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Dienstag, August 02, 2011

Fahrstuhlnauten zweiter Teil: 5. Stock, Philipinien

Willkommen zu unserer Reihe "Ludigels wundersame Fahrstuhlfahrten in Südostasien". Neulich waren also Frau und bei Schwiegermama im Fahrstuhl und noch eine weitere Insassin teilte die enge auftriebige Zelle. Leicht asiatisch, Anfang 20, mit schwarzem Haar, aber eher europäisch als asiatisch aussehend. Hausschuhe, kurze Turnhose (he, ich habe kaum hingesehen) und T-Shirt ließen darauf schließen, dass die Dame hier zu Hause war und bei meiner Frau war jedenfalls die Neugier geweckt. Meine Frau sprach sie auf Englisch an woher sie käme. "Phillipinen", war die Antwort, die junge Frau sprach fließend Englisch. Nun stellen die Taiwaner immer so viele Fragen, meine Frau auch - und so war alsbald klar, dass die mysteriöse Dame als Dienstmädchen in einem der oberen Stockwerke arbeitet, vermutlich in der Betreuung eines alten Militärveteranen hier in der Veteranenwohnanlage in Taipei. Man sieht sie immer des morgens, die meist dunkelhäutigeren Dienstmädchen, die sich daher optisch von den meist hellhäutigen Han-Chinesen in Taipei abgrenzen, wie sie die Soldatenopas im Rollstuhl durch die Gegend schieben. Unsere Mitreisende wirkte aber optisch eher wie aus Sevilla, offensichtlich waren die spanischen Vorfahren hier zu merken. "Ob sie mal frei hätte" frage meine Frau. Merkwürdige Frage, dachte ich. Nur einen Tag alle 4 Wochen, sagte sie. Frau sage ihr noch, dass sie sehr hübsch sei, sie bedankte sich und dann trennten sich unsere Wege.
Draußen erzählte mir meine Frau, sie wolle sie als Putzkraft anwerben für unsere neue Wohnung. Da stand mir doch der Schweiß auf der Stirn, denn die junge Dame hatte ein Aussehen, wie es eher einem Fotomodell oder einer Samstag-Abend-mit-Cabrio-auf-dem-Kudamm-cruisen - Fahrerin oder Beifahrerin entsprach. Ob ich eine Anfangzwanzigerin, die aussieht wie ein Fotomodell, auf allen Vieren wischend auf meinem Fußboden vorfinden möchte, gehört zu den merkwürdigen Fragen im Leben von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie mir stellen muss. Kann natürlich auch viel Abwechselung bringen sowas. "Schatz, leg das Messer weg und lass den (heißen) Wasserkocher stehen, Desdemona hat mich gebeten, sie auf der Leiter beim Lampewischen abzustützen......aaaaaaarrrrrrg".

Ihr enger Zeitrahmen wird das Zusatzputzen wohl verhindern. Ich weiß noch als Schwiegermutter ein philippinisches Dienstmädchen hatte. 15+ Stunden Arbeitszeit (eigentlich noch länger, ich war nur nach 15 Stunden zu müde zum mitzählen) und Schwiegermutter verfolgt sie streng auf Schritt und Tritt, hier putzen und da hast Du einen Quadratmillimeter vergessen. Schlafen beim schwerkranken Familienoberhaupt im Zimmer, alle 30 Minuten geweckt, um ihn zu betreuen an den Schläuchen und pumpen. Die Hölle kann nicht viel anders sein (den Krankheitsgeruch im Zimmer habe ich noch nicht erwähnt, oder?).

Philippinisches Dienstmädchen in Taiwan, das ist das wahre Vergnügen. Wie sagt man hier immer? Gewerkschaften brauchen wir hier nicht.

Übrigens sprechen Philipinos meist fließend Englisch und Spanisch. Müssen aber trotzdem in unterprivilegierten Jobs schuften.

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