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Dienstag, Juli 03, 2012

Wie ich die DDR ruiniert habe

Es ist nun an der Zeit die historische Wahrheit zu verbreiten. Vielleicht können wir ja aus den Untergängen vergangener Tage etwas lernen, wo doch gerade das Weltwirtschaftssystem, die EU und der Euro auseinander fliegen, während Kanzlerin Merkel Bücher schreibt und der Bundespräsident irgendetwas macht, was sowieso keinerlei Bedeutung hat. Sehen wir uns also den Untergang des bislang einzigen Arbeiter- und Bauernstaates an, den es je auf deutschem Boden gegeben hat und gucken wir, was wir da lernen können. Eingescannt kürzlich von alten Dias von 1985 und 1988.


Völlig uneingeladenerweise besuchte ich in dieser Zeit oft West und Ostberlin, hier der Blick aus dem Westen von der Siegessäule auf das Brandenburger Tor.

In der Ausschnittsvergrößerung sieht man die Mauer. Da wo Reagan dann später davor stand und herum geredet hat. Geändert hat er damit nichts, der Mauerfall ist ja anders zu erklären, wie dieser Artikel offenbaren wird.

Mit guten Bekannten inspizierten wir mehrmals die Grenzanlagen dieser Tage. Energisch riefen wir herüber "He Sie da im Wachturm.... ja Sie.... so geht das hier aber nicht, Mittelamerika mitten in Deutschland, ihr seit wohl verrückt geworden!"

Wir inspizierten und inspizierten und tranken dabei reichlich Berliner Kindl (unten links). Na, erkennt jemand seinen alten Ford Taunus wieder, coole Kiste!

So ein profanes Gefährt hatten wir aber nicht, wir reisten im Mitsubishi Space Wagon von 1984 an. Aber dazu mehr.

Wir inspizierten auch den wunderschönen Osten, wie aus dem Lehrbuch für Antidepressiva gebaut. "Wenn Sie sich morgens SO fühlen wie dieses Mietshaus, dann hilft nur UPPERITE forte!"

Wir bestaunten echte DDR-Bürger, die damals schon alle Rentner waren....

... und guckten zwischendurch immer wieder verwirrt auf die Uhr, weil es mitten in den 80ern aussah wie in den 50ern.

Na ja, mein 70er-Haarschnitt passte da ja ganz gut rein, da hatte ich mich noch nicht so ganz aktualisiert, hier unter der Uhr oder was immer das ist auf dem Alex stehend. Weiße Schuhe hatte ich damals... schick.

Tolles Muskelshirt auch damals. Warum bestellt mir meine Mutter soetwas heute nicht mehr bei Neckermann? Muss ich sie gleich mal fragen. Der Mitsubishi Space Wagon 1800 GLX meiner Jugend tuckert im Hintergrund vor sich hin. Der erste Hochdachkombi der Welt, Renault hat das mit dem Espace damals einfach nur kopiert. 90 PS und kein Kat, herrlich. Sieben Leute passten schon rein, jedenfalls wenn die hinten auf die Beine verzichteten beim Einsteigen.

Wenn uns auch die Leute von der Linkspartei, die damals noch alle bei den Grenztruppen der DDR gearbeitet haben, komisch anschauten, mein Benehmen ließ immer zu wünschen übrig. So beschwerte ich mich einst in einem internationalen Buchladen am Alex in Ostberlin, dass im Buch über Italien keine Autobahngebühren aufgeführt waren*. Mein Reisebegleiter ging ängstlich hinter Buchregalen in Deckung und Ostzonale rissen erstaunt die Münder auf. Da war der erste Riss im System, kein Zweifel.

In einem unheiligen Wiedervereinigungsritual parkte ich meinen Mitsubishi Space Wagon (na ja gut, er gehörte meinem Vater) erst vor dem westberliner Reichstag....

 .... und dann vor dem ostberliner "Palast der Republik". Damals hätten mich ein paar DDRler noch fast verprügelt dafür. Sicher ahnten sie, dass ich ihrem System schon bald den Todesstoß verpassen würde.

Flugs vollzog ich den Rest des Rituals.... Nein, nicht das hier, sondern....

... ich erklärte nach Genuss einer Bockwurst mit GLÜHWEIN mitten im Hochsommer auf dem Alex in Ostberlin lauthals, dass ein System, das so idiotisch ist, diese Kombination zu servieren, unmöglich überleben kann und sagte die Worte: "Noch drei Jahre... und SCHWUPPS ist sie weg, die DDR!" Eine Art Vorahnung hatte mich damals befallen. Wie konnte ein System überleben, das mitten in Preussen im Hochsommer Bochwurst mit Glühwein servierte?

Einmal ausgesprochen, löste sich die DDR dann binnen eines Jahres in Luft auf, war meine Schuld, kann es heute auch nicht mehr ändern.

P.S.: Fotoausrüstung damals: manuell zu fokussierende SLR-Kameras Minolta XD-7 und XG-2, 1:1,7/50mm Normalobjektiv und 1:2,8/28mm Weitwinkel und ein gruseliges Soligor-Zoom 75-250mm, groß wie ein Ofenrohr. Aber die Fotos waren besser mit dem alten Zeug als mit diesem modernen AF-Digitalgedöns, das man heute hat. Heute schlafen sie im Schrank, die alten Kameras.

* Für junge Leserinnen und Leser: Man konnte ja damals als DDR-Bürger nur schwerlich bis gar nicht in westliche Ausland reisen, gell.

1 Kommentar:

Patrick_Secret hat gesagt…

haha interessante bilder.. ja das waren noch zeiten... ;-)