellt mit dem Teller und sich massenhaft dünn geschnittenes rotes Fleisch drauf tut, so wie die meisten Leute im Lokal. Rind und Lamm hatte ich nacheinander, aber nur ein bisschen. Viele salatartige Gemüse gab es (aha, brauche ich ja die Salattheke nicht auch noch) und ich habe mir hier viel Nudeln, wenig Lamm, etwas Gemüse und viel leckere Grillsaucen zu einem Nudelteller kompostiert. Den gibt man einem Garkocher, der wirft das Essen dann respektlos auf einen heißen Stein, zusammen mit dem Essen von einem mir ganz und gar unbekannten anderen Gast und zwei Garköche wirbeln es dann durcheinander. Es bleibt zwar größtenteils getrennt, aber Schnittmengen sind nicht zu vermeiden. Und für Vegetarier eklig: Das Essen wird halt in dem selben Fleisch-Fett-Ölsud gegart, in dem auch das vom Nachbarn (der immer viel Fleisch hat) gegart wird. Ein Viertel des Essens fällt vom heißen Stein herunter und wird in einem Kompostkranz mit dem Charme einer Ökotonne gesammelt. Aber gut, ein bisschen Rumsauen muss man ja, sonst wäre es ja nicht Dshingiskhan.

Das Ergebnis war ein leidlich leckeres Nudelgericht mit störendem Lamm, das meiner Meinung nach etwas darunter litt, dass alle Zutaten zusammen gegart worden waren und nichts so richtig seinen Geschmack entfalten konnte. Aber sei's drum.

Mein nächster Nudelteller hatte wenig Rind und ich benutzte die bereitliegenden Teigtaschen und erhielt so eine ganz leckere Nudelpita oder was auch immer, fast nur mit Brat-Gemüsenudeln gefüllt, viel besser als mein erster Versuch. Aber wieder dachte ich, die Zutaten sollten doch lieber getrennt gegart werden, wollte man ihren ganzen Geschmack haben und nicht nur eine platte Patschmanschversion.

Zu guter Letzt komibierte ich viel Rind und etwas Gemüse ohne Nudeln, um mich der fleischetarischen Ernährungsweise meiner Mitbeißer anzugleichen. Ich nahm einen happen Grillsaucenrind, schmeckte ganz gut, doch mein kaum noch an Fleisch gewöhnter Magen signalisierte sofort: SATT. ÄTSCHMANN. Ich schob den vollen Teller von mir und machte mich an das billige Wassereis, das man zum Nachtisch zapfen konnte. Denn aufgemerkt: Fleisch ist viel schwerer als Gemüse, da kann man längst nicht so viel von essen und mein gesundheitsbewusster Magen will das schon gar nicht und streikt dann sofort.

Wie war es also? Ja, gut, lustig, fun und flutsch, kann man nicht meckern.

Wikipedia-Info: http://en.wikipedia.org/wiki/Mongolian_barbecue (So sauber wurde bei uns aber nicht gegart wie auf den Fotos hier).

[OK, gezz weiß ich wieder was Hunnen und Mongolen sind ;-]

4 Kommentare:

Tamasü hat gesagt…

Ich vermute, die Mongolen haben vegetarisches höchstens beim Sturz vom Pferd zu sich genommen. Insofern ist ein mongolisches Restaurant mit Salatbar möglicher weise nur begrenzt authentisch.

Anonym hat gesagt…

Das ist jetzt sogar eine deutsche Kulturerscheinung, der "Mongolengrill". Gibt es laut meiner Verwandtschaft auch im Raum Düsseldorf. Evtl. als Sub-Phänomen zum "Bubble Tea"?
Apropos "Mongolen": Kann es sein, dass du "Hunnen" (siehe aktueller SPIEGEL) und "Mongolen" vermischt?

"Ludigel" hat gesagt…

Ups. Ah ja. Da ist einiges durcheinander gegangen. Ich ändere die Einleitung mal diskret. Gacker...

"Ludigel" hat gesagt…

Aha, die Mongolen essen heute viel tierisches Fett, u.a. Teigtaschen und Rindfleischnudeln. Sieht gar nicht so viel anders aus wie mein Teller. Ich habe authentischer gegessen als alle anderen :-)

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mongolian_Cuisine_22.JPG

War nur beim Fleisch sparsamer...