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Freitag, Juni 04, 2010

Korrupte Polizisten, Gangsterstadt Taichung (Update)

Die mitteltaiwanesische Stadt Taichung ("Chung", standardisiert eigentlich "Zhong" zu schreiben, heißt auch "Mitte") hat sich im sonst friedlichen Taiwan einen Ruf als Gangsterstadt erworben, in der schon mal am helligten Tage von Gangsterbanden herumgeballert wird. So hatte ein Gangster, der von einem Polizisten auf der Autobahn angehalten wurde, dem Polizisten vor ca. zwei Jahren die Waffe abgenommen und dann versucht, vorbeifahrende Autos anzuhalten. Ein Fahrer, der nicht anhielt, wurde von ihm erschossen, er konnte dann fliehen.
Jetzt (http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2010/06/02/2003474462, http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=8&t=88821) fand ein Mordanschlag auf einen Gangster statt, der in seinem Büro erschossen wurde. Zufälligerweise hielten sich gerade 4 hohe Polizeibeamten in dem Büro auf, als der gastgebende Gangster erschossen wurde. Sie gelten als mit dem Gangster "verbunden". Die vier Polizisten versteckten sich unter dem Kaffeetisch, während herumgeballert wurde und haben sich anschließend schnell vom Tatort entfernt. Als sie schließlich doch ermittelt wurden sagten sie, sie hätten nichts gesehen, wären ja unter dem Kaffeetisch gewesen. Auch wieder wahr. Manch einer scheint in Taiwan dieser Tage zu vermuten: sie mussten vermutlich ihre Geldscheine zählen - wenn man in die Presse schaut.


Heiße Bräute, Schießeisen und rote Kuverts mit Schmiergeld. Die Einheimischen haben es gut, die dürfen Polizist*** werden.

Das Leben in Taiwan ist friedlich, von Taichung vielleicht mal abgesehen, aber seit korrupte Polizisten (vermutlich) in das Ausnehmen meiner Schwiegermutter verstrickt waren (letzte Meldung dazu hier: http://bobhonest.blogspot.com/2010/05/polizei-fangt-schwiegermutter-gangster.html), gebe ich zu, dass das irgendwie mein Lieblingsthema geworden ist. Es ist allerdings auch ein beunruhigender Gedanke, wenn die Ordnungshüter selbst oft kriminell sind, schließlich dürfen sie von Gesetzes wegen mit Schießeisen in der Gegend herumfuchteln.


Besorgte Polizisten schützen die Bürger in Taiwan.


*** Anmerkung für Interessierte:

Schon von Gesetzes wegen werden taiwanesische Polizisten praktisch dazu gedrängt, mit den Gangstern zusammenzuarbeiten. Nach taiwanesischem Gesetz unterstehen Ortspolizisten zwar disziplinarisch der Staatsanwaltschaft, bekommen ihr Budget allerdings vom Bürgermeister. Und "Moribud the Burgermaster", um ein Lied zu zitieren, ist natürlich mit der örtlichen Mafia verbandelt. Das liegt wiederum zumindest im Norden in der Geschichte, als die Festlandchinesen 1949 Taiwan übernommen haben und sich zu einem Schutzbund (Soldaten nach Feierabend) zusammengeschlossen haben, um sich mit den Einheimischen um das beste Land zu streiten. Klar, dass dieser Schutzbund zur heutigen nordtaiwanesischen Mafia (Bambusgang genannt) geworden ist. Außerdem ist die Truppe mit der Partei KMT verbunden, das war ja die KMT-Regierung unter Chiang Kai Shek, die aus China nach Taiwan geflohen ist. Und auch der Bürgermeister von Taichung ist von der KMT. Ich sehe ihn richtig vor mir, als großen Kriminalitätsbekämpfer.

Update:

Das Magazin des Todesschützen war zwischenzeitlich leer, er ging dann zurück zu seinem Auto, um nachzuladen. Unterdessen suchte der Angeschossene (Herr Weng) in seinem eigenen Büro Zuflucht, in dem sich aber die 4 Polizisten verbarrikadiert hatten. Herr Weng wurde dann mit der zweiten Salve erschossen. Wieder mal sind auch sämtliche Sicherheitskameras, die den Vorfall gefilmt haben gelöscht wurden. Das ist in Taiwan Standardprozedur, die Polizei löscht grundsätzlich erst mal sämtliche Aufnahmen von dem Verbrechen - und das wo es hier überall Kameras gibt. Habe das jedenfalls schon mehrfach gehört.
http://www.chinapost.com.tw/taiwan/local/taichung/2010/06/04/259316/p1/Hu-Mu-yuan.htm







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