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Mittwoch, August 31, 2011

Sprachliche Feinheiten

Oft unterschätzt, die Wichtigkeit korrekter sprachlicher Syntax und auch das Verständnis der zugehörigen Semantik. So hat gerade ein taiwanischer Krankenhausbediensteter fünf Patienten mit AIDS infiziert, weil er das englische "reactive" (will sagen: reagierend auf HIV-Nachweis) mit "non-reactive" verwechselt hat und daher geschlagene 5 Organe eines von einer großen Höhe heruntergefallenen und anschließend im Koma befindlichen Organspenders zur Transplantation freigegeben hat. Kleien Anmerkung: Noch am selben Tag wurde der Komapatient "verwertet", insofern kann man sich fragen, ob er nicht vielleicht irgendwann wieder aufgewacht wäre. Wenn die HIV-Sache nicht so tragisch wäre könnte man jetzt Monty Python zitieren mit "machen Sie sich keine Sorgen, die Leberspende hat noch nie jemand überlebt".

 Vermutlich ein Kompassnadelhandel (ganz bei mir in der Nähe)*

Und ich habe gerade das BIOS eines Gerätes ruiniert (was aber reparierbar ist), weil das Testprogramm sagt "Power on device", was ja wohl eine ganz klare Aufforderung ist. Gemeint ist aber "PowerING on device", will sagen es ist nur eine Mitteilung und man darf an dieser Stelle keinesfalls selbst...
Oder meine Frau, die mir neulich sagte "Mum is in Tommy". Das klingt so, als müsse man einen Krankenwagen rufen und wer ist überhaupt dieser Tommy? Meine Frau hat eine Kurzform gebildet aus "Mum is in pain" (Mutter hat Schmerzen) und dem Slangwort Tommy für "stomach", Magen. Verwirrend!
Richtige Syntax und ein Verständnis der selben kann lebenswichtig sein. Seinen Sie vorsichtig da draußen, lassen sie sich kein Klavier ins Auge wehen und vermeiden Sie es, in irgendwelchen Tommies fest zuhängen.
Ah, schreibt man "fest zuhängen" und nicht "festzuhängen", alles gar nicht so einfach.


*Firefox Mittelklick vergrößert

Hausverkauf wieder in der Schwebe

Der bislang glatt gegangene Hausverkauf ist wieder in der Schwebe, erst ein kleiner Teil des Geldes ist bei uns eingegangen, der Käufer wartet scheinbar darauf, dass er selber von einer dritten Partei eine größere Menge Geld erhält (unser Hauskäufer hat sein eigenes altes Haus verkauft und wartet auch selbst noch auf das Geld). Nun ist man von solchen Geschichten immer zu Tränen gerührt, Hemden kommen nicht aus der Reinigung, Schecks sind in der Post etc., aber alles kein Thema, weil die Notarin die Eigentumsverhältnisse erst dann endgültig übertragen wird, wenn der Käufer den Preis entrichtet. Der Schlüssel ist zwar beim Makler, aber der will auch erst dann die Schlüsselübergabe machen, wenn er grünes Licht von der Notarin bekommt.

Unser Hauskäufer wollte sogar unsere alten und bisweilen unansehnlichen (Erneuerung der abgewetzten Sofas hinausgezögert wegen Umzug) Möbel übernehmen und fragte sogar, ob unser Nissan zum Verkauf stand, alles nach deutschen Maßstäben erwähnenswert, aber möglicherweise im Rahmen im Taiwahn. Mit notarieller Hilfe wird es wohl alles über die Bühne gehen, wir haben sonst noch einen zweiten Kaufinteressenten, der uns förmlich löchert. Schlimmstenfalls haben wir also einen längeren Limbo, in dem das Haus zwischen den Besitzern auf Eis liegt.

Hoffentlich, hoffentlich müssen wir nicht noch mal zum Grundbuchamt in dem Provinzkaff in dem wir gewohnt haben. Die Damen dort haben ja schon beim letzten Mal fast alle Bluthochdruck gehabt und etwas vom potentiell betrügerischen Ausländer gefaselt, weil Langnasen "bekanntlich" den taiwanischen Staat oder die Stadt durch windige Geschäften würden betrügen wollen, das Taiwanblog hatte berichtet (http://bobhonest.blogspot.com/2011/08/grundbuchamt-sex-and-crime.html). Andererseits freut sich die Klofrau auf dem Amt dann sicher wieder, ihren "Amerikaner" (Meiguoren!) wieder zu sehen.... Sie hatte so ein nettes Lächeln.

Dienstag, August 30, 2011

Mir aufs Dach gestiegen...

Die große positive Überraschung schlechthin ist die neue Wohnung bei Schwiegermutter in der Nähe in Taipei, die ich mehr oder minder mit zusammengebissenen Zähnen bezogen hatte, nachdem wir das Reihenhaus im Grünen verkauft hatten - um in der Nähe von unserem vor kurzem geborenen Sohn zu sein, der bei Schwiegermutter logieren wird.
Während ich da in der Gegend früher schon mal in Baracken gehaust hatte, bei denen abends ein Zettel an der Haustüre war, das Haus würde abgerissen, weil ein Stockwerk (meines) illegal draufgesetzt sei und wo das Treppenhaus so aus sah wie im Bild hier links und nach Urin roch, ist das neue Haus viel schöner, mit Bildern im Treppenhaus und recht sauber (Bildhälfte rechts). Den üblichen Siff gab es nur, als ich mal probeweise ins Dachgeschoss aufgestiegen bin, ganz mutig mit Kamera und Überlebensausrüstung für die nächsten Wochen, sollte die Tür zufallen. Überhaupt ist die ganze Gegend dort in der letzten Zeit sehr viel sauberer geworden, seit vor ein paar Jahren die SARS-Epidemie zugeschlagen hat, hat die Stadtverwaltung Sauberkeit verordnet und wilde Müllkippen verboten, die es vorher in engen Hauszwischenräumen, Garagen und Grünflächen gab. Taiwan (eigentlich rede ich hier nur von Taipei im Norden, der Süden Taiwans war schon immer sauberer) verbessert sich rasant, da kann man wirklich zugucken.

Hier der Blick von meinem Dach aus ein identisches Mietshaus in dieser Militärveterantenanlage, das allerdings ungepflegter ist und noch hässlichere Käfige vor den Fenstern hat als unser Haus. Bei uns oben wohnen ja drei Generäle zusammen mit uns auf der Etage, da herrscht Zucht und Ordnung. Die da drüben sind bestimmten maximal Hauptleute, bin ich von überzeugt ;-)

Durch die mehrflügelige Bauweise hat man übrigens kaum Berührungspunkte mit den Nachbarn, das ist praktisch, wenn ich Glee auf der Surroundanlage gucke. Ich weiß, ist mir auch irgendwie peinlich. Wo kriegt man eigentlich Haargel in Taiwan her? Äh, never mind.

So nah bin ich an den Bergen? Wenn man da unten in den grauen Straßen eng eingepfercht in bürgersteiglosen zugesmogten Straßen sitzt, vergisst man das ganz und gar. 2004 war ich nur ein paar Mal in den Bergen um Taipei, da hatten wir noch kein Auto. Und als wir eins hatten sind wir bald aufs Land gezogen. Jetzt ist der Junior da, habe ich wieder wenig Zeit...

Von hier oben sind die engen Straßen viel hübscher anzuschauen. Überhaupt sind die Straßenzüge hier recht gepflegt. Bilder vergrößern sich mit zweimaligem Linksklick im Firefox.

Schöne Aussicht mehr oder minder...


... in Dachterrassinesien. Hier oben verstecken sich also die Ameisen in den Grünkübeln, die neulich zu hunderten bei mir eingedrungen sind, um eine süße Hautcreme (it's a guy's thing, you know) zu verdrücken.

Fast jede Wohnung hat wie in Taiwan üblich vergitterte Fenster und Balkone, da nützen dann auch Feuerlöschschlauch, Feuerlöscher und Feuermelder nichts, die es auf jeder Etage gibt. Denn die Schlüssel für die Gitter hat kein Mensch mehr. Mehrere Fernsehsender haben ihre Gebäude im angrenzenden Viertel. Die berichten immer über die Feuerdramen.


"Taipei 101", bis vor kurzem das höchste Haus der Welt, lugt hier im Hintergrund hervor. An der Hauswand drüben seht scheinbar "Fuck". Gott sei Dank nicht bei uns, sonst dächten alle ich wäre es gewesen.

Direkt über meiner Wohnung ist dies Treppenabsatzhäuschen mit mysteriösem Kämmerlein (Fenster). Na das wäre eine feine Bude, um dort kaltes Bier, Klimaanlage und Campingliege neben Notebook zu verwahren. Wenn man mal unten multikulturelle Auseinandersetzungen hätte oder Schwiegermutter zu Besuch käme...

Die Berge schützen übrigens vor dem Taifun, ganz praktisch. Und halten die Abgasluft unten. Nicht so praktisch.

Sieht idyllisch aus, aber wenn später alle Parkbuchten voll sind, wird es ohne Bürgersteige ziemlich gefährlich für die Kleinen (Bild) da herum zu laufen. Immerhin fahren die Leute hier meist mit Licht und nicht so oft Schlangenlinien wie auf dem Lande. Da habe ich manches mal mit Warnblinker angehalten, wenn der Nachbar seinen Toyota am Samstagabend angeworfen hatte.

Und coole moderne Bürolandschaften nur ein paar Straßen weiter.

Wohlstandsvolvo mit typischer Mopedbeule hinten drin, gleich vor meinem Nissan (auch mit Mopedbeule an der selben Stelle).
"Mos Burger", ganz nette japanische Burgerkette. Jetzt bitte in Deutschland hysterisch im Kreis herum hüpfen und etwas von Markenrechtsverletzung murmeln, dem M und der gelblichen Inneneinrichtung wegen.

Gruß vom sesamverkrümelten östlichen Rand der Weltscheibe,

Ludigel

Sonntag, August 28, 2011

Nichts ändert sich jemals...

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,782827,00.html

Der Frühmensch unserer Gattung Homo Sapiens Sapiens hatte Sex in Südostasien (mit dem Denisova-Menschen) und hat dadurch sein Immunsystem gestärkt. Augen zur Zimmerdecke. Tell me about it.

Und das ohne TUI, bemerkenswert.



Freitag, August 26, 2011

Kriegsspiele

Dieser Tage wird viel die chinesische Aufrüstung diskutiert (http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,782440,00.html), da sich die Chinesen einen nie fertiggestellten Flugzeugträger aus Russland gekauft und selbst fertiggestellt haben. Unangenehmerweise haben sie das Ding jetzt "Shi Lang" genannt, nach dem Admiral, der im 17. Jahrhundert den Holländern Taiwan abgejagt hat - die Holländer saßen ja hier in Keelung im Norden und haben ihre Festung da "Zeeland" genannt. Heute sind sie längst weg, nur ihr verdammtes Heineken gibt es überall zu kaufen.
Gut ist die alte niederländische Besetzung für Taiwanerinnen, die plötzlich europäisch aussehende Kinder gebären, obwohl ihr Gatte gar nicht europäisch aussieht - dann waren es alte holländische Vorfahren, die wieder durchgeschlagen sind, sagen sie dann. Und nicht etwa der kiffende Englischlehrer Hank Wankman aus Iowa. Auch gut.
Flugzeugträger wie die Shi Lang, verwirrenderweise auch Varyang oder Warjang or wie auch immer genannt, könnten wohl bei der Eroberung Taiwans keine große Rolle spielen, denn wann immer moderne Raketen im Spiel sind, macht so eine schwimmende Metallstatt im Meer recht wenig Sinn, sie ist leicht zu treffen und zu versenken. Hier sieht man, wie Chinesen ein Planspiel machen, bei dem sie bei einem hypothetischen Krieg um Taiwan die Versenkung eines US-Flugzeugträgers durch unbemannte Flugobjekte demonstrieren: http://blogs.wsj.com/chinarealtime/2010/11/18/chinas-military-might-on-display/

Auch Taiwan hat einen hübschen Kommentar zu dem neuen chinesischen Träger: http://blogs.wsj.com/chinarealtime/2011/08/10/as-china-launches-aircraft-carrier-taiwan-touts-aircraft-carrier-killer/?mod=wsj_share_facebook zeigt die taiwanische Rakete "Wütender Landwind" (wenn ich mich recht an die Übersetzung erinnere), der einen verdächtig nach dem chinesischen Träger aussehenden Flugzeugträger unbekannter Nationalität vernichtet.
Allerdings: In einer hypothetischen Schlacht um Taiwan ginge es wohl nicht mehr so sehr um Flugzeugträger, auch wenn die USA bislang immer in Taiwankrisen einen Flugzeugträger vor Taiwan geparkt haben; dazu haben die Chinesen langsam zu viele Raketen - wie man aus dem obigen SPIEGEL-Artikel lernen kann.

Nun lebe ich ja hier mit drei pensionierten Generälen auf dem Flur, also in dem, was man hier eine "tiefblaue" politische Umgebung nennt, von der taiwanischen (de-facto) Staatsgründungspartei KMT her, die einst eine chinesische Partei war und über China geherrscht hatte (Kuomintang-Dikatatur 1911-1949) und die seit 1949 eben Taiwan beherrscht (mit freien Wahlen seit 1992/96 und einer Unterbrechungszeit von 2000-2008, als die Opposition den Präsidenten stellte). Und wie sagte ein pensionierter taiwanischer General neulich anlässlich einer Reise in seine alte Heimat* China:

"Die Volksbefreiungsarmee [der VR-China] und die Armee der Republik China [alias Taiwan] sind beide die Armee Chinas."

Da sieht man, würden die VR-Chinesen heute kommen, die Führung in Taiwan würde wohl keine Raketen abfeuern, sondern eher mit Blumengebinden am Strand stehen... grell geschminkt.



* alter KMT-Adel, Generäle und dergleichen sind meist noch in China geboren

Donnerstag, August 25, 2011

Ameisenplage....

Frau berichtet mir gerade völlig aufgelöst am Telefon, in meinem Zimmer sei eine Ameisenplage ausgebrochen. Die verdammten Biester haben sich in einem alten Schränkchen (Schubladenaufsatz für den Schreibtisch) eingenistet und wollten da wohl zwischen meinen Kabeln und den Armbanduhrenanleitungen eine muntere neue Colonia Juckidat aufbauen, die kleinen Kerle. Vermutlich sind sie über Kontakt zur Fensterbank reingewandert, die verdammte Landplage. Denn draußen ist so ein schön breiter Vorbau vor dem Fenster, der allerlei Viechzeuch einlädt. Meine Frau hatte natürlich sofort den Schuldigen gefunden, mich. Ist ja mein Zimmer. Ich muss also lauter schröckliche Dinge da getan haben, Eis gegessen (stimmt) und mit süßen Fingern (klar sind die süß) überall rumgetatscht haben. Ich bin wieder schuld, klarer Fall.


Ich bin wieder zurück im Schmuddel-Taipei, keine Frage. Obiges Bild zeigt die Hauptstraße, wo meine Wohnung in der Nähe liegt, allerdings ist meine Nebenstraße sehr viel ruhiger als die Hauptstraße. An der Hauptstrada im Bilde hatte ich mal eine Wohnung, ziemlich genau in der Mitte, mit einem nach Hundeurin stinkenden Treppenhaus und einer pelzigen Türklinke, herrlich. Undichte Fenster, durch die im Winter kalte Zugluft kam und laufend lärmende fliegende Händler mit Megafondurchsagen. Nachbarn, die die ganze Nacht durch gehämmert haben, das war eine richtige Unterklasseabsteige. Dahinter jedoch liegt das Veteranenwohnviertel, in denen die alten Soldaten der Republik China mit ihren alten Frauen und jungen phillipinischen Dienstmädchen wohnen - und der Ludigel, ganz ohne Dienstmädchen.

 Blick hinunter aus der alten Wohnung. Wie geht das alte Lied? "Don't fence me in...." Irgendwie so.

Daher auch die Ameisen. Ich kann heute Abend was erleben, schließlich wollte meine Frau den ersten Abend heute in der neuen Wohnung verbringen und jetzt sind Ameisen drin. Schluck. Vielleicht kann ja mein kleiner Hausdrache die Ameisen mit seinem feurigen Atem rösten.... never mind.

Mittwoch, August 24, 2011

Exklusivfoto

Und endlich mal ein exklusives Foto von meiner Frau im Taiwanblog, sonst will sie ja immer nicht abgelichtet werden und manch einer hat sich schon gewundert, dass sie nie zu sehen ist. Doch jetzt hat sie sich zu einer Serie von exklusiven Fotos bereit erklärt, nur für Sie, liebe Leser. Hier der erste Teil der neuen Reihe. Exklusiv im Taiwa(h)nblog.


Und hier noch etwas für Mopedhasser oder auch Toyota-RAV4-Rückansichtsfreunde:
 http://www.liveleak.com/view?i=723_1313686853
 Wenn man täglich durch den Verkehr hier mit dem Auto fährt und die kleinen Kerle links und rechts und vorne quer vor und hinten gegen und sonstwo regelwidrig herum rasen, dann empfindet man einen winzigen Teil Befriedigung bei solchen Videos. Sehr winzig natürlich, räusper.


Quelle für das Video: http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=75&t=102048

Montag, August 22, 2011

Junior verwundert immer wieder

Das Taiwanblog erreicht nun auch das "Prahlen mit dem eigenen Kind"-Stadium ;-) 

Unser etwas früh geborener Sohn, der jetzt im Krankenhaus kurz vor der Entlassung steht und den Brustkasten schon hinter sich hat, hat wieder mal alle Krankenschwestern verblüfft. Er hatte noch eine Magensonde drin, über die er mit Milch ernährt wurde, sollte aber schon Flaschentrinken lernen. Das ist eine Fähigkeit, die man ja später im Leben auch noch braucht, wenn auch ohne Nuckel. Nun ging das Flaschentrinken mit der Magensonde aber nicht so gut, ständig verschluckte er sich, die Milch kam dem armen Kerl aus der Nase und er hatte ständig Schluckauf. Prompt blieb auch sein Gewicht erstmal für einen Tag stehen, was eigentlich nicht sein sollte, soll er doch kräftig trinken und wachsen.
Gelöst hat er das Problem selber, als die Schwester kam, lag er fröhlich im Bett und die Magensonde fein säuberlich neben ihm. Wie er das geschafft hat, weiß kein Mensch. Seither trinkt er wunderbar aus der Flasche und daher bleibt die Magensonde auch draußen.
Als die Schwestern und davon berichteten (Frau, mehrere Krankenschwestern und ich standen um den sitzenden kleinen Kerl herum) und seine Tat bestaunten, fing er plötzlich an, ein breites Grinsen aufzusetzen, so als sei er stolz drauf. Unwillkürlich dachte man erst, er habe verstanden, was wir reden. Kann natürlich nicht sein, er wird nur auf die Bewunderungslaute der versammelten Leute reagiert haben.

So lachen sie auch immer, wenn sie an ihm rumzuppeln, die Schwestern. Dies ist aber keine Kranken-, sondern eine IT-Schwester und man muss sich die falschen Wimpern wegdenken. Stattdessen haben sie allerdings rosafarbende Overalls an.


Sonst sagten die Krankenschwestern, er würde bei der "hübschesten" von ihnen immer Lächeln, bei allen anderen nicht. Man merkt an solchen Äußerungen, dass er der Star der Show da ist, eben weil er ein Mischlingskind ist und eher wie ein Ausländer aussieht - sagen die Schwestern immer. Welche da die Hübscheste ist, könnte ich gar nicht sagen. Überall dort laufen junge attraktive Frauen herum, die ständig an ihm herumzuppeln, da wird er wohl Entzungserscheinungen haben, wenn er demnächst nach Hause kommt. Die Schwester, bei der lächelt, hat jedenfalls eine Tiara (so einen Glimmerbügel) im Haar und eine rosa Schleife noch dazu, vielleicht sind es ja die Farbtupfer, die ihn zum Lachen bringen.

Gut, bei so viel jungen Taiwanerinnen, die da auf der Kinderstation herum rennen, Kinder versonnen lächelnd auf dem Arm wiegen und füttern und immer irgendwas zu kichern haben, bin ich auch immer am Lächeln und döse meist zufrieden unter der Höhensonne ein, die Junior manchmal als Heizung zugteilt wird. Ja, ist schon ein netter Ort. Damned, der wird einen Schreck kriegen, wenn zukünftig Schwiegermutter an seinem Bett steht statt blutjunger asiatischer Krankenschwestern. Eine Schwesternhaube zu bestellen wird da wohl auch nichts helfen....

P.S.
Großes Lob an das taiwanische Gesundheitsministerium! Frau und ich bekamen ein Büchlein, das auf die Entlassung des Frühchens nach Hause vorbereiten soll. Auf der linken Seite in Chinesisch und rechts auf Englisch. Es gibt statt Englisch auch Ausgaben auf Thai, Indonesisch und anderen Sprachen. Sehr gute Sache, so ein Buch für gemischte Nationalitäten vorzuhalten!  

2.P.S.: Ein Mexikaner in der Schweiz überlegt, wie er das Herz einer Taiwanerin (auch in der Schweiz) gewinnt auf "Hokkien" (dat ist eine der Sprachen in Taiwan): http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=40&t=101784. Multikulti pur! Ich denke mal, Spanisch kommt aber immer gut. "Encantado Seniorita", da kann sich bestimmt keine Xiaojie mehr halten....

Freitag, August 19, 2011

Oh hört auf mit China...

Jeder quasselt heute über China. China hin, Kina her. Kann es nicht mehr hören. Ist nichts als ein ausgeblasenes Huhn, dieses veldammte China.

Glaubt es nicht? Hier ist der Beweis: http://www.anorak.co.uk/wp-content/uploads/china-chicken.jpg

(Taiwan sollten sie gefälligst rauslöschen aus der Grafik, Dilettanten!)

Taiwan mal aus anderen Augen

Während man schläft eine taiwanische Polizistin am Bett. Na gut, mag auch mal spannend sein. Wenn sie nicht gleich die ganze Wache mitgebracht hätte. Wie schaffen meine Mit-Langnasen* sowas immer nur....?

Interessant finde ich immer wieder, was andere so für Erfahrungen mit Taiwan machen. Für mich heißt Taiwan meist Staus, lange Tage im Büro vor diversen Computer, Familie und abendliches Abhängen vor importiertem Fernsehprogramm. Meist bin ich zu müde, um noch Wochenendkurztripps ins Grüne zu machen. Und jetzt ist erstmal der Junior geboren, na ja, wenn er etwas älter ist, nehme ich ihn und Frau mit aufs Land. Obwohl ich da wohl für meine Frau Choloroform und Seile bereitlegen muss, wo sie so eine Großstadtpflanze ist ;-)

Bis vor kurzem Angestelltenalltag im Reihenhaus (jetzt in der Wohnung) für mich, doch andere machen ganz unterschiedliche Erfahrungen. Hier (http://www.thewildeast.net/news/2011/07/conclusion-of-the-hole-story-part-5/) ist die Erzählung einer jungen Frau (der Kommentar der Autorin "M" auf der Seite fasst die längere Geschichte zusammen), für die der Taiwanaufenthalt früh morgens eine völlig neue Wendung nahm. Hämmern an der Türe, Polizisten stehen am Bett, sie wird festgenommen, Blut wird abgenommen und dann kommt sie zwei Monate lang in Abschiebehaft. Wie ist dieser Albtraum entstanden? Normalerweise werden in Taiwan selbst Ausländer ohne Visum nur freundlich aufgefordert, das Land binnen 14 Tagen zu verlassen und kriegen einen Stempel in den Pass. Kein Gefängnis, keine entwürdigenden Untersuchungen.
In diesem Fall aber hatten scheinbar ihre ebenfalls ausländischen Nachbarn eine Canabis-Pflanzung in der Wohnung, man entschloss sich dann, die ebenfalls von jungen Ausländern bewohnte Nachbarwohnung gleich mit zu untersuchen. "M" hatte als einzige keine Drogen im Blut, kam aber merkwürdigerweise trotzdem in Abschiebehaft - scheinbar hatten die drogennutzenden Nachbarn und Mitbewohner hier entsprechende Abneigung bei den Behörden ausgelöst - und eine Aufenthaltserlaubnis hatte sie nicht, die war längst abgelaufen. Als braver Steuerzahler kann ich die Behörden sogar irgendwie verstehen.

Keine Aufenthaltserlaubnis und dafür bisweilen Canabis in der Hose, das liest man öfter im Ausländerforum Forumosa.com, irgendwie leben die jungen Englischlehrer und ich in völlig verschiedenen "Taiwans".
Die Webseite, auf der sie ihr Abenteuer berichtet, nennt sich "The Wild East" und sie geht verständlicherweise etwas ungnädig mit der Justiz in Taiwan um, jedoch wäre sie mit weniger "Wild West"-Verhalten besser aus der Sache rausgekommen. Ohne Aufenthaltserlaubnis und ohne Steuern zu zahlen als "English-Teacher" arbeiten und mit Kiffern in einer WG leben, da muss ich Verständnis für mein Gastland zeigen. Und das in Südostasien, Mann! Äh... Frau.  


* okay, wenn mich jemand anders hier Langnase nennt werde ich sauer (siehe Vorartikel), selbst nenne ich mich manchmal so. Abel das ist etwas andeles, gell!

Verwandtes Thema: Deutsche in Taiwan im Gefängnis: http://bobhonest.blogspot.com/2010/09/deutsche-in-uberfullten-zellen-im.html

Gib mir Tiernamen, Baby...

Wie neulich berichtet war mir ja einer der Angestellten des Caterers (hochtrabender Name für diese Futterverrührer) in unserer Kantine gehörig auf die Nerven gegangen, der wohl erst kurz da arbeitet. Erst bezeichnete er mich in meinem Beisein gegenüber der Kantinen- und Putzriege, die sich dort auch gerade ihr Essen einwarf, als "Adogah" (heißt wahlweise "Bignose" oder "A-dog") und als ich mich gegen dieses leider in Taiwan recht verbreitete abfällige Wort für Ausländer verwahrte als "Agong" (heißt etwa "Opa"). Gut, mittelwitzig, ich gebe es ja zu. So jung ist er eigentlich selber nicht, aber okay. Ich dachte über Maßnahmen gegen den nassforschen Catererangestellten nach, hielt mich einstweilen noch zurück. Allerdings denke ich, allgemeine Maßstäbe für Service und Kundenfreundlichkeit müssen in jeder Branche gelten - warum soll ich mir solch ein Gerede von einem Angestellten des Caterers anhören - auch wenn man immer alles mit "er ist ja schließlich Taiwaner, die machen das so" entschuldigen kann. Taiwaner behandeln westliche Ausländer fast immer freundlich, oft albern und nicht selten dabei "von oben herab" herumflachsend - um vor anderen auf Kosten des Fremden "Gesicht zu gewinnen", die negative Variante des "Gesicht Wahrens".  Man kriegt zwar meinst eine bevorzugte Behandlung, so hatte ich neulich im Krankenhaus gleich zwei Chefärzte für Frau und Junior, wird aber halt manchmal auch genervt. Mir fiel auf, dass der Kerl meinen Territorialinstinkt getriggert hatte, schließlich esse ich seit Jahren jeden Abend in der Kantine, warum soll das plötzlich etwas besonderes sein? Als ich dann beim nächsten mal den witzigen Küchenmann fest ins Auge nahm und neben ihm stehen blieb guckte er brav zu Boden und stieselte mit gesenktem Kopf daher - da fiel mir als langjähriger Hunderettungsbetreiber (http://stray-dogs.org) die Parallele zum Verhalten von Rüden in der Tierwelt auf. Steifbeinig den Herausforderer abgehen, mir bestens von unseren Hunden bekannt. Schnell geräuspert und wieder den faden Reiskladderatsch mit geschmacklosem Gemüse (Geheimrezept: in H2O gekocht) aufgeladen und seufzend verschlungen.
Doch am nächsten Abend: Wieder ich und er allein am Buffet und was macht er? Tierlaute von sich geben. "Cuckoo, Cuckoo", gab er mehrfach von sich und ein anderer Küchenheini, der mir seit Jahren die Essensbons freundlich lächelnd abnimmt, gesellt sich dazu und beide lachen. Taiwaner können so nervig wie Fußpilz sein.
Jetzt ist er nicht mehr da in der Kantine, habe die Kantinenbetreiberin anweisen lassen, ihre Deputies unter Kontrolle zu halten. Direkt konfrontieren geht wegen Sprachbarriere ja nicht so gut. Irgendwie ein unschönes Gefühl die dienstliche Keule hervorholen zu müssen, aber in Anbetracht unserer ausländischen Gäste, die wir da öfter haben, wohl doch unvermeidlich. Fades Essen servieren mit Tierlauten dazu, warum auch nicht. Mal ein neues Geschäftskonzept für einen Caterer. Gut, dass sie nicht bellen beim Fleischnachfüllen, das würde mich hier in Südostasien irgendwie nervös machen beim Essen.
Ja ja, gut, ein bisschen tut er mir ja auch Leid. Aber vielleicht gibt er jetzt ja zu Hause seiner Frau Tiernamen und macht ihr den Kuckuck oder den H....gst, hat alles sein Gutes.


Mittwoch, August 17, 2011

Familiensinn (aka "ein Neffe zu viel")

Bei der Neffenriege, die sich am Sonntag nebst ihren Eltern immer in Schwiegermutters Wohnung in Taipei versammelt, war mir schon immer aufgefallen, dass es einer zu viel ist. Fünf Jungs haben die vier Schwestern meiner Frau ja mittlerweile geboren und jetzt bitte nicht an "Abtreibung von weibl. Föten" denken; einer der fünf Jungs ist ja meiner und schwupps war er da. Die ganze Familie hat endlich mal auf ein Mädchen gehofft, aber da war es wieder ein Junge, was die Familie mittlerweile lachend als "Familienfluch" bezeichnet.
Früher war mein Junior ja noch gar nicht auf der Welt und trotzdem waren es immer fünf "Neffen", wie kann das sein?

 "Brüder" Drei und Vier von mittlerweile Fünf. Einen Sechsten von den Fünfen gibt es auch noch. Äh.... irgendwie so.

Der Überzählige wird "D-d" genannt, wirklich so als ob man den Buchstaben D zweimal so spricht wie man es in der Grundschule lernt (also "d" und nicht "de"), was die Chinesifizierung seines englischen Sprachschulnamens "David" sein soll. D-d ist der Längste und mittlerweile 15 oder so, wo kommt er her? Jedenfalls kriegt er die normale Neffenbehandlung, inklusive Ohrensaubermachen durch meine Frau. Hier in Taiwan wachsen Kinder immer behüteter auf, mich wundert manchmal, dass unsere 18-jährigen Neuzugänge in der Firma (wenn männlich) keine Windeln mehr tragen, aber so ganz sicher bin ich mir da auch nicht. Halt, stopp, jetzt spotte ich schon wieder, nur weil es hier kulturell anders läuft.

D-d ist der Schulfreund von meinem Lieblingsneffen und sozusagen mit in die Familie aufgenommen worden, weil seine Eltern sich nicht so recht kümmern, wie meine Frau ganz leise neulich sagte - nachdem sie jahrelang eine Erklärung für die Teiladoption von D-d, der aber noch bei seinen Eltern wohnt, verweigerte.

Sein Vater war schon über 50, als seine nur wenige Jahre jüngere Frau ihren D-d bekommen hat und kurz darauf ist der Vater entlassen worden. Hier in Taiwan ist der Jugendkult noch viel schlimmer als bei uns in Deutschland, wenn man mit Mitte Vierzig noch nicht im Management-Cubical sitzt, muss man zusehen, dass man Taxifahrer wird oder der Frau mit dem "Fried-Chicken"-Imbisswagen hilft. Die Familie hatte also Finanznot und D-d wurde schließlich mit einer Packung Instantnudeln als Frühstück erwischt. Ohne Wasser, hat also trocken auf dem Zeug rumgekaut. Die gibt es für nur 8 Taiwandollar zu kaufen, in einer öligen Variante, die man zur Not auch ungekocht essen kann als Knabberzeug, aber der trockene ölige Dreck hat mit menschlicher Nahrung nichts mehr gemein. Sein Mittagessen war wohl ähnlich karg, Frau erzählte davon, dass es manchmal ganz fehlte oder er wieder nur diese verdammten Instantnudeln hatte. So fing es dann wie es bis heute geblieben ist, D-d kommt spät abends vorbei und holt sich bei unserer Schwiegermutter (also der Großmutter seines Schulfreundes) seine Frühstücks- und Lunchbox für den nächsten Schultag ab und am Sonntag kommt er immer etwas früher zum Familienessen, damit er noch das kleine Zimmer von unserem Lieblingsneffen nutzen kann und dort ins Internet kann, was er zu Hause nicht hat.

Mittlerweile geht es seinen Eltern finanziell besser, seit vielen Jahren schon haben sie ein Schreibwarengeschäft, bislang hat das um die 35.000 Taiwandollar im Monat abgeworfen, weniger als 1000 Euro im Monat, für drei Leute nicht gerade Luxus in Taipei. Die Familie wohnt auch im Soldatenviertel wie auch Schwiegermutter und neuerdings ich auch, möglicherweise zahlen sie also keine Miete, denn Veteranen haben die Eigentumswohnungen billig zugeschanzt bekommen. In der letzten Zeit wird es finanziell wieder schwieriger, die Leute kaufen weniger Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, das Internet lässt grüßen. So ist es so geblieben wie es ist und D-d ist irgendwie der fünfte Neffe geworden. Oder der sechste der Brüder mittlerweile - denn die Kinder der vier Schwestern inklusive D-d werden alle als Brüder bezeichnet.

Taiwaner sind "Familienwesen", da machen sich westliche Ausländer hier oft auch drüber lustig, aber irgendwie ist es doch ganz nett, so mit Gruppenzusammenhalt am östlichen Tellerrand der Weltscheibe.


Übrigens hat Taiwan Beihilfen für sozial schwache Familien, wohl auch für Schulmaterial und Krankenkassenkosten können vom Amt übernommen werden. Eine völlig mittellose vierköpfige Familie würde wohl nur 4000 Taiwandollar als Beihilfe erhalten, meine Info hier erhebt aber keinen Anspruch auf Richtigkeit. Die Hemmschwelle solche Beihilfen zu beantragen ist wegen Gesichtsverlust aber sehr groß.
Gekündigte Arbeitnehmer erhalten für jedes Jahr, das sie da waren, ein Monatsgehalt.

Dienstag, August 16, 2011

Reihenhaus ausgeräumt, Wohnung bezogen

Unser Haus auf dem Lande ist ausgeräumt, eine unschätzbare Hilfe war unsere dynamische Mittvierziger Putzfrau, die mit ihrem Mann alles in Kisten verpackt hatte, so dass wir nur noch wenig zu tun hatten, gerade weil ein Umzugsunternehmen Kisten und Möbel schnell und sicher - sogar mit Schutzhüllen für die Möbel diesmal - auf diverse Laster verladen hat. Das war noch etwas ganz anderes 2006, als wir eingezogen waren, das damalige Umzugsunternehmen hatte 12.500 Taiwandollar, also etwa 300 Euro verlangt und bestand aus tätowierten, betelnusskauenden Vandalen, die die damals noch neuen Möbel ohne Schutzhülle transportiert haben und um 20 Jahre altern ließen - Schrammen und fehlende Ecken en masse. Diesmal 25.000 Taiwandollar bezahlt und kaum neue Kratzer, da kann man nicht meckern. In der Übergangs zeit hatten Frau und ich bei Schwiegermutter in Taipei logiert, ziemlich beengt mit zwei Leuten in einem kleinen Zimmer...


Notlager bei Schwiegermutter

... schnell habe ich mein umgemachtes Nachtlager vom Parkettboden wegretouchiert und auch das andere Bett mit der Paitbrush "gemacht". Nicht schlecht, so gefällt mir Hausarbeit viel besser. Letzte Nacht ist übrigens der Ventilator explodiert, macht übrigens Geräusche wie ein Raubtier, wenn das Drahtgehäuse in den Rotor kommt und Frau und ich standen senkrecht im Bett. Auch mal nett. Übrigens war das Zimmer ein altes Kinderzimmer, irgendeine der Schwestern meiner Frau ist das groß geworden und Spielzeug für die Neffenriege ist in den Schränken gelagert. Auf der kleinen Plastikvioline mit Pu-der-Bär-Logo konnte ich einen fiesen Schwiegermutterblues spielen. Zwar fehlten dem Ding die Batterien, aber es hatte so naturgetreue Saiten, dass ich diese wirklich spannen konnte, um ihnen verschiedene Tonlagen zu entlocken und mit einer Büroklammer lies sich eine blusige Melodie drauf zupfen. Aber es ist typisch für Asien, dass niemanden mein Radau interessierte, nicht mal um 23 Uhr. 
Jetzt ist die neue Wohnung ganz in der Nähe von Schwiegermutter jedoch eingerichtet, die vielen Möbel aus viel mehr Zimmern stehen jetzt in viel kleineren Zimmern, die auch noch viel weniger an der Zahl sind. Entsprechend ist alles farblich zusammengewürfelt und ich kriege beim bloßen Bewegen in der Wohnung Platzangst. Ein fünfmal so kleines Schlafzimmer haben wir jetzt und mein Zimmer macht mir Sorgen, mich mit übereinander gestapelten Regalen zu erschlagen beim nächsten Erdbeben - sowieso ist alles so vollgestopft, dass es wie ein Jugendzimmer wirkt. Fehlen noch Popstars an den Wänden. 

Frau will auch erstmal nicht einziehen sondern bei ihrer Mutter bleiben. So richtige Lust auf die überfüllte Bude habe ich aber auch nicht. Hmmm..... eigentlich ist es ja bei Schwiegermutter gar nicht so schlecht ;-)


Freitag, August 12, 2011

Ende einer Reise (Taiwanstyle, mit mag. Pülverchen und Zwergen)

Mit der Geburt unseres Juniors geht für meine Frau und mich eine lange aufregende Reise zu Ende, die sicher zu persönlich ist, um sie hier im Detail zu schildern. Wir wollten ja schon lange Nachwuchs, er wollte sich aber nicht einstellen, obwohl in unseren Testresultaten immer alles bestens war. Ein Marathon durch Krankenhäuser, ergebnislose Untersuchungen, teils sehr schmerzhaft für meine Frau, Ärzte die an mir trotz guter Testresultate irgendwelche idiotischen Tuningoperationen durchführen wollten, wohl weil sie mal Lust hatten, an einem Ausländer zu arbeiten - und auch vor falschen Diagnosen dabei nicht zurückschreckten, die einer Dr.med.Google-Überprüfung nicht standhielten. Und am Schluss der Spruch, nach Jahren der Herumdokterei von grinsenden einheimischen Ärzten, wir seinen nun zu alt für Kinder. El Dottore hat gesprochen.

 Toll war die Hühnersuppe, schwarz und mit Seepferdchen, die es in einer Chinesisch-Traditionellen Apotheke hier in der Nähe gab. Auf dem Beipackzettel sollte stehen: "Darf nur von Verheiraten angewendet werden resp. wenn feste* Freundin in der Nähe ist."

Dann der Umweg zur Chinesischen Traditionellen Medizin (CTM), spannende Pülverchen, die die Durchblutung der Gebärmutter fördern, schließlich Fehlgeburten als Resultat. Ein winzig kleiner uralter CTM-Arzt, der Geheimtipp unter den Kinderlosen, der wieder spannende Pülverchen hat. CTM-Geheimarzt hier und dort, alles dubioser und dubioser und immer teurer, Besuche in Tempeln, wo kostenpflichtiges Segnen (oft 1000 NT+) Kindersegen bringen soll. Raten Sie mal mit Rosenthal, ob es geholfen hat. Besuche bei Wahrsagern bis runter in Kaoshung, körperbehindert mit Metallschienen am Bein, zieht sich Weihrauch in die Nase und rülpst ihn kräftig heraus. Gaben Aussagen von sich wie ich würde vom Geist meines toten Bruders verfolgt (den ich nie hatte) und wir würden uns 2011 bzw. 2013 scheiden lassen. Ich glaube mein nicht vorhandener toter Bruder soll die Geburt verhindern oder irgendetwas in der Art, ich habe mir das nicht alles gemerkt und desto mehr Wahrsager wir besucht haben, desto mehr Verständnis entwickelte ich für die heilige Inquisition.

Am Ende war die Lösung ein teurer Privatarzt, der also nicht die in Taiwan übliche Chipkarte der staatlichen Krankenversicherung NHI (National Health Insurance) nimmt. Wir hatten gleich mehrere gegen horrende Summen engagiert und darunter auch wieder ein dubioses Abenteuer, von dem ich erst in vielen Jahren einmal schreiben werde. Am Ende fand ein Arzt, der seine Klinik e-Stork, also "e-Storch" nannte, die Lösung. Ein Bakterium hatte bei meiner Frau die Empfägnis verhindert oder für spätere Probleme gesorgt, drei Tage ein Medikament genommen und das Problem war endlich, nach all den Jahren der Quacksalberei, erledigt. In Deutschland wäre das wohl Standardprogramm von Anfang an gewesen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Zwei Dinge kann man lernen:

- Nicht Gesundbeterei und Hokuspokus und TCM sind die Lösung gewesen, sondern sorgfältig angewandte Schulmedizin.

- Kinder gibt es vom Klapperstorch (mit Webseite heutzutage, deswegen e-Storch).

* weiche Freundin geht auch zur Not.

Mittwoch, August 10, 2011

Ludigel und das verschwundene Landhaus

Korrigiert: "Miaoli" schreibt sich das Nest richtig. Wie in "Miao" für Katze.
 
Bereite schon den nächsten Blogartikel vor, "Ludigel und das Drogencamp", ein recycelter Artikel aus dem Vorgänger dieses Blogs über eine lustige Fahrt mit einer verrückten Reiseleiterin, die uns irgendwo in den Dschungel ins Goldene Dreieck entführte oder wohin auch immer. Jedoch auch heute noch passieren hier mysteriöse Dinge, daher die heutige Folge.
Hintergrund ist, dass Frau und ich potentiell Interesse am Erwerb eines freistehendes Hauses auf dem Lande mit Garten drumherum haben - während wir die Woche über im stickigen Taipei hausen und arbeiten und bei unserem kürzlich geboren Junior sind, den Schwiegermutter dankenswerterweise aufziehen soll. Sie soll wissen, wie man mit Säuglingen umgeht und diese unschätzbare Ressource wollen Frau und ich uns nicht entgehen lassen.

In "Miaoli", irgendwo in der Mitte Taiwans sollte es große Grundstücke geben, auf die man sich selbst ein Häuschen setzen könne und das alles auch noch zu einem sehr zivilen Preis, also machten Frau und ich uns im Ludigelmobil gen Süden auf. Obwohl Schwiegermutter und schon düster gewarnt hatte: "In Miaoli kümmert sich die Verwaltung um rein gar nichts", sagte sie. Wir zuckten nur mit den Achseln und setzen Kurs Süden, immer runter auf dem Highway One, um uns ein Demo-Landhaus in der Anlage anzusehen.

Runter vom Highway, rein nach Miaoli und meine Frau beklagt sich, wie wenig Restaurants und Kioskgeschäfte (Seven-Eleven-Läden, die den ganzen Tag geöffnet haben) es gibt. "Hier gibt es nicht mal Frühstücksrestaurants!", rief sie erschreckt aus. "Sollen wir denn auch noch das Frühstück selber machen, wenn wir hier wohnen?". Das war für sie der Inbegriff des Horrors. Schließlich war Mittagszeit und Frau wollte, dass ich ein Restaurant suche, was in der Gegend eine Schnitzeljagd im wahrsten Sinne des Wortes ist. Na ja, streng genommen ohne Schnitzel am Ende. Ich schlug einen schnellen Happen bei einem prompt gefundenen Seven-Eleven vor, Pappburger in Plastik oder Reisrolle mit Irgendwas drin, aber nein, das reichte meiner Gattin nicht. Erst nach Seven-Eleven jammern und wenn man dann endlich einen gefunden hat, will sie nicht. Versteh einer die Frauen. Jedenfalls rollte das Ludigelmobil so durch die Gegend, als plötzlich die Straße verschwand. Siehe oben.

Hier entschwindet die Straße um die Kurve und meine Frau meckerte: "Siehst du, hier gibt es nicht mal richtige Straßen!". Mir wurde auch mulmig der Piste zu folgen...


...denn das Ludigelmobil sieht zwar aus wie ein Geländewagen, hat aber nur Frontantrieb. Reflexartik habe ich hier mitten in der Pampa auch noch so geparkt, als wäre es ein Großstandparkplatz, man achte auf meine reflexartige Ausrichtung an den Bodenlinien. Wenn wir hier ein Haus kaufen, könnten wir wirklich Allradantrieb gebrauchen beim nächsten Auto, schwante mir.
Ich erklärte meiner Frau mittlerweile, dass wir hier als Großstädter aus Taipei andere Maßstäbe bräuchten, schließlich bedeute der Name "Miaoli" laut Wikipedia "Katze-(und)-Racoon-Hund", wobei ein "Racoon-dog" oder eben Racoon Hund etwa so aussieht wie ein Waschbär. "Wo sich Katze und Hund gute Nacht sagen, comprendre?", sagte ich meiner Frau. Die sich prompt beschwerte ich würde zu viel reden und ihr Magen würde knurren.

Schließlich fand sich das einzige Ristorante weit und breit hinter einer sogar gepflasterten Kurve und wir mussten insgesamt 1000 Taiwandollar für zwei Personen für Besichtigung des Restaurantparks und eine Mahlzeit zahlen. Sind nur etwa 25 Euro umgerechnet, aber für Taiwan ist das recht teuer - und gut war das Essen auch nicht.
"Sieht hier aus wie mein letzter Arbeitsplatz in Deutschland", bemerkte ich, an die DotCom-Bude in Darmstadt denkend. Doch wirklich, nur weniger Blumen hatten wir damals. Wieder kam der Hinweis auf das viele Reden und den knurrenden Magen.


Und so wie hier der Restaurantpark sahen die Parks von den Kurhotels aus, wo wir unsere Softwarevorführungen gemacht hatten. Hmmm... komisch, dass die DotCom-Blase geplatzt ist damals....    Ja ja, schon gut, ich komme schon, komme schon.....

Der Ausblick aus der Küche in der DotCom-Bude in Darmstadt war fast so schön wie hier beim Essen in Maoli. Nur fehlte mir der Rotwein, den wir in der DotCom-Bude immer hatten. Oder das Weißbier. Na ja, gut, man kann nicht alles haben.

Weiter ging es auf der Piste und zu guter Letzt standen wir vor einem Berg, auf den eine Straße hinauf führte, die allerdings geschlossen und eine reine Baustelle war. Wir fragten einen der behelmten Leute dort und er erklärte uns "die Straße ist weg", was eine sehr erhellende Antwort war, gegeben den Umstand, dass wir direkt davor standen. "Diese Großständer", hat er bestimmt noch kopfschüttelnd im Weggehen gesagt. Wir fanden dann noch ein handgeschriebenes Schild auf dem frei übersetzt stand:

DIE STRASSE IST NACH REGEN WEG GESPÜLT.
HABEN DARAUFHIN PROVISORISCHE ZWEITE STRASSE GEBAUT.
DIE HAT DER REGEN AUCH WEG GESPÜLT.
JETZT GIBT ES KEINE STRASSE MEHR DEN BERG RAUF.

Frau und mir schwante, dass es noch viel unangenehmer wäre, jetzt oben auf dem Berg zu sitzen, wenn es keine Straße mehr RUNTER gäbe. Oder noch viel unangenehmer, wenn man gerade auf der Straße drauf ist, wenn sie weg gespült wird und daher flohen wir, so schnell uns die kleinen Gummiräder trugen wieder Richtung Hauptstadt. Andere Straßen den Berg hoch gab es nämlich wirklich nicht laut Online-Straßenkarte (meine Frau hat sogar Wireless Internet gefunden da auf dem Lande, Wahnsinn!).

Da waren noch mehr Schilder daneben. Bestimmt stand auf dem einen:

UND ÜBERHAUPT KÜMMERN WIR UNS UM NIX HIER.
IHRE STADTVERWALTUNG VON MIAOLI

Schwiegermutter hat eben immer Recht. Und die Hausbesichtigung entfiel mangels Hubschraubers.

Vitales Taiwan, sieches Europa

Taipei. Heute Morgen haben die Unruhen auf drei neue Stadtteile übergegriffen, neben Shijih, NeiHu und CouTofu sind jetzt auch HongCha und LueCha betroffen. Unter den marodierenden Menschen, die Autos in Brand stecken und sogar Häuser, sind auffallend viele Einwanderer aus Thailand, Vietnam und Kambodscha, die Steine und Brandsätze auf Polizisten werfen. Präsident Ma Ying-Jeo kehrte vorzeitig von der AU (Asiatische Union) Konferenz aus Vietnam zurück, auch wenn der Beschluss über das nächste 40-Milliarden-US-Dollar Stützpaket für die marode Wirtschaft des Nachbarlandes Laos noch nicht beschlossen wurde. "Die nächste Tranche steht schon bereit", erklärte Ma und unterließ es den Beschluss zu rechtfertigen, der den taiwanischen Steuerzahler allein 20 Milliaren US-Dollar in den nächsten fünf Jahren kosten wird. Ma....

Totaler Schwachsinn der Text oben. So würden die Taiwaner hier nie die Kontrolle über ihr Land verlieren. Aber wenn wir den obigen Text mit London und einem europäischen Regierungsoberhaupt aufschreiben, dann stimmt er doch schon zu 100%. Wie groß der Gegensatz zwischen dem immer noch wachsenden und sich verbessernden (Umweltschutz, Soziales, Nahverkehr) Taiwan und den lethargischen, offenbar im Niedergang befindlichen europäischen Gesellschaften ist, sieht man, wenn man solche Nachrichten, wie sie Spiegel-Online massenhaft und täglich aus Europa zu bieten hat, mal auf sein Gastland überträgt.

Europa hat die Kontrolle verloren und zwar vollends. Einwanderer wurden zu Millionen ins Land geholt, ohne dass sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten mussten oder jedenfalls an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, es bildete sich in den europäischen Ländern eine oft religiös radikalisierte, gesellschaftsfeindliche Schicht, unterprivilegierte Inländer und Ausländer/Einwanderer zusammen, die der Hass auf ihre Heimat- bzw. Gastgesellschaft vereint.

Für Europäer ist das alles schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden und das bloße Ansprechen dieser Probleme bringt einen schon -völlig unsinnigerweise- in den Verdacht "rechtsradikal" zu sein. Doch wenn man hier in einem vitalen südostasiatischen Land sitzt, dann schaut man verwundert nach Europa und denkt sich "das darf doch alles nicht wahr sein". Eine Kanzlerin, die das Staatsvermögen mit beiden Händen an andere Länder verschenkt, brennende europäische Hauptstädte (kürzlich Paris, heute London). Irgendwie sitzt es sich hier in Asien doch ganz gemütlich und man lässt die daheim machen und schaut verdutzt aus der Wäsche.  

Dienstag, August 09, 2011

Lexgen... äh ... Luxgen SUV...

Hier bei einem Ausflug in den Süden Taiwans ein Autovergleich auf einem Parkplatz. Weil unser Autochen ja 185.000 km auf dem Tacho hat, ist ein neuer fahrbarer Untersatz ja immer in der Diskussion.
Im Vordergrund jedenfalls der "Luxgen" SUV. Luxgen ist eine neue taiwanische Automarke, initiiert vom taiwanischen Hersteller Yulong (hat sich auch mal Yueleng geschrieben), der seit längerer Zeit die taiwanischen Nissans aus japanischen Teilen baut - und z.T. innen stark abändert. Mein Nissan X-Trail etwa im Hintergrund entspricht außen dem japanischen alten  X-Trail, hat aber innen einen angeblich selbst designten Innenraum der -allerdings mit Kunstholz- und braunem Leder den Innenraum von Oberklasselimusinen nachahmt und trotz Imitat dabei ganz wohnlich wirkt. Alle Armaturen sind völlig anders als in der deutschen X-Trail-Version.
Yulong bedient sich auch bei Renault-Technologie, denn Nissan und Renault arbeiten zusammen. So basiert der Minivan-Bruder des Luxgen SUV (Mini ist bei dem fetten Ding allerdings unangebracht) auf dem alten Renault Espace.

taiwanischer Luxgen SUV im Vordergrund, Ludigelmobil im Hintergrund
Im Firefox vergrößert Links- oder Mittelklick.

Jedenfalls kostet der neue Luxgen SUV etwa gleich viel wie mein Nissan vor einigen Jahren, also etwa 20.000 Euro umgerechnet (um die 800.000 NT) hat jedoch einen 2.2-Liter Turbomotor mit 175 Pferden (hp in der Taiwanangabe ist so pi-mal-Daumen gleich PS) und Allradantrieb, während bei mir ein drehmomentschwacher 2-Liter mit 150 PS verbaut ist und ich nur Frontantrieb habe. Negativ am Luxgen, der optisch ein dicker fetter Brummer ist, fällt mir das coupeartige Heck auf (hier gut zu sehen: http://paultan.org/2011/01/05/luxgen-suv-sports-and-mpv-elegance-launched-in-taiwan/). Man sieht, dass hinter dem C-Holm kaum noch Kofferraum ist. Wieso man dicke SUVs mit dem Kofferraum eines Kompaktwagens baut, verstehe ich bis heute nicht. Mein Nissan hat sich gerade beim nur teilweise selbst gemachten Umzug als praktischer Transporter erwiesen.

Meine Frau will auch von dem Luxgen (Name und Firmenschild mit silbernem L erinnern irgendwie an eine japanische LUXUSmarke, gell?) nichts mehr wissen. Sie sagte neulich: "Wer weiß, was die Taiwaner da an giftigen Kunststoffen im Innenraum verbaut haben, da machen die sich bestimmt keine Gedanken drum." Manchmal wird sie mir richtig unheimlich, wie eingedeutscht sie manchmal denkt...

Lexus oder Luxus, ich werde die Finger davon lassen.

Montag, August 08, 2011

Skandal: Ausländer als Müllopa in Taiwan

Taiwans müllsammelnde Senioren sind überall zu finden, sie sind alte Herren, die Lastenkarren von dem Ausmaß eines LKWs mit einem uralten Motorrad als Zugfahrzeug nächtens durch Taipeis enge Gassen bewegen - natürlich unbeleuchtet, versteht sich. Oder sie sind alte Damen, die über und über mit Pappkartons vollgestapelte Handkarren abends durch die Gassen schieben und Papier-, Papp- und Flaschenmüll auflesen, den die zahlreichen kleinen Geschäfte einfach vor die Tür stellen. Sie werden dann in Recyclingstationen dafür mit einer Handvoll Taiwandollar bezahlt, etwa 100 (2.50 Euro) für eine pralle Fuhre inklusive Gerätemüll, nur Pappe und Papier bringt deutlich weniger.

 Hard times in the land of Teigtaschen


Nun sollen auch westliche Ausländer, sog. "Waiguoren", "Laowai" oder "Adogah" (Bignose) beim Müllsammeln in Taiwans Hauptstadt beobachtet worden sein. Werden arbeitslose "Englischlehrer", die früher Taipeis Hauptstadtkinder in der Vorschule schlechtes Englisch (legendär sich Gedichte darum, was alles der 'Cock' -Hahn- am frühen Morgen anstellt) beigebracht haben, aufgrund der sinkenden Geburtenrate nun bald den alten Menschen Taipeis beim Aufsammeln von Recyclingmüll Konkurrenz machen?

Nun, ganz so ist es wohl noch nicht. Der einzige Laowai, der sich derart betätigt hat, war wohl meine Wenigkeit. Veritabel fuhr ich mit meinem SUV bei einer Recyclinganlage vor, allerdings mit Frau und Schwiegermutter, parkte mein SUV hinter dem Dreirad einer daraufhin finster aus der verschmutzten Wäsche schauenden alten Frau und lud alte Elektrogeräte und Papierstapel aus, die stellte ich auf einer Wage ab und Schwiegermutter erhielt dann ein Paar Dollar dafür. Der Müllplatztochter im Teenageralter fielen bald die Augen aus dem Kopf, als ein Laowai auf ihrem Müllplatz den Müll auffuhr und sie versuchte entsprechende Begeisterung auch bei ihrem Nachbarn am Schreibtisch zu wecken, der war jedoch wohl längst eingeschlafen und brabbelte nur etwas im Halbschlaf. Ein breites Grinsen hatte der Laoban (Chef) des Müllplatzes für mich über und dirigierte mich dem richtigen Müllhaufen entgegen.
Traurig wollte ich mich von meinem alten ledernen Pilotenkoffer trennen, das Emailleschild "e-Security for e-Business" und der Firmenname der Dot-Com-Firma, bei der ich in Deutschland gearbeitet hatte, in der Zeit als "e-Business" noch ein Zauberwort für Investoren war, kündigte noch von alten stolzen Zeiten. Einst hatte ich den Koffer mit zwei SAP-Servern im Miniformat zu Kunden und sogar zu SAP in Walldorf bei Heidelberg getragen und heute nun stand der Koffer verloren auf einem kakerlakenverseuchten Müllplatz in seinem so gottverlassenen Winkel Südostasiens, dass die Leute dort nicht mal wissen, ob sie nun Chinesen sind oder nicht. Der Müllmann wollte meinen Aktenkoffer nicht und schwupps trat ihn die dreiradfahrende Alte mit dem Fuß durch die Gegend. Wahrscheinlich war sie sauer, dass jetzt Ausländer mit dem SUV ihr und ihrem Dreirad Konkurrenz machen.

Grund für die Aktion war, dass meine Schwiegermutter (auch mit kleinem Dreirad) in eben dieses Müllgeschäft eingestiegen ist. Obwohl sie das eigentlich nicht nötig hat, macht sie jetzt den armen Senioren bei der Jagd nach Müll und Pappe Konkurrenz. Und meine Frau meinte, bevor Schwiegermutter fünfmal mit dem Dreirad zum Müllplatz (gleich hinter Burger King und Starbucks, habe ich daher auf Anhieb gefunden) fährt, soll ich sie einmal mit dem Auto hinfahren. Man erinnere sich, Telefonbetrüger hatten Schwiegermutter ja um 800.000 Taiwandollar (etwa 20.000 Euro) vor einiger Zeit erleichtert - und daher will sie sich jetzt wieder etwas zurück verdienen.

So wird eine mysteriöse Langnase wohl noch einige Zeit den Müllkutscher spielen, gleich hinter Starbucks, sehr zum Zorn alter kleiner Müllfrauen, die übrigens gar nicht so nett und niedlich sind, wenn man sie nachts auf einem käferverseuchten Müllplatz trifft, wie man sie sich immer vorstellt. Aber ich würde meiner wütenden "Kollegin" dort doch empfehlen bei ihrem roten Dreirad zu bleiben. Mein SUV verbraucht neuerdings 12 Liter, seit ich in Taipei nur noch Stadtverkehr fahre. Da muss man schon viel Müll aufsammeln.

Das Taiwanblog, wie immer in den hintersten Winkeln Taiwans mit Exklusivberichten vor Ort.

P.S.: Wer sich noch eine meine Parkplatzprobleme erinnert, weil die Teigtaschenbude direkt vor meiner Parkbucht plötzlich berühmt und sogar im Fersehen war - der Chef der Müllplatzes sagte prompt zu meiner Frau: "Ich kenne Sie, sie wohnen doch mit ihrem Mann an der Teigatschenbude, oder?" Wir bejahten und er fügte kichernd hinzu "Und sie kaufen auch nie die Teigtaschen dort, oder?" Auch er hatte sie schon als Geschenk vom Teigtaschenmann erhalten, die duftenden Teigtaschen, wie einst meine Schwiegermutter. Die Teigtaschen sind in der Straße Legende - angeblich wollte der Teigtaschenmann damit den Friseur nebenan bezahlen, der aß eine Teigtasche und verschenkte den Rest an meine Schwiegermutter, die aß wiederum eine und verschenkte den Rest an arme Leute, die wiederum gaben sie an Bettler weiter und die sollen letztlich versucht haben, sie Straßenhunden anzudrehen, die jedoch, so wird erzählt, das Weite gesucht haben.


Ich glaube ja kein Wort solcher Erzählungen in der Straße dort. Mir fiel allerdings auf, dass der Ruhm der Teigtaschenbude nur etwa drei Tage dauerte und jetzt trotz Fernsehbericht alles wieder leer ist. "Wer da einmal probiert hat kommt nie wieder", sagte Schwiegermutter dazu.

Freitag, August 05, 2011

Islamkritik, jetzt erst recht

Die Presse ist sich einig, weil ein Geistesgestörter Islamkritik für seinen Amoklauf als Begründung zitiert hat, ist ab sofort jeder Islamkritiker an dem Massaker in Norwegen Schuld. Klarer Fall.
Doch hier am östlichen (nicht rechten!) Tellerrand der Weltscheibe nimmt das Taiwanblog wieder kein politisch korrektes Blatt vor den Mund.
Mir ist die Truppe unheimlich, das sei ganz klar gesagt. Trinken einfach nichts, wie soll man da mit zu Rande kommen. Egal ob links oder rechts, immer kann man ideologische Differenzen bei einem kleinen Umtrunk auflösen. Aber bei sittenstrengen Gläubigen die nichts anrühren? Wie soll das gehen?

 Christen: Wein, Weib und Gesang (Foto: Ludigel)

Langfristig wird der globale Alkoholismus über den Islamismus siegen, da bin ich mir sicher. Schmeckt einfach besser.
[Okay, ich bin beim Freitagabend-Drink angelangt ;-]

 ... bis jemand die Polizei ruft (Foto: mit Ludigel)

Nettes und Nerviges

Der Mietvertrag ist unterzeichnet, konnte mir also unsere neue Wohnung im Veteranenviertel noch mal ansehen. Veteranen wie in "alte Soldaten", also wörtlich zu nehmen. Sehr nett die Vermieter, er ein Offizier im Ruhestand, mit ruhiger, freundlicher, einnehmender Art, hinterließ zwei Flaschen Rotwein im Küchenschrank, die sie uns zeigten - da stoße ich dann gerne auf die Armee der Republik China alias Taiwan an - und proste auch Luftwaffe und Marine zu, man weiß ja nie. Nachbarin Frau W. ist eine Mittfünfziger Dame, elegant und souverän, eben wie man sich eine Generalsgattin so vorstellt. Möbel haben wir für den Umzug kaum, schließlich hat unser Tischler-Onkel fast alle Möbel im Haus maßgeschneidert in den Wänden eingeklebt - die übernimmt der Käufer der Reihenhauses.
Nette Erlebnisse hatte ich der Tage viel mit Taiwanern, etwa mit winkenden Eltern im Krankenhaus, die wie ich ihr Kind auf der Kinderstation besuchen, wo unser Neugeborener noch liegt. Oder Lustiges wie der junge Mann, der mir vorm Eingang zum Krankenhaus entgegen kommt und so merkwürdig seine Kamera vor dem Bauche hält, da höre ich zweimal leise Klick, hat er mich heimlich fotografiert. Na ja, in Taiwan ist man mit Mitte Vierzig und Übergewicht im Hawaiihemd-Dings immer noch eine Attraktion.

In dem Militärkrankenhaus gefällt es mir sowieso immer besser, das schicke Basement mit Burgerking, Dunkin Donuts (die haben den deutschen Krapfen oder Schmalzkuchen tatsächlich erheblich verbessert die Amis) oder dem Koreaner im Food Court, wo es Rindfleisch mit würziger schwarzer Soße gibt. Schwarze Soßen sind immer gut, das ist so im Leben. Oder die Doha-Butze, wo Frau und ich eben Doha, einen wie Pudding schmeckenden Sojapudding (schmeckt wie Pudding weil es Pudding ist) essen und der Backwarenladen mit echten Baguettes. Jetzt bräuchte ich nur noch eines der dunkles Zimmer wo die Ärzte und Schwestern immer drin nächtigen, dann könnte ich auf die Wohnung verzichten. So aufgeräumt, dunkel und leer ist Taiwan sonst nirgends, herrlich zum Schlafen.

Unschön war es überraschenderweise in der Firmenkantine, wieder mal nach Jahren der Ruhe. Wollte mir nur Schnell Pommes mit Reis und scharfem Irgendwasfleisch hinein löffeln um noch schnell vor dem Stau aus der Firma zu kommen und meinen Sohn im Krankenhaus zu besuchen, da bezeichnet mirch irgendein Küchenaffe als "Adoga", gesprochen "Adoa", das ist Taiwanisch und heißt "Langnase" oder "Bignose" und kommt vielleicht auch von einem japanischem Schmähausdruck "a dog" (gespr. auf Japanisch: a-dog-a, weil sie hinten die Silben lang ziehen) für Weiße. Ich verbitte mir das, sogar auf Mandarin, da sagt er auf Chinesisch zu der Küchendamen-Batterie. "So, was dann, AGONG vielleicht?". Die Damenriege kichert, dass die Schneidezähne nur so blitzen unter den Stupsnasen. "Agong" heißt alter Mann, sehr schmeichelhaft. Ich wollte nur mein Essen löffeln und lies es dabei bewenden, ein paar Minuten länger reden mit dem Knallkopp und ich stehe im Stau. Und er kann mich auf Chinesisch eh jederzeit nieder reden. Wir werden mal sehen, welchen Sprung die Karriere des Küchenteufelchens in der nächsten Zeit machen wird. Oder ich lasse es dabei bewenden, wenn es keine weiteren Vorkommnisse gibt. Andererseits hätte ich ja auch ein Übersee-Kunde sein können, und von denen sprechen auch viele ein paar Brocken des Lokalkolorits. Und wer will in diesen schwierigen Zeiten schon Kunden verlieren, weil sie in der Kantine beleidigt werden.

Hmmm.... seit dem Tripp nach Indien habe ich in der Tat ein paar graue Strähnen und Ringe unter den Augen. Tja, so vergeht die Zeit. Aber wie hatte ich einst bemerkt als vor Jahren schon eine Nachbarin in den Zwanzigern einen Zettel mit der Parole "jung und erfolgreich" in ihrem Cubical neben mir aufgehängt hatte.... "Ich bin alt und gemein."

Geriatrische Grüße,
Ludigel

Mittwoch, August 03, 2011

Grundbuchamt, Sex and Crime

Verkauf unseres Reihenhauses geht seinen Gang...

Sowohl meine Frau als auch ich sind als Eigentümer unseres Reihenhauses eingetragen, welches bereits verkauft ist. Jedes mal wenn wir einen formalen Schritt wie diesmal die Umschreibung im Grundbuch auf dem Amt vornehmen, erhält die Notarin eine weitere Tranche vom Kaufpreis, von dem sie dann letztendlich die Bank auszahlen wird und uns die winzige Differenz zur Bankschuld überweist, alles geht seinen ordentlichen behördlich-notariellen Gang und klappt wunderbar. Anwesend auf dem Grundbuchamt in Zhongli (Jhongli, Chungli sind alternative Schreibweisen) im Landkreis Taoyuan waren nun die Notarin, der Immobilienmakler und natürlich Frau und ich nebst einer Endfünfziger Beamtin der Stadt Jhongli. Mit Ausländern hatten die dort wohl noch nie zu tun, die ganze Damenriege guckte aufgeregt aus der Wäsche, tuschelte und guckte zu mir rüber, das normale Provinzprogramm eben und in Taiwan ist man als Ausländer schon so einiges in der Hinsicht gewöhnt. Alles nicht weiter schlimm, schließlich sind sie fast immer sehr freundlich dabei.
Merkwürdig fand ich, dass Frau und ich beide unsere Krankenkassen-Chipkarten vorzeigen mussten neben unseren Ausweisen - wozu braucht man das zur Eigentumsübertragung eines Reihenhauses?

 Trennung vom gepflegten Reihenhaus auf dem Land, um in eine etwas heruntergekommene Soldatensiedlung in Taipei zu ziehen ... aus familiären Gründen erforderlich.

Ganz nervös wurde unsere Beamtin nun, als sie meine Ausländerkarte "ARC" vorgelegt bekam und meinen Pass. Oh weh, der Kopf wurde immer röter. Sie fing dann irgendwann an, die kleine blaue Plastikkarte millimeterweise abzusuchen, das Ding einen Zentimeter vor den Augen und diskutierte mit meiner Frau das Deko des Staatswappens. Alles ist kritischen Unterton, so als wolle sie sichergehen, dass wir die Karte (kreditkartenähnlich und mit Bild) nicht selbst geschnitzt hätten. Was es an dem Blütendeko (Staatswappen der Republik China alias Taiwan) auszusetzen gab weiß ich nicht, man könnte ja auch was schmissigeres nehmen, etwa Adler mit Totenkopf auf der Brust und gekreuzten Blitzen in den Krallen. Aber Kaktusblüte oder was immer das ist muss nun mal reichen. Aha, da klärte sich ihr Misstrauen auf, sie hatte noch eine Kopie meiner alten ARC, das war das größere Pappding und war nun völlig verdattert, dass die neue Karte anders aussah. Nach sage und schreibe einer dreiviertel Stunde Diskussion über meine Identität und unglaubiges Bestaunen meines Passes und der spannenden Schriftzeichen darin ("ist das da der ausländische Name?") gab sie mir Pass und ARC zurück - nur um fünf Minuten später die Ausländerkarte zurück zu verlangen. Jetzt war der Dame nämlich eingefallen, ich könne ja möglicherweise gar nicht der Ausländer auf dem Foto sein sondern ein anderer. Ich musste also meinen Kopf in bestimmten Winkeln halten und sie schielte mich durch ihre Brille an und musterte mich verkniffener, als es jede DDR-Grenzerin in der guten alten Zeit in Deutschland je fertig gebracht hatte. Ich musste einfach Lachen bei der Prozedur und sie dann auch und gab mir letztendlich die Karte zurück. Alle anwesenden Damen (alle Beamtinnen in einer Sitzreihe present) kicherten dann noch, als ich mühsam meinen chinesischen Namen (den kriegt man in Taiwan) schreiben musste und das alles fand meine rot angelaufene Sachbearbeiterin so aufregend, dass sie einen Stempel an die falsche Stelle haute und - das ganze Formblatt noch einmal ausgefüllt werden musste - und ich wieder meinen Namen schreiben musste. Alle anwesenden Damen inklusive meiner Frau waren sich einig, dass die zweite Version deutlich hässlicher sei als die erste.

 Idylle auf dem Land in Taiwan, im Vordergrund kleine Gemüsegärten (irgendwie ohne Gemüse, dafür aber mit um so mehr Kladderadatsch), wie sie von den Leuten hier auf ungenutzten Grundstücken einfach wild angelegt werden. Eine Nachbarin hatte auch so einen hinter unserm Haus und hat immer fließig Dung gesammelt, damit es auch gut wächst. Nur weil sie keine Tiere hat, war der Geruch doch immer etwas unangenehm ;-)


 Zwischendurch suchte ich die Toilette auf - die Putzfrau auf der Treppe lächelte mich überfreundlich an, wie das die Einheimischen hier bei weißen Ausländern meist tun und wies mir überflüssigerweise den Weg, dabei "Meiguoren" (Amerikaner) murmelnd. Ich ließ es so stehen, die Diskussion eine Etage tiefer reichte mir schon, da wollte ich es nicht auch noch komplizierter machen.
Als ich wieder zurück war, hatte meine Frau mittlerweile meinen Namenstempel benutzt (man hat hier einen Signaturstempel mit verschlungenen chin. Schriftzeichen) und alles schien doch seinen unvermeidlichen Gang zu gehen, in der dritten Stunde mittlerweile, obwohl die ganze Prozedur sonst nur 30 Minuten dauerte, wie die Notarin erklärte. Meine Schilderung der Verwirrung und Endlosdokumentenprüfung und Aktenkreuzreferenzierung und Staatswappenornamentediskussion im obigen Text ist also stark verkürzt, wie der geneigte Leser sich denken kann.
Dann mischte sich noch die neugierig guckende Kollegin zur Linken ein und erklärte meiner Frau, die für mich übersetzte, alles müsse von ihrer Kollegin ganz genau geprüft werden, schließlich würden Ausländer oft so Tricks drauf haben, den taiwanischen Staat um Gelder zu betrügen. Frau stimmte ihr zu und alle fanden das so richtig, also verzichtete ich auf beleidigtes Rotanlaufen, das mit der Rotwerderei tat ja schon die Damenriege zur Genüge. Dass man als Informatiker, der ein Reihenhaus verkauft (klingt irgendwie ziemlich spießbürgerlich, gell?) für Al Capone Junior gehalten wird, weil man anders aussieht, hätte ich so auch nicht gedacht, aber in der nervösen Atmosphäre im Grundbuchamt, die bisweilen eher zu einem Teenie-Ferienlager zu passen schien, konnte ich den Damen nicht mal böse sein, insbesondere bei all dem Verlegensheitskichern der anderen Sachbearbeiterinnen zwischendurch. Die Kollegin, die den Vortrag über kriminelle, langnasige Hausverkäufer gehalten hatte, schenkte mir zu allem Überfluss auch noch eine Kappe für meinen Namensstempel, wie kann man solchen Frauen böse sein...

Dienstag, August 02, 2011

Trauriger Tag im Militärkrankenhaus

Unserem Filius im Krankenhaus geht es gut. Der kleine Kerl war ja etwas zu früh gekommen und liegt daher noch im Brutkasten, aber alles scheint sehr gut zu laufen. Bilder will ich hier nicht zeigen, das Problem mit dem Internet ist ja die Bildersammelei von Drittseiten. Mein eigenes Bild erscheint in irgendwelchen Personensuchseiten unter falschen Adressen, falschen Webseitenangaben und falschen Berufsangaben, manchmal sind auch die Angaben korrekt, aber das Bild falsch. Personalchefs googlen sich ihre Bewerber zusammen. Wer weiß, wie in 20 Jahren ein Internetprofil aussieht, steht da neben dem Urlaubsfoto dann das Bild im Brutkasten?
Unser Sohnemann jedenfalls ist kregel, obwohl er gerechnet vom normalen Geburtstermin an noch im Minus ist altersmäßig, verblüffte er die Krankenschwester schon damit, sich selbst aus der Bauchlage auf den Rücken gedreht zu haben (soll er noch nicht können dürfen) und fällt ansonsten durch wilde in-der-Luft-Treterei im Brutkasten auf. Klar, ihm wird es darin langweilig, einen kleinen LCD-Monitor hätten sie ja wenigstens unter der Brutkastendecke anbringen können. Dazu noch MP3-Streaming, so schwierig kann das doch nicht sein.
Toll hat sich seine Nachbarin etwickelt, kam zur selben Zeit wie er, war allerdings eine Schwangerschaftswoche weiter und hat in Windeseile Gewicht zugelegt und ist jetzt schon ein richtig propperer Säugling und kann bald nach Hause. Wir haben uns mit den Eltern sehr gefreut und ihr Töchterlein bewundert. Bei den Mädchen ist es immer leichter, sagte unser Arzt.

Traurig war es dann, als der Nachbarbrutkasten wieder neu belegt wurde. Vorgestern erhaschte ich noch einen Blick auf den Brutkastennachbarn, war dann schon in Sorge, als laufend Alarme auf dem Monitor piepten und die Schwestern heran rasten. Als meine Frau dann am Folgetag zu Besuch war, ist der kleine Nachbar (auch ein Junge) leider verstorben, als die Eltern dabei standen. Meine Frau kam weinend aus der Station, ich hatte wegen Erkältung draußen gewartet und als sie mir erzählte, war ich so verdattert, das ich Probleme hatte, den Wagen vom Parkplatz zu fahren. Der Brustkastennachbar war noch deutlich früher geboren, das ist leider gefährlicher - auch wenn die Überlebensquote auf der Station bei Frühgeburten fast 100 Prozent beträgt, wie uns unser Arzt sagte. Wir hatten gehofft das Wörtchen "fast" nicht so erleben zu müssen.
Freude und Leid eng beieinander, das fiel mir schon auf, als ich mich am frühen Morgen des 01.07. über meinen eigenen Sohn freute, der schreiend und strampelnd geboren wurde, so dass mir schon klar war, dass mit ihm wohl alles okay war. Am selben Infotisch in der Pediatrie  saß tags drauf eine Frau, auch Ärzte und Schwestern um sie herum wie bei mir - und weinte, eben da, wo ich mich eben noch gefreut hatte.

Da ist man im Nachhinein doppelt froh, das alles gut gegangen ist und fühlt mit den Eltern, die diesen grausamen Verlust erlitten haben.

Fahrstuhlnauten zweiter Teil: 5. Stock, Philipinien

Willkommen zu unserer Reihe "Ludigels wundersame Fahrstuhlfahrten in Südostasien". Neulich waren also Frau und bei Schwiegermama im Fahrstuhl und noch eine weitere Insassin teilte die enge auftriebige Zelle. Leicht asiatisch, Anfang 20, mit schwarzem Haar, aber eher europäisch als asiatisch aussehend. Hausschuhe, kurze Turnhose (he, ich habe kaum hingesehen) und T-Shirt ließen darauf schließen, dass die Dame hier zu Hause war und bei meiner Frau war jedenfalls die Neugier geweckt. Meine Frau sprach sie auf Englisch an woher sie käme. "Phillipinen", war die Antwort, die junge Frau sprach fließend Englisch. Nun stellen die Taiwaner immer so viele Fragen, meine Frau auch - und so war alsbald klar, dass die mysteriöse Dame als Dienstmädchen in einem der oberen Stockwerke arbeitet, vermutlich in der Betreuung eines alten Militärveteranen hier in der Veteranenwohnanlage in Taipei. Man sieht sie immer des morgens, die meist dunkelhäutigeren Dienstmädchen, die sich daher optisch von den meist hellhäutigen Han-Chinesen in Taipei abgrenzen, wie sie die Soldatenopas im Rollstuhl durch die Gegend schieben. Unsere Mitreisende wirkte aber optisch eher wie aus Sevilla, offensichtlich waren die spanischen Vorfahren hier zu merken. "Ob sie mal frei hätte" frage meine Frau. Merkwürdige Frage, dachte ich. Nur einen Tag alle 4 Wochen, sagte sie. Frau sage ihr noch, dass sie sehr hübsch sei, sie bedankte sich und dann trennten sich unsere Wege.
Draußen erzählte mir meine Frau, sie wolle sie als Putzkraft anwerben für unsere neue Wohnung. Da stand mir doch der Schweiß auf der Stirn, denn die junge Dame hatte ein Aussehen, wie es eher einem Fotomodell oder einer Samstag-Abend-mit-Cabrio-auf-dem-Kudamm-cruisen - Fahrerin oder Beifahrerin entsprach. Ob ich eine Anfangzwanzigerin, die aussieht wie ein Fotomodell, auf allen Vieren wischend auf meinem Fußboden vorfinden möchte, gehört zu den merkwürdigen Fragen im Leben von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie mir stellen muss. Kann natürlich auch viel Abwechselung bringen sowas. "Schatz, leg das Messer weg und lass den (heißen) Wasserkocher stehen, Desdemona hat mich gebeten, sie auf der Leiter beim Lampewischen abzustützen......aaaaaaarrrrrrg".

Ihr enger Zeitrahmen wird das Zusatzputzen wohl verhindern. Ich weiß noch als Schwiegermutter ein philippinisches Dienstmädchen hatte. 15+ Stunden Arbeitszeit (eigentlich noch länger, ich war nur nach 15 Stunden zu müde zum mitzählen) und Schwiegermutter verfolgt sie streng auf Schritt und Tritt, hier putzen und da hast Du einen Quadratmillimeter vergessen. Schlafen beim schwerkranken Familienoberhaupt im Zimmer, alle 30 Minuten geweckt, um ihn zu betreuen an den Schläuchen und pumpen. Die Hölle kann nicht viel anders sein (den Krankheitsgeruch im Zimmer habe ich noch nicht erwähnt, oder?).

Philippinisches Dienstmädchen in Taiwan, das ist das wahre Vergnügen. Wie sagt man hier immer? Gewerkschaften brauchen wir hier nicht.

Übrigens sprechen Philipinos meist fließend Englisch und Spanisch. Müssen aber trotzdem in unterprivilegierten Jobs schuften.