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Mittwoch, September 05, 2012

Jesus! Ich brauche Nachhilfe!

Obigen Titel wird schon so mancher Schüler in höchster Lernpein ausgerufen haben, jedenfalls in Bayern mit einem zwischengesetzen "Maria und Josef". Ähnlich ergeht es meinem Lieblingsneffen, der zur Zeit in den US of A im provinziellen Maria-Land (der Fachmann sagt hier Maryland) ein Austauschjahr macht und seine Heimat Taipei verlassen hat. Seine Eltern sind Taiwanchristen, will sagen irgendwie Freistilchristen, soweit meine Frau mir das richtig erklärt hat, beten sie Maria an, aber halten nicht so viel von Mr. Jesus, ihrem Filius. Mir geht das auch so, manch nette Mutter finde ich viel interessanter als....
STOP! Schweifen wir nicht vom Thema ab. Jedenfalls schwante mir schon böses, als ich im Internetto die Webseite seiner Schule sah. Da spielten die Jungs und Mädels Gitarre und sagen laut Bildunterschrift Jesus an. Mit Freistilchristentum a la Taiwan, wo Mutter Maria eine der chinesischen weiblichen Gottheiten ersetzt hat (aha!) kommt er nicht weiter, in der Schule hat er nun Probleme mit Jesus, seinem ganzen Gefolge, fiesen Römern, die mit Kreuzen drohen (was haben Italiener bloß damit zu tun wird er sich fragen, denn europäische Geschichte lehrt man hier nicht an der Schule) und der ganzen Bibel.

 Maria in Taiwan (Taipei): Manchmal muss sie den Job vom Sohn mitübernehmen.

Geometrie, Mathe sowieso und Englisch, Bio und Physik, entweder lernen sie das nicht so (mit Bio wäre das ja schon schwierig, ich meine von Wegen Evolution, die darf es ja nicht gegeben haben), oder eben alles kein Problem. Nur die Bibel bereitet ihm Kopfzerbrechen, er weiß nicht wie man in der Wüste in Walfische rein oder wieder raus kommt, brennende Büsche hält er höchstens für ein feuerpolizeiliches Problem und wenn irgendjemand eine Sandale hochhält und Gefolgschaft verlangt oder munter auf wogendes Meer zuläuft und durchgehen will, dann kann er, nur die Stirn runzeln, schließlich ist er mit gesundem Menschenverstand ausgestattet.

Glück hat er allerdings, die amerikanische Familie bei der er unergebracht ist, ist wirklich sehr nett (Frau und ich hatten kürzlich seine Gastmutter im Videochat) und bringt ihm nicht nur bei in der Küche zu helfen und den Tisch zu decken (musste er bei meiner Schwiegermutter nicht, wo er groß geworden ist, mache ich ja auch nicht), sondern sie erklärt ihm das alles geduldig mit Jesus und der Bibel. Enorm bibelfest ist die Familie offenbar, wie sich das dort gehört.

Sonst verläuft sein Leben undramatisch, er mäht den Rasen in der friedlichen Vorstadt und spielt manchmal bei Freunden der Familie mit dem Schlittenhund. Man ahnt langsam, dass einem Hollywood nicht so ganz die Wahrheit erzählt, keine Drogengangs fahren mit lauter Rapmusik durch die Gassen, keine Überfälle auf dem Weg zum Bäcker und Afroamerikaner mit verschmustem Schittenhund darf es in Hollywood auch nicht geben.

Er scheint es toll getroffen zu haben, die Familie hatte ihm sogar ein "Welcome Home" zur Begrüßung ans Fenster geschrieben.

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