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Freitag, August 31, 2012

Ristaurante, La Mama etc.


Taipeis Schutzwall: Schutz für den Rest Taiwans vor den Hauptstädtern?



Die Restaurantpläne von meiner Frau, meine Schwiegermutter zur Gastwirtin zu machen, nehmen beängstigende Züge an. Italienisch soll es werden, wie gesagt. Ich übe schon für mein Leben als Werbeträger im Ristaurante und spreche mit italienischem Dialekt. Entsetzlich, niemand hier merkt den Unterschied.



Luigi: Wollen noch etwas Parmesano auf die Spaghetti, Seniore?
Gast: Nein, Danke.

Luigi: Nur eine bisschen Parmesano, isse gute sage meine Mama immer, gute für die Magen....
Lugiti geht dazu über Parmesan über das Essen zu streuen.
Gast: Nein Danke!

Luigi: Ach, ihr Taiwanese, nie wolle gute Käso aus Italia esse. Immer rede rede wie die Idiota.... glaube jede Mist die Priester um die Ecke rede von eure Religion diabolico, viele Götter, keine Ahnung. Als obbe Käso wäre schlechte. Also Seniore, nur eine winzige bisschen Parmesano...
Gast: Ich will nicht!

Luigi: (Macht Handbequng die eine winzige bisschen anzeigt): Nur eine winzige kleine Portione, eine Priese für die Onkel Luigi.... ja.....?
Der Gast wehrt verzweifelt ab. Eine Taiwanerin und ein Taiwaner mit Schürze kommen aus der Küche gerannt.

Frau: Schnell Adam, halt ihn fest. Und such das Hackebeil! Hat er das Hackebeil dabei?
Der Gast wird bleich, doch zwischen Luigi und dem anderen Personal eingekeilt kann er nicht flüchten.

Luigi: (weint) Da bin ich gekomme aus Palermo, nur meine Schuhe mit die Loche und eine alte Expressotasse an die Leibe, dann habe aufgemacht diese Ristaurante und gedachte, endliche isse Silberstreiffe an die Horizonte. Aber dann kommen Leute wie SIE und esse nicht ihre Pasta auf. 
(Zeigt anklagend auf die nur halb gegessenen Spaghetti. Nimmt den Teller hoch und hält ihm dem entsetzen Gast vor das Gesicht) UND DENKE LEUTE WIE SIE MAL AN DIE KLEINE BAMBINI IN PALERMO, DIE NIXE HABEN ZU ESSEN? SPÄTER MÜSSE ARBEITEN FÜR DIE NAGHRE... MAFIA UND WERDEN DROGENSUCHTIGER AUFTRAGSKILLER. UND ALLES WEGEN LEUTE WIE IHNE!!!!!!

Die Frau und der Mann vom Personal schaffen es Luigi zur Seite zu ziehen, ihn zu Fall zu bringen.
Frau: Such das Fleichmesser! Such das Fleischmesser! Hat er wieder das Fleischmesser mit in den Gastraum genommen?

Der Gast verlässt fluchtartig das Restaurant, draußen hört man Reifenquietschen als er auf der bürgersteiglosen Straße fast überfahren worden wäre.


***************


Okay, die Generalprobe gestern Abend* mit meiner Frau und einem Neffen und einem Schwager ist etwas schief  gegangen. Ich hatte einen leichten "Overdrive" in meiner Rolle als Luigi, wie der Theaterfachmann sagt. Keine Sorge, ich arbeite noch daran bis zur Eröffnung.

Notiz: Bevor ich Werbung mache für Schwiegermutters Restaurant noch mal das Blog umeditieren ;-)



* Nicht alles glauben was hier steht :-) Der Restaurantbesuch bei Schwiegermutter wird völlig ungefährlich, wenn es denn wirklich jemals eröffnet wird. Obige Szene frei nach Monty Python.

Mittwoch, August 29, 2012

Mysteriöser Todesfall

Schwester Nr. 2 in der Familie meiner Frau ist mit einem Phillipino verheiratet, der hatte einen Bruder. Nach dortigen Verhältnissen ein großer kräftiger Mann, mit deutlichem Wohlstandsbauch nichtdestotrotz, der gerne auf Hügeln und Bergen herum kletterte in seiner Freizeit. Einst bei einem Gesundheitscheck wegen schlechter Leberwerte und daher drohender Diabetes gewarnt, lachte er nur und sagte, seine Süßigkeiten, die er gerne und wohl in großen Mengen vertilgte und das schwere Essen könnten ihm bei all der Kletterei nichts anhaben, da gingen die Kalorien wieder weg. Er bekam 1-2 Jahre später eine schwere Diabetes an der sehr schnell gestorben ist. Komische Geschichte dachte ich.
Wie schon mal erwähnt, ihm Hause von Schwiegermuter im siebten Stock der Büroangestellte, etwas dick, aber kein sehr dicker, aß gerne viel Süßes, bekam Diabetes und konnte gerade noch gerettet werden, verlor einen Unterschenkel dabei.

 Musterbauch (links und halb verdeckt rechts)

Nachdem ich also, wie einst hier berichtet, einen ähnlichen Gesundheitstest mit nur leicht verschlechterten Leberwerten hatte, malte die Krankenschwester oben in unserer medizinischen Abteilung mir ein ähnliches Schicksal aus. Nun meine ich ja, die Werte durch Reisestrett, Nahrungsumstellung und regelwidrigen Keks- und Teegenuss unmittelbar vor dem Bluttest verschlechtert zu haben, nahm das Ganze aber schon als Anlass zu einer Diät. Als Frau nach den Versicherungen fragte, war das der endgültige Anlass bei mir.

Die Krankenschwester oben unterm Dach hat es erklärt: Wohlstandsbürger bzw. Bürotypen, die gern fett oder süß essen und vielleicht noch am Wochenende ein Gläschen Alkohol oder zwei trinken (wird in Zucker umgewandelt der Alkohol) haben meist eine Fettleber. Nicht gut, aber auch nicht so schlimm. Um die Lebensmitte herum ist das wohl ein bisschen dramatischer, jedenfalls droht bei fortschreitender Leberverölung, wie sie das ausdrückte, irgendwann eine dramatische und plötzliche Leberfehlfunktion und dann käme sofort eine schwere Diabetes, weil die Leber entsprechende Hormone für den Insulinzyklus produzieren müsse, was sie dann nicht mehr täte. Dann noch ein Whisky am Wochenende und einen Schokoriegel oder zwei oder drei und ein belgisches Trüffelchen oben drauf und man kriegt einen Insulinschock. Nicht das wahre Vergnügen und wenn man Glück hat kann man dann als Einbeiniger bei Welcome nach der nicht vorhandenen Diätschokolade suchen im Regal bis ans Lebensende.

Also, ich specke ab, ob der Test nun so stimmte oder nicht und auch wenn es nur ein Warnsignal war und noch kein wirkliches Problem vorliegt ... da kann einem schon Angst und Bange werden, was die übrigens sehr nette Krankenschwester da oben alles ausmalt.

Und wie das mit dem Bruderherz vom Anfang des Textes passiert ist verstehe ich bis heute nicht. Hätte auch gedacht als Quasisportler passiert ihm nix. Oder hat er an die Fernsehwerbung gelaubt und bei Sport und Spiel auf dem Berg noch einen Marsriegel in die Figur geschoben, der Energiezufuhr wegen?

Kalorien baut man beim Sport wohl ein paar ab, Zucker aber wohl nur recht schlecht.

Ludigel hat jedenfalls schon 5 kg abgenommen seit dem letzten Artikel über das Thema vor zeimlich genau 4 Wochen (http://bobhonest.blogspot.tw/2012/07/der-tee-der-hochzeitskeks-und-der-tod.html).  Esse eigentlich normal, nur zur Zeit garnichts Süßes und keinen Tropfen Alkohol nehme ich zu mir, der Verzuckerung wegen. Gut, Fleisch esse ich auch nur noch wenig und Fettes auch nicht so viel, da haben mir mysteriöse japanische Tabletten den Appetit drauf genommen, die Schweres Essen mit Bauchschmerzen sanktionieren und geschlagene 500 NT die Tagesdosis kosten.

Wenn das so weiter geht, bin ich bald superfit und schlank, aber arm wie eine Tempelmaus.

Fühlt sich richtig komisch an beim Gehen, irgendwie fehlt da vorne was. "Seien's vorsichtig im Gedränge wenn Sie sich mir nähern junge Frau", möchte ich jetzt fast sagen, "ich bin da vorne jetzt so stoßempfindlich".



Montag, August 27, 2012

Zu früh....

Nicht gleich das Jugendamt* Taiwan rufen. Hier blättert Junior am Esstisch seiner Großeltern nur im STERN herum und als er eine gewisse Seite aufgeschlagen hatte, habe ich schnell die Kamera gezückt....


Ich gebe zu noch mal zurück geblättert zu haben, um den Schnappschuss schnell zu rekonstruieren ;-)



EDIT:
* Bestimmt denkt der Deutsche wieder "gibt es doch gar nicht", ein Jugendamt in Taiwan. In der Tat gibt es aber den "Child Protective Service", seit 1973 geplant und seit 1993 de facto existent, aber noch im Aufbau befindlich. Für eine konfuzianische Gesellschaft ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, sich ins Familienleben einzumischen, aber es wird. Konnte es nicht lassen, das mal zu ergoogeln, so hat der Fotowitz doch noch einen lehrreichen Hintergrund bekommen...

Freitag, August 24, 2012

Lesetipp: Deutsche in Bubble-Tee-Hysterie

Bald ist Bubble-Tea (Pearl Tea) in Deutschland eine Sache, gegen die auf dem Ostermarsch demonstriert wird, sich Bürgerinitiativen dagegen gründen und auch ein neuer Themenschwerpunkt für die FDP könnte hier vielleicht bald drin sein (augenzwinker): Der mit süßen, farbigen Sirups (die oft von Kleinimporteuren in Handelsforen exklusiv für den Import nach Deutschland angeboten werden) gemischte Tee den man in Taiwan so gar nicht trinkt, löst offenbar eine Hysterie in Deutschland aus.

Über das Thema schreibt der in Taipei lebende Journalist Klaus Bardenhagen in einem interessanten Artikel mit Fakten statt Vorurteilen: http://www.intaiwan.de/2012/08/23/in-taiwan-werden-lebensmittel-uberhaupt-nicht-kontrolliert-gift-im-bubble-tea-oder-unsinn-im-fernsehen/#comment-43311

Hier ist Bubble Team oder Pearl Tea einfach süßer Schwarztee mit Milch und wenig süßen Gelee-Böllern drin, nicht ungesünder als süßer Milchtee eben ist. Man trinkt ja auch Cola nicht täglich, des Zuckers wegen. Gibt übrigens auch schwachsüßen Pearl Tea hier oder ungesüßten.


Donnerstag, August 23, 2012

Taiwan mit dem Newbie-Blick

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/schueleraustausch-in-taiwan-das-auslandsjahr-beginnt-in-taipeh-a-849207.html

Das Taipei so wunderschön ist, ist eine typische Neulingsansicht, denn wenn man hier das erste Mal Taiwan mit seinen minirocktragenden jungen Frauen und dem zugegeben meist köstlichen Essen erlebt, der Blick an 101 und dem Präsidentenpalast und der modernen Vorzeigecity hängenbleibt, dann ist alles schöner. Amüsant das zu lesen und auch das Ylan im Südwesten liegt (liegt aber im Nordosten Taiwans ;-)

Ein netter Bericht, ich will dem jungen Mann seine Neulingssicht nicht kritisieren, die hatte ich ja auch mal; ein paar Monate hält sie an. Dann kommt die Phase wo die meisten Taiwan hassen, wenn sie länger bleiben, wegen Stau und Smog, hässlichen Wohnsilos und verkorksten Gewerbegebieten und dem Fehlen von Bürgersteigen, Nachtruhe (je nach Viertel) und sonstigen Sachen.
Bleibt man noch länger, gewöhnt man sich dran und zum Schluss ist man wieder in Taiwan verliebt gewissermaßen, so wie der ein oder andere Expat, dessen Blog plötzlich viel kommoder geworden ist;-)

Ist das überhaupt ein Adjektiv, "kommoder"? 

Bier und Spiele

Die in idyllischer Landschaft (http://bobhonest.blogspot.tw/2012/08/kurs-talkessel.html) bei Tucheng (ist das noch Landkreis Taipei?) stattfindenden Firmenspiele (Sport und Grillen) haben mich verblüfft, weil meine Frau als Leiterin des "SIT-Teams" zu trainerischen Höchstleistungen anlässlich der Firmenspiele aufgelaufen ist. Hier traten nämlich die Teams in unserem Server-Bereich (unser Brötchengeber hier ist ja Computer-Hardwarehersteller) gegeneinander an, unser SIT-Team (wir führen pre- und after-market Tests durch) gegen Hardware, BIOS, Software/Mechanos und Sales. Harte Kerle die Mechanos, "mechanical engineers", die die harten Hüllen um die Mutterbretter der Computer bauen. Bekannt als Sportler und top in Form, die selbsternannten Favoriten unserer "Server-Spiele", jedenfalls vor deren Beginn. Etwas geschwächt natürlich durch die ihnen lustigerweise zugegliederten Softwareleute, die allerdings völlig normale Leutchen sind und nicht die Softwaregeeks mit Fettbauch, die ihr ganzes Leben vor dem Rechner verbringen und von Pizza und Cola leben, bis sie mit 47 an Diabetes, Herzinfarkt, Darmdurchbruch oder Leistenbruch sterben, oder schlichtweg eine Artischocke im Hals quer sitzen haben, bei nächtlicher Compilersitzung.

 Für die Athleten gab es Taiwan-Beer, für uns Zuschauer nur toxisches Heincken. Ich blieb bei Eistee und Pokari Sweat.


Meine Frau verblüffte mich durch völligen Overdrive, sie verordnete uns Stirnbänder mit anfeuerndem Schriftzug, Winkelemente wie sie die Cheerleader aus den US of A haben und im abgeschlossenen Testlabor haben wir gnadenlos die drei Disziplinen der Spiele geübt. "Luftballon an der Wange balancieren, Bierwetttrinken und Seilziehen".

Ludigel: "Du übertreibst völlig!"
Frau: "Nein, ich mache das auf amerikanische Art."
Ludigel: "Ist das nicht genau das, was ich eben gesagt habe?"

Ich werde den Artikel noch diskret bebildern, das man nicht die Kollegen erkennt bei Trunk, Sport und Spiel, sonst erscheinen die Fotos noch eines Tages irgendwo mit dem Bildunterschrift "Pjönjang: fanatische Nordkoreaner bei den Festspielen zu Ehren ihres pausbäckigen Führers, Verlierer wird hingerichtet", so wild sehen wir auf den Fotos aus.

 Unsere Athleten (Köpfe mit Stirnbändern nicht im Bild der Anonymität halber) konnten gar nicht genug kriegen.


Dennoch, meine Frau hatte Recht, ich wieder mal Unrecht, das ist bei uns beiden immer so. Der Teamgeist und das Jubeln "S.I.T. S.I.T. S.I.T.!" wenn unsere Athleten an der Flasche, dem Ballon oder Seil ihr Bestes gaben steckten die anderen Teams an und bald erschall auch "Hardware" als gegenläufiger Kriegsruf. Nur die Mechanos/Softies wussten nicht so recht, was sie schreien sollten. "MeckiSoft" vielleicht?

Beim Seilziehen bin auch ich angetreten im zweiten Team, das gegen die Schrecklichen Mechanos und ihre paar Quellcode-Softies antreten musste. Während unser erstes Team den Gegner noch binnen Sekunden auf unsere Seite gezogen hatte, versagten wir Betas nun schmählich. Wir stellten uns wie im Testlabor trainiert mit unseren "zum Sieg!"-Stirnbändern in Positur, tief in den Knien wie gelernt und warteten auf das "los los los"-Kommando ... da waren wir auch schon drüben bei den Mechanos. Verloren.

 Widerstand ist Zwecklos


Beim nächsten Seilziehen gegen BIOS oder wen auch immer ließ ich alle Technik fahren, blieb stehen und zog und zog einfach. Schwupps war der Gegener auf unserer Seite, natürlich nicht nur wegen mir. Zu viel Technik ist manchmal wohl einfach Overkill.

Beim Bierwetttrinken trat ich nicht an, einige übergewichtige Teammitgleider hatten es in der Disziplin des 0.7-Liter-Taiwanbeer - Wettschluckens zu wahrer Meisterschaft gebracht und schluckten alle Gegner in die Knie, die bisweilen sich fast übergebend geschlagen das Feld räumen mussten, während unsere Recken noch einen auf den Sieg tranken. Einen Zusatzpunkt für Eleganz hätte aber das Sales-Team bekommen müssen, weil es fast nur aus Frauen in den 20ern besteht (weil die Kunden alles Herren in den 40ern sind, da sind die Taiwaner pfiffig, so kann kein Kaukasier den netten Damen widerstehen, wenn sie im Meeting fragen, ob es noch ein paar Hundert Server mehr sein dürfen). Junge Frauen mit großen Bierflaschen angesetzt kannte ich bislang nur aus der Taiwan-Beer Fernsehwerbung und hielt es für blanke Fiktion, das mal in Natura zu sehen war doch verblüffend.

 Frau nebst Gatten nicht mit Flitzebogen, sondern Winkelement.


Wir gewannen im allem, auch beim Wange-an-Wange balancieren des Luftballons. Nur beim Seilziehen waren wir zweitplaziert. Beim Luftballonzeug habe ich auch nicht mitgemacht, am Nachmittag ist meine Wange dafür zu kratzig...

So wurde das SIT-Team Sieger in der Gesamtwertung. Und ich muss meiner Frau jetzt nur die "Vorwärts Vorwärts"-Rufe beim Autofahren abgewöhnen (Hozu Quaipao! oder so).


Mittwoch, August 22, 2012

Lieblingsneffe meldet Befinden aus USA

Mein Lieblingsneffe, der von seinen Eltern ins scholarische Exil auf eine bibeltreue Schule nach Maryland, USA geschickt wurde (http://bobhonest.blogspot.de/2012/08/lieblingsneffe-nach-usa-verabschiedet.html) hat seinen Status per Facebook gemeldet. Gleich nach seiner Ankunft hatte er gemeldet, in einer "gemischten" Gegend gelandet zu sein, sprich Schwarz und Weiß nebeneinander. Nun, wäre es eine rein schwarze Gegend gewesen, hätte ich mich Sorgen gemacht, denn solche sind sicher soziale Brennpunkte, was sicher heißt dass die Kugeln tief fliegen bei feuchter Luft. Aber alles paletti, friedliche Gegend wie es scheint und seine afroamerikanische Gastfamilie ist gutbürgerlich und in der Kirche, in die er geschleift wird, sind schwarz und weiß einträchtig beieinander. Sorgen hat er dass er zunimmt, jedenfalls hat seine Gastmama wahrlich exorbitante Ausmaße und kocht vielleicht nicht ganz kalorienarm. Na ja, wenn wir ihn in einem Jahr als Rollkugel vom Sperrgepäck in Empfang nehmen müssen, werden wir es wissen. Scheint jedenfalls eine sehr nette Familie zu sein, die Tochter des Hauses (wenn das denn die junge Dame auf dem Foto war - Fragezeichen) ist jedenfalls gertenschlank, also wird er vielleicht seine asiatisch-schlanke Figur behalten können.
Tolles Abenteuer für ihn das Austauschjahr und Frau und ich sehen interessiert über Facebook zu.

P.S.: Ein afroamerikanischer Laowai in der Familie würde von mir sehr begrüßt. Würde etwas von mir ablenken ;-)

Dienstag, August 21, 2012

Kurs Talkessel!

Update: Eines der Bilder ausgetauscht. Jetzt sieht man besser wie sie die Bebauung in dem Talkessel drängt, der Taipei ausmacht.

Ich gebe ja zu, ich war hier viel zu wenig draußen. Die 12-14 Stunden Arbeitstage (meist jedenfalls), die hässliche unmittelbare Betonumgebung und mein Unwillen, mich in der Freizeit mit dem Fahrstil der am Steuer überforderten Einheimischen auseinander zu setzen hat oft zu Wochenenden zu Hause geführt oder dazu, dass ich mir den grünen Talkessel von Taipei nur von der Dachterasse des Mietshauses angesehen hab. Doch wenn man den Kurs unerschrocken auf die grünen Bergwände zu hält, dann landet man tatsächlich in der Idylle und glaubt so als Städter kaum, das man noch im Großraum Taipei ist.

 Aus dem zubetonierten Taipei lockt die grüne Talwand durch die Baulücke. Doch bislang war ich immer in der Lage dem Ruf der Natur zu widerstehen und ging nur mit 300mm Brennweite auf die Reise.

 Obwohl die Betonflucht sicher dann und wann angemessen wäre.



Verbaut wie es hier nun mal is (Taipei NeiHu).

Doch am Samstag trieb mich die Firmengrillfeier aus der Soldatensiedlung, wo ich logiere (call me Untergefreiter dritten Grades honoris.causa.). Also Kurs auf den Highway 3 Richtung Süden, aber schon nach ein paar Kilometern die Abfahrt Tucheng genommen, den Anweisungen meiner Frau folgend, durch Radaranlagen-verseuchte Landstraßen fahrend und schließlich auf dem Grillplatz mit Schwimmbad landend, in mitten überbordender Natur.


So sehen sogar Taiwans Wellblech-an-bauten schön aus.

Hier sieht man den Vorteil des kommerziellen Ausflugsortes, überdachte Grillanlage mit Schwimmbad (das immer dann zu hatte wenn ich baden wollte - was typisch für Taiwan ist). Fahre ich nämlich selbst einfach irgendwo hin, stehe ich dann auf der Straße neben unzugänglicher Wildnis, wie unten im Bild, gehe 20 Meter zu Fuß, auf denen ich dreimal fast von Lieferwagen überfahren werde und flüchte dann wieder ins klimatisierte Auto. Spazierwege gibt es nämlich eher wenig in Taiwan.

Hier hingegen lud der Parkplatz zum Flanieren ein. Die Hütten waren wegen Baufälligkeit geschlossen, aber schick anzusehen.

  

Lichtreflexe sind seit Star Trek 2009 von J.J. Abrams modern, Hollywood lenkt damit von merkwürdiger Handlung ab, ich vom vielen Grün. Macht das Bild tatsächlich lebendiger.


Fast ungetrübte Wildnis, von Sanitäranlagen, geparkten Toyotas und offen Grillhallen abgesehen.

Summen Sie bitte jetzt die Titelmelodie von "Miami Vice", wenn Sie diese noch wissen.

Entschlossen lenkt Boromir seine Schritte in den Wald, eine geheimnisvolle Schrifttafel mit unentzifferbaren Schriftzeichen weist den Weg zur alten Zwergenfeste.... Da klingelt mein Handy und meine Frau sagt, dass die Tombola gleich anfängt.


 Toll die Natur hier, durch die Luftfeuchtigkeit kann ich hier auch als Pollenallergiker mitten im Grünen stehen und niese kein einziges Mal. Dafür habe ich noch meinen allergischen Reizhusten aus der Großstadt. Na ja, irgendwie ist man immer dran.



Truely Asia.


Bei der Tombola gewann meine Frau ein Smartphone, weil uns so neumodisches Zeug jedoch suspekt ist und wir Angst haben, dann wie die anderen 23 Millionen hier mit dem Kopf nickend und auf dem Touchscreen rumzuschmierend in der Garküche zu sitzen, hat sie es schnell wieder verkauft. Nächstes Wochenende fahre ich wieder raus - die Talwand ruft!



Donnerstag, August 16, 2012

Kindererziehung mit Dr. Ho

Wieder mal Erziehungstipps aus dem Fernen Osten mit Dr. Ho ("kuspokus"). Neulich gehen Frau und ich zum lokalen Seven-Eleven Kiosokgeschäft, da drückt sie mir einen kleinen roten Umschlag in die Hand. In solchen werden ja in Taiwan Geldgaben überreicht (andere Geschenke mag man nicht so) und ich wollte mich schon freuen, da .....  
...da sagt mir Frau, ich solle ihn in die Gosse werfen und mich draufstellen. Tat also wie befohlen während Frau in den Laden ging. Merkwürdig.

Wellblechinesien: Unheimliche Rituale vorm Kiosk

Doch wenn man am östlichen Ende der Weltscheibe lebt, wo die Wellblech- und Plattenbauten kreuz und quer ineinander geschachtelt sind, sich aneinander drängend am Abgrund in die Unterwelt, wo sich die Wasser der Weltmeere in die Tiefe ergießen und einäugige Seehunde Tera Teng-Lieder auf letzten Klippen vorm Abgrund singen, dann nicht man so manches einfach schulterzuckend zur Kenntnis.

Meine Frau klärte mich dann auf. In dem Kuvert sind die Haare von unserem Junior (wegen der Hitze haben Schwiegermutter und Frau dem Kleinen eine Glatze wie Kojak rasieren lassen) und wenn in der Gosse möglichst viele Leute auf dem Kuvert stehen, dann, so weiß der moderne Buddhist, wächst Junior zu einem folgsamen Teenager heran.

Ich musste vor Schmerzen aufschreien, denn offenkundiger Schwachsinn und widersinnige Unlogik bereitet mir körperliche Schmerzen (deswegen bin ich kein Mitglied in einer gängigen Weltreligion) und dann schrie ich gleich wieder auf, denn meine Gattin hatte mir wegen Blasphemie eine scherzhafte Ohrfeige verpasst.


Mittwoch, August 15, 2012

Danke, Gallus

Das war eben das negativste Erlebnis, das ich je mit neuen Schuhen hatte. Im Jahre 2004 hatte ich aus Deutschland wunderschöne "Gallus"-Schnürschuhe mitgebracht. Und nie mehr angezogen. Eben habe ich die braunen nagelneu aussehenden Gallus-Schuhe angelegt und .... während des Gehens löste sich die Sohle in klebrigen, brauen Flatschen ab. Und meine Socken waren auch von einer klebrigen braunen Masse verhunzt, die aus dem Inneren des Schuhs diffundierte. Mein lieber Herr Schuhflicker, da hat doch wohl die Materialchemie das Wort "Haltbarkeit" etwas zu kurzfristig diffundiert. "Seit 130 Jahren Qualität aus Leidenschaft" geben sie an auf der Webseite. Erstaunlich, wie lange manche Dinge währen. Meine Schuhe aber nicht.

"Eine perforierte Laufsohle macht den Schuh luftdurchlässig und atmungsaktiv" (http://www.gallus.com/Gallus/de/1044.htm). Ja, das habe ich allerdings gemerkt.

Schuhe, die man einer ägyptischen Mumie von den Füßen zieht, sind sicher in ähnlichem Zustand wie meine 8 Jahre alten ungetragenen heute morgen....

Fast identisch: http://www.gallus.com/Gallus/de/popup_1174.htm. Die dicke Umrandung, wie sie abgefallen ist am Anfang, unheimlich eklig. Und dann die Sohle und dann der Siff im Inneren.

Wie immer alles nur auf das von mir erworbene Paar bezogen, sicher ist die Firma UNHEIMLICH GUT und ihre Schuhe einfach SUUUUPER:

Dienstag, August 14, 2012

Last Man Working

Oder auch nicht. Arbeitspause um 22 Uhr auf dem Firmendach. Frau hatte noch zu tun, ich habe einstweilen die Kamera genommen und mir auf dem Dach die Zeit vertrieben. Das blaue Licht ist vom Motel nebenan, in dem wohl weniger Geschäftsleute als eher Freier und aber auch taiwanische Paare mit zu enger Wohnung kurz absteigen. Freier wie in "Einheimische", ist ja nicht Thailand alias Siam sondern der Taiwahn alias Formosa hier wo der Ludigel auf dem Dach seinen Feierabend verbringt.



Praktisch, so ein Selbstauslöser. Okay, eine Kollegin hätte sich in der Tür besser gemacht.

Motel nebenan. Für Fisch sucht Fahrrad oder Smartphone sucht Wohnscheide oder was auch immer.


Idyllische Gegend dieses Taipei Jonghe. Goldene Paläste.....

... wenn man nicht so genau hinguckt. Und Wellblechbutzen und Schlichtbauten.




Lieblingsneffe in die USA verabschiedet*

Nun ist er fort unser Lieblingsneffe, auf 1 Jahr auf Schüleraustausch in Maryland, USA, wo er das Schuljahr in einer 305-Schüler Lehranstalt mit (laut Webseite) Jesus-Ansingen und dazu Gitarrespielen verbringen wird.

Auf in die weite Welt vom international Airport Taoyuan, den man gemeinhin auch "international Airport Taipei" nennt, aber er liegt tatsächlich bei Taoyuan und nicht Taipei. Außerdem ist so ein bisschen Namensverwirrung immer nicht schlecht, "CKS" hieß er früher, darf er jetzt aber nicht mehr heißen, weil CKS ja Ex-Diktator Chiang-Kai-Shek war.

Verabschiedung von seiner Englischlehrerin, die das Ganze wohl eingefädelt hatte. Das Ganze als Gruppenreise, allerdings müssen die anderen Bengel alle in Großstädte, weil man die halt so kennt und man da auch sicher viel spannender überfallen werden kann etc., während unser Lieblingsneffe mutterseelenallein auf dem Lande hockt mit den anderen 304 Schülern. Notiz: Det sind diese Gesundheitsschuhe, die der Orthopäde meiner Eltern in Hannover für 190 Euro das Paar verkauft. Hier 80 NT aus China denke ich mal,

Und schon geht es ab, mit 15 Jahren ein Jahr in die Fremde. Die gängigen Verhaltensweisen gegenüber den Eingeborenen haben wir ihm eingeschärft. Könnte ja sein, dass Johnny Redneck mal zu viel Burbon gebechert hat und Geld braucht, die Henne zu Hause Legehemmung hat und er daher mal schnell einen Überfall macht. "Gleich das Geld rüberschieben", haben wir ihn angewiesen und noch "Jesus Loves You" freundlich lächlend dazu sagen, dann sind die Einheimischen glücklich.

* nicht etwa abgeschoben.

Montag, August 13, 2012

Junior hat sein erstes Wort gesagt

Junior hat nun sein erstes Wort gesagt. Nicht Mama oder Papa oder Daddy oder Kunfuzius, sondern "Lemon". Wegen der CC-Lemon - Fernsehwerbung, wo sie es so schön vorsingen.

Ein spektakulärer Erfolg der taiwanischen Fernseherziehung. Danke Taiwan.

Und nein, bei Frau und Schwiegermutter ist es nicht raus zu kriegen, das der riesige Flachbildfernseher den ganzen verdammten Tag läuft und Junior immer in Richtung TV gedreht wird. Wenn man dann mit ihm spielen will, muss man mit einer Horde Taiwaner konkurrieren, die gerade dabei sind an einer kreischenden Minirock-Xiaojie irgendwelche Schubsereien vorzunehmen, oder sie mit dem Taxi oder Blue-Truck zu überfahren. Super.

Da sich alles bei Schwiegermutter abspielt, kann ich wenig machen, außerdem, wie auch andere hier im Blog zu berichten wissen, "der Weiße hat sowieso nix zu sagen", denn was weiß der schon, fehlen im doch die 5 Milliarden Jahre chinesische Kultur.

Sonst kriegt er massenhaft US-Cartoons vorgespielt, was der Sprachentwicklung förderlich sein soll. Gut, Mat* Romney redet wahrscheinlich wie Donald Duck, aber bei Obama bin ich mir schon nicht mehr so sicher....

Was wird das nächste Wort? "Family" wäre schön, aus der "We are Family"-Werbung, die mir in den Ohren klingt (Seven-Eleven?). Oder "Bioooooreeeeeeee" kriege ich auch nicht mehr aus den Ohren für Xiaojie-Spachtelprodukte.

*Mit Romney heißt er, klingt einfach nach mehr.

Donnerstag, August 09, 2012

Positives im Schwiegermutterpalast

Zwei positive Dinge sind mir im Mietshaus von Schwiegermutter aufgefallen. Oben im 7. Stock wohnt nicht nur die Problemfamilie, die immer mal wieder durch Treppenhausdramen auffällt, etwa wenn sich die Tochter der Familie "zu Tode stürzen will", auch wenn sie dafür Gott sei Dank nur das Dach über das Hauseingang wählt und nicht etwa das oben (http://bobhonest.blogspot.com/2011/12/selbstmorddrama-im-veteranenviertel.html*), eine Veranstaltung, die wohl jedes Jahr einmal stattfindet so etwa. Neulich kam ich nun unten ins Haus, schon von der Straße hörte ich lautes Geschrei und tatsächlich waren der kleine, verhärmt wirkende Vater, seine sehr alt und angehärmt wirkende Gattin und die Tochter (etwa 17, Babyspeck aber nett und gepflegt aussehend, das Glasauge, das sie leider hat, seit Kollision mit einem Feuerwerkskörper bei relig. Straßenzeremonie, durch eine dicke Hornbrille verborgen) waren dabei sich heftig zu streiten. Tochter und Mutter wollten einen mit Krimskrams gefüllten Handwagen die Treppe runter bringen, Vaddern stand daneben, scheinbar ruhig, sprach jedoch seine Worte so laut, das sie bis auf die Straße dröhnten. Er wollte den Sack mit Krimskrams vom Handwagen schlagen, dabei herumschreiend wie ein Irrer, da machte Töchterchen einen Ausfallschritt nach Vorn mit vorgereckter Faust und .... Vaddern zog sich schnell zurück. Das gefiel mir sehr gut, fast hätte ich Szenenapplaus gegeben, denn der Vater ist wohl das Problem in der Familie, er rennt manchmal auch mit dem Messer rum und sticht Reifen kaputt (auch bei uns) und soll öfter mal irrres Zeug einem Verfolgungswahn ähnlich von sich geben (Schwiegervater war einst ein Arbeitskollege von ihm). Die Tochter hat es seit dem Verlust des Auges sicher mit so einem Problemfall in der Familie nicht einfach und dem väterlichen Terror da etwa entgegen zu setzen, so weit man da als Außenstehender überhaupt etwas beurteilen kann, ist sicherlich das beste. Töchterlein ist auch größer und kräftiger als er, hoffentlich kann sie sich durchsetzen.
Väterchen zog dann in den Keller ein, als ich am nächsten Tag die Tür aufschloss, kam er kurz die Treppe hoch, guckte mich an und verzog sich dann wieder in den dunklen Keller zu den Küchenschaben. Wahrscheinlich bräuchte er nur mal einen Termin beim Therapeuten, aber so geht es natürlich auch.

Ähnliches Haus aus dem Viertel

Auf der selben Etage lebt noch ein Enddreißiger mit seiner Schwester und Eltern, war etwas korpulent und hat laut seiner Schwester im gerne Süßes gegessen. Dann Diabetis, einen Unterschenkel abgenommen bekommen und traurig saß er im Rollstuhl. Seine Schwester erzählte meiner Frau, er würde von Selbstmord reden und sie habe ihn einmal aus Frust mit seinen restlichen Süßigkeiten beworfen, nach dem Motto "iss sie doch auf, das wirkt dann schon". Nicht lustig, sondern ein Drama für alle Beteiligten und ein Schelm, wer jetzt an meine gerade durchgemachte Diät mit Süßigkeitenabstinenz denkt, denn ganz so dick war er nicht - aber taiwanisches Büroleben und viel Süßes sind halt gefährlich.
Gefreut habe mich daher, als er mir die Tage schnellen Schrittes ZU FUSS entgegen kam. Er hatte eine Beinprotese (sah völlig normal aus), ging am Stock, noch gestützt von einem Verwandten und hatte einen Mordszahn drauf. Endlich mal positive Sachen aus dem Dachgeschoss bei Schwiegermutter. Doch ehrlich, fand ich toll, dass er mit dem Ding wieder laufen kann, wenn man ihn noch vor kurzem gesehen hat, das war schon ein Unterschied, schnellen Schrittes beim Abendspaziergang.

Ich habe derweil meine Süßigkeiten buchstäblich eingemauert im Kühlschrank (damit ich nicht immer kanadische Trüffel sehe und Lindtschokolade beim Aufmachen), abgeklebt mit einem großen Umschlag mit rotem Kreuz drauf (das war schon drauf auf dem Kuvert). Mich ärgerte dann,  dass man durch das Adressfenster im Umschlag immer noch eine Harribomischung sehen konnte - also schrieb ich schnell "Window to Diabetis" daneben ;-)

So, schon drei Kilo weg, jetzt hat Frau noch Wunderpillen besorgt - hoffentlich wird man davon nicht so schlang wie Willy, das Skelett aus dem Biounterricht in der Schule.

*) Technischer Hinweis: Blogspot setzt den Link leider von blogspot.com auf blogspot.tw, wodurch manche Gadget rechts am Rand wie die "letzten Kommentare" nicht mehr funktionieren, der Artikel wird aber korrekt angezeigt. 

Mittwoch, August 08, 2012

Flachbildfernseher auf Staatskosten

Die Tage ist es über 30 Grad heiß in Taiwan und so gaben gleich mehrere Dinge gleichzeitig ihren Geist auf. Die Klimaanlage zwar nicht, kam aber nicht mehr gegen die Hitze an, so dass ich mit Frau diskutiert habe, was man machen könne. Weil unser Wohnzimmer ins Esszimmer und den Flurbereich übergeht schlug sie vor, einen riesigen Duschvorhang zur Abteilung des Wohnzimmers zu verwenden. "So etwas verrücktes macht doch kein Mensch", sagte ich da. Wir riefen also den Vermieter an, was man machen könne und der sagte, der Vormieter habe einfach einen riesigen Duschvorhang im Zimmer befestigt, um das Wohnzimmer abzuteilen. "Sowas verrücktes macht doch kein Mensch", erklärte ihm da meine Frau am Telefon und wir bekamen die Erlaubnis, eine super leistungsfähige Klimaanlage, wo das Innen- und Außengerät getrennt sind (die einfacheren hängt man einfach durch ein vorbereitetes kleines glasloses "Fenster" in den Raum) zu installieren. Und wir dürfen die Kosten sogar zur Hälfte von der Miete abziehen und die restliche Hälfte will er bei Auszug zahlen. Netter Vermieter. So gut war es aber auch nicht, jetzt habe ich einen Dauerhusten und reagiere auf jedweden Windhauch allergisch und schlucke seit Wochen Antibiotika. Na ja, wie man's macht, macht man's verkehrt.

Kritisch wird das Neugerät geprüft.

Parallel dazu gab unsere Ledersofagarnitur auf, die oberste bordeauxrote Lederschicht löste sich als eine Art Latexlack in kleinen Fitzeln ab und blieb überall am Körper kleben und in der Wohnung liegen, ekelig. Also musste eine neue her, Stoffgarnitur für 60.000, kann man nicht meckern (1500 Euro) und der arme Möbelträger musste (gegen Tausend extra) das riesige alte Sofa die 7 Stockwerke runter tragen. Mann, war der fertig.

Dann gab auch noch unser alter Röhrenfernseher auf, jetzt haben wir einen neuen (Bild) und zu meiner großen Überraschung bekommen wir für den Kauf 2000 Taiwandollar Fördergeld vom Staat, glaubt jedenfalls meine Frau.

 Läuft bei mir nur als Computermonitor für Fernsehen via Laptop. Als Hintergrundbild habe ich mich dann doch für eine Gartenszene aus dem niedersächsischen Reihenhaus meiner Eltern entschieden, statt dieser selbstfotografierten Xiaojie.

Na sowas müsste Schule machen. Digitalkamera, Klimaanlage, neue Schuhe, da würde mir noch mehr förderwürdiges einfallen. Flasche Whisky eventuell auch. Nun seien Sie nicht neidisch lieber Leser, Deutschland leistet sich dafür anderen Luxus, etwa den Leibwächter von Bin Laden auf Staatskosten durchzufüttern (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ex-leibwaechter-von-bin-laden-lebt-unbehelligt-in-bochum-a-848561.html), da ist für die Flachbildfernsehförderung kein Geld mehr da.

Taiwan und USA vollziehen 2011 als einzige Demokratien Todesstrafe

Unrühmliche Kurznotiz. Wie die Webseite "Todesstrafe Nachrichten" berichtet, haben 2011 nur zwei Demokratien* die Todesstrafe verhängt, nämlich USA 43 mal und Taiwan 5 mal. Keine anderen Länder der "freien Welt" haben dies getan. Japan ist freilich 2012 wieder vertreten (summarisch in http://todesstrafe-nachrichten.jimdo.com/, Quellen in: http://www.handsoffcain.info/news/index.php?iddocumento=16309076 und http://www.welt.de/politik/ausland/article108470341/Japan-vollstreckt-erneut-zwei-Todesurteile.html).

Leider hat die Regierung Ma Ying Jeous (KMT, sog. chinesische Nationalisten) seit ihrem Amtsantritt 2008 mehrere Hinrichtungen vollstreckt, wohl weil dies in der Bevölkerung gut ankommt, nachdem die DPP-Regierung (DPP ist gewissermaßen Unabhängigkeitspartei, von 2000-2008 an der Präsidentschaft in Taiwan) die Todesstrafen ausgesetzt hatte.


*Demokratien im Sinne eines parlamentarischen Systems mit Wahlen, Parlament, Parteien und weitestgehendem Rechtsstaat denke ich mal. Hier kann man viel diskutieren, aber jeder weiß, was gemeint ist.

Dienstag, August 07, 2012

Neues Stadtviertel gefunden (und Ludigel wird Italiener)

Es ist schon irgendwie peinlich, seit 2004 treibe ich mich ja in der Gegend hier bei Frau und Schwiegermutter in NeiHu, Taipei herum, aber sowohl Frau als auch mir (letztere nun ja fast ihr ganzes Leben "in der Gegend") ist ein recht adrettes Viertel gänzlich entgangen. Grund ist, das der einzige Zugang zu dem Viertel in der verbauten Kreuz- und Querbauweise eine kleine enge bürgersteiglose Gasse ist, die bis vor wenigen Jahren durch zwei vor sich hin gärende wilde Müllkippen garniert war - mitten in der dicht bebauten Stadt. Eine Garküche mit Straßenverkauf hatte keine zwei Meter vom duftenden Essen eine viel dufterende Sache, nämlich ihre Garageneinfahrt, die sie samt Garage in eine organische Müllkippe verwandelt hatten. Der Müll türmte sich meterhoch auf bis zum tatsächlich dort vorhandenen winzigen Bürgersteig und roch ekelerregend faulig, dass es mir immer den Atem verschlug. Erstaunlich - die Leute kauften nach wie vor das Essen dort, obwohl sich lecker Gebratenes mit fauligem Müllduft vermischte. Gleich daneben war dann ein Trümmergrundstück das etwas tiefer gelegen ward, so dass die Leute bequem ihren Hausmüll einfach herunter fallen ließen, was ebenfalls gärte bis zum Abwinken. Seit ein paar Jahren ist die Gegend deutlich sauberer, die Garküche produziert nur noch Schweineduft und man kann sich hin trauen, allerdings haben die Einheimischen wieder angefangen, das Trümmergrundstück zuzumüllen, einstweilen allerdings nur mit Plastikflaschen und Getränkedosen. Trotzdem lädt der Anblick nicht gerade auf einen Abendspaziergang ein, daher das Nichtwissen um das recht gepflegte Viertel.

"Taiwanschön" nenne ich sowas. Nicht wirklich schön und die Bürgersteige sind wieder mal vergessen worden, aber irgendwie relativ gepflegt und mittelalterlich dicht-an-dicht heimilig, so als sei wegen der Stadtmauer nicht viel Platz zum bauen. Nein, eine Stadtmauer haben wir natürlich nicht in Taipei, dafür aber einen Talkessel von Bergen umringt. Man achte auch drauf, wie schief zueinander die Straßen hier verlaufen. Man richtet Häuser hier nach "Feng Shui" aus, d.h. nach magischen Kraftlinien und derlei Zeug, erschnüffelt durch einen Priester. Und jeder schnüffelt halt in einer anderen Richtung.

Gefunden haben wir das Viertel nur, weil Frau und Schwiegermutter mal wieder planen, Schwiegermutter zur Gastwirtin zu machen und ein schlecht gehendes italienisches Restaurant (betrieben von Taiwanern mit keiner Ahnung von Italien aber hohen Preisen) zu übernehmen. Nun, die "europäischen" Restaurants hier haben ja Taiwankunden und bieten sehr taiwanisch interpretiertes Essen an und die Kunden wollen das auch. Manches italienische hat hier rein gar nichts mit italienischem Essen zu tun. Etwa Tintenfischgeschlunze mit Saugnämpfen und Reis und Chinakohl. Sowas kocht Schwiegermutter dann natürlich nicht. Come on, Spagetti Bolognese kann so schwer nicht sein.


In dieser Straße gibt es massenhaft gute Lokale, auch einen recht guten und günstigen Pseudoitaliener. Leider haben jedoch die "Götter", will sagen die beiden verhärmten Priesterinnen in Schwiegermutters Tempel entschieden, dass sie genau das in der Seitenstraße liegende Lokal ohne Kunden übernehmen soll. Na denn...
Die Entscheidungsfindung hier, wo "die Götter haben gesagt" eben eigentlich "die verhärmten alten Weiber aus dem Garagentempel haben gesagt" wird, erstaunt mich immer sehr.

Hoffentlich zerschlägt sich das ganze, sonst werde ich fürs Cocktailmixen Freitagnacht und "Ausländerflair" eingeplant, hat meine Frau gesagt. Na wunderbar, gele ich mein Haar zurück und nenne mich Commandante Schettino, Captain der Costa Cordalis im Ruhestand. Ein Schelm wer an den "pensionierter Atom-U-Boot-Kommandant"-Chef eines Burgerrestaurants denkt, in dem ich früher oft zu Gast war.

P.S.: Habe mich soeben erinnert, ich habe wirklich einen (angeheirateten) italienischen Onkel (oder hatte). Er hatte auch zurück gegelte Haare, das ist klar. Aber das verrate ich nicht meiner Frau.

Freitag, August 03, 2012

Taifun!

Taifun hatten wir hier in Taipei in Taiwan, das gehört so zusammen wie die Schreibweisen von Taifun, Taipei und Taiwan nahelegen und sogar mein Familienname passt in diese Aufzählung einigermaßen rein,  Taiwan war wohl mein Schicksal. Mittwoch abends ging es los, die Nacht wütete der Taifun vor den Fenstern und am Donnerstag hatten wir taifunfrei auf der Insel - oder jedenfalls im betroffenen Norden.

Der Sturm entwurzelte Bäume und warf bei uns ein paar Blumenkübel um. Er brachte auch noch ein paar Menschen in Taiwan um, die draußen auf der Straße waren, muss ich leider sagen.

Bei den tosenden Naturgewalten, die diese Fotos nicht vermitteln können (ich hätte schon raus gehen müssen mit einer Unterwasserkamera und tosende Baumwipfel einfangen müssen damit man es hier sieht - aber selbst dann kann ein Foto ohne Bewegung da nicht so recht funktionieren), ist mir schon eher klar, wieso die Menschen hier sich ihre Fenster so hässlich verrammeln: So kann ein abgerissener Ast nicht gleich das Fenster zerdeppern.

Die Frage war, parken wir das Auto in der TIEFgarage oder draußen? Draußen kann es durch abgerissene Schilder etc. beschädigt werden, drinnen kann aber die tiefe Garage absaufen. Wir stellten den Wagen dann doch in die Tiefgarage und ich stellte mir den Wecker auf 2.30 Uhr, um den Wasserzustrom im Treppenhaus zu kontrollieren. In der Tat sieht man hier, wie der Innenhof zwischen den zwei zusammengebauten Mietshäusern schon voll gelaufen ist und das Wasser anfängt, die Kellertreppe (verdeckt) hinunter zu laufen.

 Mein Alptraum schien wahr zu werden: Das Wasser lief als Sturzbach hinunter ins Parkdeck! Panik!

Die Bauherren von Taipei sind Meister im Oberflächen versiegeln, daher kann das Wasser auch nirgends hin. Grünflächen hasst man hier wie die Pest. Also läuft das Wasser ins Treppenhaus die Treppe hinunter, ist ja klar.

Betonmietshausidylle in Taiwan eben. Herrlich und romantisch, so Grau in Grau mit Siff und Hühnerkäfiggittern.


Unten angekommen (je m'apelle Jacque Custeau) stellte ich um 2.30 Uhr morgens noch fest, dass die hier um 6 Uhr geöffnete Tür zum Parkdeck verschlossen und alarmgesichert war. Es gab kein Schlüsselloch und ich hatte eh keinen Schlüssel. Um den Wagen zu retten, hätte ich also im Fall der Fälle mit meiner Magnetkarte durch das Außentor gehen müssen, um den Wagen rauszufahren. Aber - die Magnetkarte für das Außentor lag im Auto. Das hätten wir mal üben sollen!

Allerdings floss das Wasser sowohl um 2.00 Uhr wie auch bei der Nachkontrolle um 6.00 Uhr durch das winzige Abflussloch vorne rechts ab. Das wäre ein Fressen für einen autohassenden Öko in Deutschland. Einfach eine alte Socke rein und das ganze Parkdeck säuft ab mit allen funkelnden Autos drin!

Kommen Sie mich nie besuchen mit alten Socken, wenn sie Mitglied bei den Grünen sind! Nur ein bisschen mehr Wasser und das Parkdeck säuft ab, denn dicht ist die Tür nicht.


So aber blieb das Ludigelmobil verschont. Und auch alle anderen Autos in der Tiefgarage. Glänzendes japanisches Blech en masse.

Das Parkdeck ist für Kleinwagen gebaut, die Autos ragen fast alle über die Buchten hinaus und man kommt kaum noch in die Parkbuchten vor lauter Blech. Aber die Taiwaner mögen es gerne groß, der Toyota Camry hier ist deutlich länger als mein Nissan X-Trail.

Draußen tobte und rappelte es, ich musste am frühen morgen ein Fliegengitter wieder festschrauben, das der Sturm hereingedrückt hatte auf dem hinteren Balkon. Ach ja, die Stehlampe wollte ich mal reparieren.

Verwirrend: Die ganze Nacht erklang die laute Fanfare über die Lautsprecher des Viertels, mit denen der Blockwart hier in der (Alte-) Soldatensiedlung sonst seine Ansprachen ankündigte. Die riss mich mindestens so oft aus dem Schlaf wie der Sturm selber oder das Klappern der Fliegengitter oder das Rappeln des Schrankes. Im Halbschlaf glaubte ich seine Altmännerstimme zu hören, wie sie auf Mandarin gegen den Sturm anredete. Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte er wirklich die ganze Nacht geredet, der alte Mann? Die Fanfare jedenfalls war real, die erklang sogar noch bis Mittags - ohne dazugehörige Ansprache. "Haltet durch, Kameraden, der Staudamm wird halten, Taipei ist sicher", würde er bestimmt gesagt haben, denn Taipei ist zum Fluss hin von einer Staumauer umgeben, die die Hauptstadt weitestgehend trocken hält. Im Netz gibt es einen trotteligen Blogartikel von einem Kerl, der sich über die Staumauer des alten Diktators Chiang Kai Check lustig macht und sie als unnötig hinstellt. Nur weil der Diktator einmal nasse Füße bekommen habe, habe er die Staumauer bauen lassen, sowas verrücktes!
Wieso verrückt, frage ich da. Hatte der Diktator trockene Füße, hatte auch die Bevölkerung trockene Füße. Und heute ist der Diktator weg, Taiwan ist eine parlamentarische Demokratie und wir haben immer noch meist trockene Füße - es sei denn die versiegelten Oberflächen sorgen zum Absaufen mancher Stadtteile. Ja, wenn das Chiang gewusst hätte...

LINK: Hier ist die Staumauer mehrfach zu sehen. http://bobhonest.blogspot.tw/2012/05/eingebore-erziehen-in-freier-wildbahn.html

Mittwoch, August 01, 2012

Ungelöste Probleme in Städtebau in Taipei

 Die fotografische Bearbeitung meines turnusmäßigen Taiwankollers nimmt seinen Fortgang, ich denke bis morgen Abend wird alles wieder normal sein.