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Dienstag, April 03, 2012

Erfreulicherweise Unrecht gehabt

Meine Prognose für Taiwan (formal Republik China heißend) im Jahre 2012, damals 2009 abgegeben (http://bobhonest.blogspot.com/2009/01/taiwan-2012.html) besagte, dass Taiwan zumindest de-facto eine Provinz Chinas sein würde, wahrscheinlich schon vor der Wahl Anfang 2012. Erfreulicherweise ist das nicht eingetreten.

Wie bin ich zu der Prognose gekommen?

  • President Ma wurde 2008 gewählt und leitete seine Präsidentschaft mit Reden ein wie "sprechen Sie von China, nicht von Taiwan!". Der in China geborene Ma wollte das Wort Taiwan nicht mal in Mund nehmen nach seiner Wahl.
  • Ma fing Hinterzimmer-Verhandlungen mit der VR-China an, unter Umgehung der verfassungsgemäßen Organe der Republik China/Taiwan über eine Wirtschaftsunion und eine politische Union zwischen Taiwan und der VR-China.
  • Die Verhandlungen gipfelten 2010 in der Wirtschaftsunion Taiwan/China, die Taiwan seither Direktflüge zwischen Taipei und China und ein paar chinesische Touristen bescherte und sicher vermehrte wirtschaftliche Zusammenarbeit.
  • Für 2011 kündigte Ma den Beginn der Verhandlungen über die "politische Union" zwischen Taiwan und China an und man konnte annehmen, diese würden ähnlich flott im Hinterzimmer ohne Konsultation des Parlaments oder der Wähler vollzogen wie die Wirtschaftsunion.
  • Der Amtsvorgänger Mas, Ex-Präsident Chen von der antichinesischen DPP, wurde kurz vor Eintreffen des chinesischen Gesandten (zu Gesprächen über die Wirtschaftsunion) verhaftet - zusammen mit weiteren Mitgliedern der antichinesischen alten Regierung. Allerdings unter Vorwurf der Korruption, der sicher auch in vielen Fällen berechtigt war.
  • Blogger der oppositionellen und antichinesischen DPP beschwerten sich auf einem Treffen, die Polizei sei erschienen und habe sie zu ihrem Treiben ausgefragt und Handynummern aufschreiben wollen.
  • Als taiwanische Studenten gegen die Zulassung von chinesischen Studenten an Taiwans Unis friedlich protestierten bei einem Besuch eines Tempels seitens Mas, ließen einige scheinbare Mönche ihre orangen Kutten fallen und schlugen die Studenten krankenhausreif. Das waren Sicherheitsleute Mas und VR-Chinesische Diskussionskultur schien damit Einzug zu halten.
  • Als der Gesandte der VR-China in Taiwan weilte, durften Taiwaner nicht die Flagge ihres eigenen Landes zeigen, Demonstranten bekamen ihre Flaggen konfisziert und zerbrochen. Ein alter Mann setzte sich in Flammen und begründete den Freitod damit, er habe es nicht ertragen können, wie die Polizisten des eigenen Landes das Vorzeigen der Landesflagge gewaltsam verhinderten, um sich den Chinesen anzudienen.
Doch was geschah dann? Garnichts mehr! Im Jahre 2011 fanden die Verhandlungen zur politischen Union nicht statt - oder jedenfalls hörte man nichts davon. Präsident Ma wurde passiv und der Status Quo zwischen China und Taiwan scheint wieder eingekehrt zu sein. Auch seit Mas Wiederwahl Anfang diesen Jahres ist nichts in Hinsicht weiterer Annäherung an China geschehen. Warum?

Zwei Erklärungen habe ich dafür bislang gehört.

a) Ma habe Gegenwind von seiner eigenen Partei, der nur gemäßigt prochinesischen KMT bekommen, die lieber zurück zum Status Quo will, als sich mit China unter dem gegenwärtigen Regime zu vereinigen.

b) Die VR-China selbst habe Ma gebremst, weil sie mit der Wirtschaftsunion einstweilen zufrieden ist und nicht durch einen schnellen Vereinigungsprozess Massendemos und antichinesische Gefühle bei den Taiwanern wecken will.

Was von beiden trifft wohl zu? Im Ergebnis bleibt es sich jedenfalls erstmal gleich.

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